Gestern Nacht gesehen: Die bisher vielleicht allerbeste Folge "Resurrection Ship: Part 2". Halluzinogene Melancholik zwischen Blade Runner und 2001 trifft auf knallharten Spannungsfilm, eine unglaubliche Mischung aus wildem, befreienden, assoziativen Wahnwitz und kühlstem, analytischem Plotting. Zwei Folgen vorher ensteht aus dem Nichts eine völlig neue Dimension des sich ständig erweiternden Battlestar-Universums (und dieses Universum ist hier nicht auf narrative Strukturen beschränkt wie im Falle von Lost, Battlestar Galactica betreibt wirklich world building, aber nicht im Sinne der öden Fantasy-Literatur und ihren beliebigen, austauschbaren Fabelwesen; auch nicht jedoch im Sinne einer allegorischen Parallelwelt, die nur unsere eigene verdoppelt. Im Grunde ist gerade die unklare Situierung dieser Welt das interessanteste an ihr, schwankt sie doch stehts zwischen eskapistischer Fantasie, utopischer Alternative und dystopischer Kritik, ohne sich letztlich für eines der drei zu entscheidend. Vielleicht wird durch diese Verweigerung implizit die zweite Variante bevorzugt). Nach dieser Folge ist zumindest wiederum alles völlig anders und neu, die Serie ändert weniger den Aufbau ihrer Welt, als ihre Perspektive auf dieselbe.
Nicht zuletzt besteht Battlestar Galactica aus einer Reihe großartig durchinszenierter Melodramen, die sich allesamt mit jeder narrativen Wendung des Hauptplots ebenfalls eine Komplexitätsstufe nach oben verlagern. Vor allem die Figur Boomers wurde im Laufe der bisherigen 24 Folgen mit einer fast unglaublichen Anzahl von Schicksalsschlägen und existentiellen Krisen konfrontiert. Dennoch wirkt nichts lächerlich oder überzogen, alles ist folgerichtig und keine kaum einmal wird eine verworrene Beziehung in halbgaren Storytwists wieder gerade gebogen (zugegeben, ab und an passiert das schon, aber äußerst selten).
Die verschiedenen Ebenen finden sich nicht nur über die Staffel verteilt, sondern in jeder einzelnen Folge. Besser erzählt wird im amerikanischen Fernsehen derzeit wohl selten, vom Kino ganz zu schweigen. Battlestar Galactica ist irgendwo ganz oben im amerikanischen Serienhimmel, direkt neben The Wire und Arrested Development und vielleicht sogar noch etwas über The Shield, Lost und Deadwood.
Btw an alle Mitfans: Wie ich gerade erst bemerkt habe, ist zusätzlich zur vierten Staffel noch ein zweistündiger Fernsehfilm in Produktion, der die Vorgeschichte der Pegasus behandeln wird. Nach den letzten drei Staffeln kann ich diesen genauso wenig erwarten wie den Rest der regulären Serie.
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