Monday, October 11, 2010

Philip Roth

Eingestiegen bin ich in dieses Werk von der falschen Seite: mit I Married a Communist und American Pastoral. Insbesondere letzteren könnte man als Versuch begreifen, tatsächlich die "Great American Novel" zu schreiben, die der gleichnamige Baseballroman aus den Siebzigern parodiert. Vom Gesamtwerk her betrachtet sind auch diese beiden, stark vom Attraktionswert der Zeitgeschichte her konstrierten Bücher vor allem als Rearrangements der klassischen Roth-Obsessionen zu lesen: jüdisches Leben, Maskulinität, Newark, Lindbergh, Nixon, Antikommunismus, Nachkriegsamerika, Father-Issues etc. Dass Sex keine allzu große Rolle spielt, ist auch in erster Linie einem In-joke (Zuckermans Impotenz) zu verdanken.
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Weitherhin irritiert die Erzählperspektive. Macht Roth sich seinen verschiedenen, aber untereinander eng verwandten Erzählern tatsächlich total gleich? Immer wieder suche ich nach Momenten, in denen der Autor sich vom Erzähler distanziert und sei es auch nur ein wenig. Ich finde sie nicht. Aber neutrale Medien, bloße vermittler der Sicht des Autoren auf die Welt sind sie dann auch wieder nicht. Schließlich finden sich in den Büchern auch immer wieder Passagen, die andere, manchmal genau entgegengesetzte Positionen artikulieren. Und die sprachliche Investition in diese Passagen ist dieselbe, derselbe Verve, dieselbe Wortgewalt.
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Die Freude der Romane an Momenten, in denen Zeitgeschichte und fiktionale Diegese perfekt ineinandergreifen, ist eine durchaus perverse.

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