Anchorman zeigt das Frat-Pack, beziehungsweise dessen derzeit mit Abstand produktivsten Flügel um McKay, Ferrell und vor allem den hier als Produzent beteiligten Judd Apatow von seiner besten Seite. Überhaupt ist es seltsam, wie innerhalb von gerade einmal drei Jahren eine kleine überschaubare Gruppe ehemaliger Fernsehproduzenten und -stars zu den vielleicht größten Hoffnungsträgern des aktuellen amerikanischen Kinos aufsteigen konnte. Keiner der Beteiligten scheint einen nennenswerten Indiefilmbackground aufzuweisen (unter den derzeit interessantesten Komödienregisseuren besitzt einen solchen ohnehin höchstens Jared Hess), Berührungsängste auch mit dem weniger coolen Teil des Mainstreams sind kaum vorhanden (Apatow produziert demnächst einen Adam Sandler-Film). Das alles weißt darauf hin, dass derzeit in Hollywood mehr Platz ist für kleine, subversive Experimente als im Miramax-verseuchten Indiesektor.
Man könnte beispielsweise Anchorman, eine völlig durchgeknallte Mediensatire, die aufs vorzüglichste vielfach gebrochenes Seventies-Pastiche mit kruden intertextuellen Verweisen sowie einem äußerst souveränen Spiel mit Genremotiven mischt (wobei letzteres zu den etwas schwächeren Elementen des Films gehört, dazu gleich mehr) und gleichzeitig die amerikanische Realität nicht auch nur für eine Sekunde aus den Augen verliert mit selbstgenüsamen "character-driven" Generation Rotwein Langweilern ala Sideways oder der narzisstischen Lakonik Broken Flowers' vergleichen um nachzuweisen, wieviel mehr nicht nur an technischem Können, sondern auch an Imaginationskraft, an Anschlusspunkten für die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Diskurse usw die Mainstreamavantgarde um Apatow derzeit zu bieten hat als das öde Indiewood innerhalb des Weinstein-Horizonts (beziehungsweise weiß ich gar nicht, ob die Weinsteins daran heute noch schuld sind, wahrscheinlich hat sich das Problem inzwischen viel komplexer institutionalisiert).
Viel lieber würde ich jedoch die spezifische Art Komik beschreiben, die Anchorman, wie auch dessen Nachfolger Talladega Nights, den ich beim ersten Anschauen sträflich unterschätzt hatte und nun unbedingt noch einmal sehen muss, auszeichnet. Denn beide Filme zeichnet ein ganz spezifischer Humor aus, der vielleicht entfernt verwandt ist mit den Zitatfeuerwerken in "Family Guy" oder "Southpark", aber letztlich doch ganz anders funktioniert. Zwar geht es auch hier um oft recht obskure intertextuelle Verweise, diese werden jedoch nie zum Selbstzweck des Films. In der Tat gehören die Elemente der Genreparodie, die sich am Ende mehr und mehr einschleichen, trotz ihrer technischen Brillanz nicht zu den Stärken des Films. Wirklich viel scheint aus dieser Art der Komödie nicht mehr herauszuholen sein und vor allem eignet sie sich schlecht für die Improvisationsarbeit, die viele der besten neuen Komödien auszeichnet.
Ganz bei sich selbst ist Anchorman vielmehr in seinen zahlreichen absurden Setpieces, in welchen sich Ferell und einige der üblichen Verdächtigen (unter anderem der großartige Paul Rudd, der hier zwar nicht seine beste Rolle hat, in meinen Augen aber geradezu prädestiniert dazu ist, der nächste große Frat Pack Star zu werden) das soziokulturelle Universum der 70er zu eigen machen, selbstverständlich immer medial vermittelt, aber ohne dabei direkt auf Filmzitate oder ähnliches zurückgreifen zu müssen. Just a bunch of good guys havin fun - und mittendrin plötzlich Christina Applegate, die dann ausgerechnet auch noch den Feminismus nach San Diego bringen soll.
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