Tuesday, June 20, 2017

un/teleported

Es gibt genug Bücher (und auch Filme), die den Zusammenbruch jeglicher Ordnung beschreiben, nachvollziehen, performieren. Sehr viel schwieriger scheint es zu sein, den Zusammenbruch einer ganz bestimmten Ordnung  literarisch (und auch filmisch) zu gestalten. Das ist etwas, nach dem ich Ausschau halte: Nach Welt, die sozusagen aus ihrem Normalmodus heraus zusammenbricht, eine Welt, der man ihr Zusammenbrechen nicht schon vorher anmerkt. Aber auch wieder nicht in dem Sinne, dass unförmiges Chaos in Ordnung einbricht. Die Entformung soll selbst eine Form haben.

Philip K. Dick gelingt das in The Unteleported Man, in der erweiterten Fassung, die, wenn ich das richtig nachvollzogen habe, den Titel Lies, Inc. trägt. Mir gefällt der ursprüngliche dennoch besser, weil er auf die Grenze verweist, die im Roman überschritten wird: Wenn der unteleported man doch teleportiert wird, dann bricht logischerweise eine Welt zusammen. Vielleicht kann ein Kunststück (eher als, obwohl es auch das ist: ein Kunstwerk), wie The Unteleported Man eines ist, nur in den von Verwertungszusammenhängen überformten Textwerkstätten entstehen, in denen Dick Zeit seines Lebens arbeitete. Eine literarische Ordnung wird in eine andere hineingestellt, um eine längere Kurzgeschichte zu einem kürzeren Roman auszubauen. Und anschließend fehlt es an Zeit und Motivation, um daraus eine organische Gesamtheit zu formen, die doch nur wieder das durchstreichen würde, was das Buch so besonders macht: Die unverbindliche Unvermitteltheit, mit der eine Form eine andere ersetzt, rückstandslos und ohne mit der Wimper zu zucken.

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