Superman, Richard Donner, 1978
Selten gelang es dem phantastischen Film, seiner ja eigentlich offenkundig inhärenten Bestimmung zum Traumartigen, Poetischen so konsequent einzulösen, wie in diesem zurecht legendären ersten Supermanfilm der neuen Serie. Von den wundervollen Eröffnungssequenzen auf Krypton, diesem im Art-Deco-Stil ausgestatteten und von mit gleissend weissen Gewändern bekleideten, esoterischen Blödsinn redenden Bewohnern, über die zauberhafte Szene, in welcher Lois Lane zum ersten Mal mit Superman fliegen darf - irgendwann endet der Dialog und sie beginnt, einen halluzinatorischen, delirierenden Off-Kommentar zu sprechen - bis hin zum ausgedehnten Schlusskampf, der zuerst ein auf irdischer Zeitlichkeit beruhendes Dillemma heraufbeschwört ("Du kannst nicht beide Raketen gleichzeitig aufhalten") und dadurch Superman scheinbar in irdische Ursache-Wirkungs Prinzipien einzubinden scheint, nur um anschließend zu zeigen, wie Christopher Reeve sich dann ohne mit der Wimper zu zucken, und selbstverständlich ohne jede Erklärung eine rein additive Lösung herbeiführt, indem er einfach von einem Ort zum anderen fliegt und ein Problem nach dem anderen löst, dies alles gehorcht einer derart einleuchtenden Nichtlogik, wie ich sie sonst nur in Träumen finde.
Die Filmtechnik unterstützt diese durch die Erzählstruktur etablierte halluzinatorische, träumerische Erzählstruktur perfekt: Superman ist einer der wenigen Filme (ein weiterer ist der sträflich unterschätzte 1977er King Kong), in welchem Hollywood sich nicht nur ein wenig vom naiven Anspruch auf "Realismus" und "Glaubwürdigkeit" entfernt, sondern tatsächlich einen Paradigmenwechsel wagt: die Special-Effects Szenen werden nicht durch Naturalisierungsverfahren dem Rest des Films angepasst, aber auch nicht angeberhaft ausgestellt, sondern veredeln den Film als ausgestelltes Kunsthandwerk, das nicht seine spezifische Beschaffenheit, wohl aber seine strukturelle Funktion durchaus selbstreflexiv offenbahrt. Die Traumfabrik war selten ehrlicher als in diesem Film.
Superman 2, Richard Lester / Richard Donner, 1980
Der zweite Teil, wiewohl von ausgesuchter Komik, besitzt nicht mehr die runde Vollkommenheit des ersten Filmes. Zwar ist auch Superman 2 poetischer, phantasievoller als so ziehmlich alles, was das Genre seither hervorgebracht hat (und auf jedenfall phantasievoller als die im direkten Vergleich doch recht bescheiden erscheinenden Batman-Märchenstunden Tim Burtons), doch die Poesie bleibt auf einzelne Sequenzen beschränkt, die sich nicht mehr so recht zu einem geschlossenen Ganzen schließen mögen.
es sind denn auch vor allem einzelne Montagesequenzen und die Vielzahl an komischen, gut untereinander abgestimmten Einzelheiten, die gefallen. Besonders gelungen ist eine ausgedehnte Parallelmontage: einerseits zerlegen die drei wunderbaren Space-Bösewichte um Zod eine amerikanische Hinterwäldlerkleinstadt mit derselben Lust am puren, jedoch deutlich potenzgesteuerten Kaputtmachen, die einige Jahre später die Bösewichter in RoboCop an den Tag legen, wenn sie mit ihren neu erworbenen Monsterwaffen/Penisprothesen minutenlang einfach in der Gegend herumballern, andererseits feiert Superman mit Lois Lane in seiner nun rosa ausgeleuchteten Festung der Einsamkeit Kitschhochzeit.
Auch Superman 2 ist selbstreflexiv, allerdings in ganz anderer Art: er thematisiert seine Finanzierung. Der Film ist möglicherweise einer der ersten, die exzessives Product Placement betreibt, und, da Superman nunmal der nach Captain America amerikanischste aller Superhelden ist, sind Coca cola und Marlboro natürlich besonders präsent. Dies hindert Christopher Reeve jedoch nicht daran, einen der Bösewichter direkt hintereinander in eine riesige und so ganz unsubtil plakative Marlborowerbung und eine noch größere Coca Werbebande krachen zu lassen. Ähnlich emblematisch tritt in amerikanischen Filmen (und in der Tat auch in Superman 2 selbst) sonst nur die amerikanische Nationalflagge auf.
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