Die strenge Hilde Körber sitzt mit dem Filmteam in einem kleinen Kino. Vorgeführt wird ein Film über ihre Institution, die Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel Berlin (später in der UdK aufgegangen). Eine Klasse junger Menschen beobachtet ein Kulturfilm, dessen Daseinszweck das erhoffte "Prädikat Wertvoll" ist, mit dessen Hilfe Kinoverleiher ihre eigentlichen Attraktionen, die Hauptfilme, von der Vergnügungssteuer befreien können. Um Vergnügen geht's also schon mal nicht. Worum dann? Um die "Disziplinierung des Körpers", sagt die Körber, die die vorsichtige Versuche ihres Interviewpartners, ihrer Abrichtungsantalt (in der man unbedingt auch Fechten zu lernen hat, die Männer brauchen's eh später, auf der Bühne) ein wenigstens etwas menschlicheres Antlitz zu verleihen, stets gnadenlos abblockt. Um die Disziplinierung der Stimme geht es auch: "In Ulm, um Ulm und um Ulm herum" müssen die Schüler einmal aufsagen, die Vokalmodulation üben sie unter anderem mit einem Wörterpaar, das das gesamte Spannungsfeld dieses Kulturfilmkleinods der späten 1950er offenlegt: "Trieb - Trüb". Die Männer der Klasse haben James-Dean-Frisuren, die Frauen sehen alle ein klein wenig durch den Wind aus, erst recht, wenn sie am Ende einen Kleist(?)-Monolog aufsagen müssen, in Großaufnahme, jetzt gar nicht mehr für ihre Lehrerin, sondern ganz für die ihre dokumentarische Rücksicht aufgebende Kamera; für eine Kamera, die an anderer Stelle Busby-Berkeley-Ambitionen bekommt und Tanzformationen in durcheinanderwirbelnde Einzelglidmaße auflöst und die beim geometrisch abgezirkelten Blick zwischen die Beine der Tänzerinnen auch schon einmal um ein Haar ihren Kulturauftrag vergisst.
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Ein Satz aus einem anderen Pohland-Kulturfilm (...die von der Sonne leben, 1958), es geht um einen Bademeister-Rettungseinsatz am Wannseebad, man sieht ein Rettungsboot durch plantschende Menschenmassen auf einen Verletzten zu düsen: "In solchen Fällen geht Schnelligkeit vor Rücksichtnahme auf die Badenden".
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Ein Satz aus einem anderen Pohland-Kulturfilm (...die von der Sonne leben, 1958), es geht um einen Bademeister-Rettungseinsatz am Wannseebad, man sieht ein Rettungsboot durch plantschende Menschenmassen auf einen Verletzten zu düsen: "In solchen Fällen geht Schnelligkeit vor Rücksichtnahme auf die Badenden".
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