Über den deutschen Film zu schimpfen, heisst meistens, nicht genau genug hinzuschauen, denn ganz hinten, in den letzten Winkeln unseres Landes finden sich immer wieder Perlen die für den schändlichen Müll, den die Mainstream und Nicht-ganz-Mainstream Produktionen von Eichinger bis Weingärtner entschädigen. So geschehen in letzter Zeit etwa bei Status Yo!, Jazzclub (ok, beides schon etwas länger her) und vor allem Die Reise ins Glück, letzterer sicherlich DAS Filmereigniss des bisherigen Jahres. Doch so etwas ist selten und diese Filme sind klare Ausnahmeerscheinungen: Status Yo! wurde ohne eine Mark Fördergeld in jahrelanger Kleinstarbeit gedreht und die anderen sind schlicht und einfach die Werke zweier Genies. Warum jedoch muss man in diesem Land so weit weg vom Mainstream, vom Festival- wie vom Popcornkino um eine Chance zu bekommen, zumindest halbwegs vernünftige Filme zu sehen (sicher, die Situation ist wahrscheinlich in allen Ländern in den Grundzügen ähnlich, jedoch scheint es mir in Deutschland doch besonders schlimm, in Frankreich etwa, das strukturell Deutschland in vielem ähnlich ist, zB was die zentrale Rolle von Fördergeldern anbetrifft entstehen immer noch Jahr für Jahr herausragende, provokative, vor allem progressive Werke)?
Doch nun zu Deadlock. In den 70ern schien es noch weit weniger schwer, inspirierendes Kino auch innerhalb des Systems zustande zu bringen, das zeigen nicht nur einige Werke des inzwischen hinlänglich gewürdigten Neuen Deutschen Films, sondern auch einige Versuche im Genrekino, welche sich leider nie zu einer kontinuierlichen Produktion ausweiten konnten (zumindest außerhalb des Sex/Pornofilms). Roland Klicks deutscher Italowestern gehört sicherlich zu den Highlights dieser Jahre. Vom psychedelischen Anfang bis zum dekonstruierten Showdown breitet der Regisseur ein Spektakel vor dem Zuschauer aus, welches den Vergleich mit den besten Arbeiten Leones und Corbuccis wahrlich nicht zu scheuen braucht. Die Schauspieler tun ein übriges dazu, Mario Adorf spielt endlich mal in einem Film, der ihn auch verdient und Marquard Bohm (der auch in Rote Sonne, einem weiteren Ausnahmefilm aus dieser Periode zu sehen ist) spielt die vielleicht coolste Figur, die jemals über deutsche Leinwände gelaufen ist. Deadlock weisst nicht nur (rückblickend vergeblich) dem deutschen Genrefilm eine Perspektive jenseits des Schulmädchenreports, sondern erlaubt auch einen Blick auf ein Land, das einige Jahre lang bereit schien, ausgetretene Pfade zu verlassen und etwas Neues zu wagen. Nicht nur im Kino war spätestens in den 80ern diese Hoffnung wieder verblasst (womit Deutschland natürlich auch nicht alleine steht).
Nachtrag Jahre später: der Anfang: auweia