Friday, May 09, 2008

Timeline 9.5.2008

10:30 - 12:00
Pressevorstellung Prom Night im Filmpalast. Fein säuberlich nach Hautfarbe und Subkultur getrennt marschieren die Schüler paarweise zum Abschlussball ins Grand Hotel ein. Was folgt ist aalglatter und klinisch reiner Teeniehorror, die Figuren kommen aus der Jeanswerbung, die Bilder aus Musicclips.

12:10
Verdi-Demo vor dem Karstadt: "Mann muss es doch mal sagen dürfen: Man kann die Kuh nicht melken, wenn sie verhungert. Wir wollen mehr - Geld, Geld, Geld". Die Kunden vor dem Karstadt-Eingang schauen einen Moment verwirrt, lassen sich aber nicht aus dem Konsum-Takt bringen. Für einen Moment wirkt das gesamte Setting genauso falsch und tot wie Prom Night. Aber natürlich ist der Vergleich einer Gewerkschaftsdemo mit einem stromlinienförmigen Bild-Ton-Konsumprodukt unfair und dumm. Die Dummheit geht vom Film aus, nicht vom Leben.

12:20
Vor der AGB wird das Straßenfest des Karnevals der Kulturen aufgebaut. Noch steht nur das kommerziell-nüchterne Gerippe des Multikulti-Freizeitparks: Humorlose Metallstreben, hässliche Trucks, farblose Planen. Statt Ethnoklängen dröhnt aus einer Ecke Death Metal. Anderswo haben sich bereits vier Trommler versammelt und klopfen sich warm. Auch der Karneval der Kulturen ist natürlich im Grunde keine ganz unsympathische Veranstaltung. Dennoch weiß ich in diesem Moment, wo ich mich dieses Wochenende nicht aufhalten werde.

12:25
Ich betrete das Videodrom. Als ich ein paar Minuten später wieder ins Freie trete (im Gepäck Dominik Grafs Die Sieger), sieht der Sonnenschein schon wieder deutlich echter aus.

2 comments:

Anonymous said...

Karneval der Kulturen - "nicht ganz unsympathisch" finde ich sehr euphemistisch für "ist ein großer Blödsinn", aber vielleicht hattest Du das ja gar nicht im Sinn ;-)

Grüße
Thomas

Lukas Foerster said...

naja, wer da seinen Spaß haben will, dem gönne ich ihn schon, nur eben strikt außerhalb meiner Sicht-, Höhr- und Geruchsweite...
Grüße,
Lukas