Monday, March 21, 2011

Aufschreibesysteme

Gut gefallen würde es mir, wenn Musikstücke in ihrer musikalischen Notation in Filmkritiken zitiert würden (ansonsten tun das zwar nicht nur Musikwissenschaftler, sondern zB auch Friedrich Kittler an einer Stelle in Grammophon Film Typewriter, aber insgesamt doch viel zu wenige). Das Wissen, das eine solche Praxis vorauszusetzen scheint, würde sie ganz im Gegenteil selbst schaffen können. Die im Kino wie im Alltag allgegenwärtige Musik würde durch das Notensystem nicht beherrschbar, aber in Maßen verfügbar gemacht, die teilanalogen Notationszeichen würden als Fremdkörper in das rein symbolische alphabetische Schriftsystem eindringen. Im Falle von Conviction zum Beispiel, einem okayen Justizdrama von Tony Goldwyn, würde ich dann die ersten paar Gitarren-Dreiklänge zitieren, die über den ausgewaschenen Amerikana-Bildern der Eingangssequenz liegen. Drei, vier notierte Takte würden bei etwas Übung zahllose ähnliche Filmmusikeingagnsharmonien aufrufen, einen sehr exakten Stimmungseindruck vermitteln und den Text der Filmkritik auf interessantere Weise erweitern als zB ein Szenenbild.

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