Schön, dass es so etwas noch gibt: in kurzen Abständen finden drei sehr gelungene amerikanische Genrefilme den Weg in die deutschen Kinos. Nach Inside Man, Spike Lees überraschend konsequenten Heistfilm und Firewall, vielleicht der größten Überraschung des bisherigen Kinojahres weiss auch Bruce Willis als heruntergekommener Cop Mosley zu gefallen. Ist Spike Lees Film vor allem Connoisseurkino und beschränkt sich - zum Glück - größtenteils auf die Ausgestaltung und Konzertierung der Genrestandarts und Firewall ein Film, der ziehmlich genau Manny Fabers Definition von Undergroundkino trifft, gefällt an 16 Blocks besonders die filmische Verräumlichung der reduzierten Grundhandlung.
Als Vergleich bietet sich fast wie von selbst Michael Manns meisterhafter Collateral an, dessen Strukturprinzip Donner an die Ostküste verlegt. Inwieweit die zahllosen filmischen Darstellungen der beiden größten amerikanischen Städte der Realität entspricht, kann ich nicht nur deshalb nicht entscheiden, weil ich beide noch nie besucht habe. Denn auch wenn ich mich(hoffentlich) irgendwann einmal in die Staaten aufmache, wird meine Wahrnehmung bereits in einem solchen Maße durch Filmerlebnisse überformt sein, dass eine "direkte" Perzeption noch unmöglicher sein wird als sie es prinzipiell sowieso immer ist. Doch zumindest in der Welt des Kinos scheinen die beiden Metropolen unterschiedliche Verhältnisse zwischen Individuum, Raum und Zeit festzulegen. LA ist stets der Ort der freien Kräfte, der Utopien, angesichts derer jede Aktion über sich selbst hinaus weisen muss. In Collateral passt nicht nur Tom Cruises kaum noch menschlich zu nennende Figur in dieses Bild, sondern auch die Ausgestaltung zahlreicher Schauplätze, wie etwa die der Disco, in welcher der Film einem ersten Höhepunkt zustrebt. Ganz anders das Szenario in 16 Blocks: jede Bewegung hat ein klar definiertes Ziel, alle Kräfte sind gebunden. Die Handlung kreist um das Problem, wie zwei Personen eine genau abgemessene Wegstrecke hinter sich bringen können. Zwar hat auch Mos Defs Figur seine kleine Privatutopie, doch beschränkt sich diese auf eine harmlose Kleinbürgerexistenz. Und selbst diese armselige Perspektive ist mehr, als das Leben Mosley und seinen Kollegen zu bieten scheint. In größtenteils geschlossenen Einstellungen, zwischen den überfüllten Hinterhöfen Chinatowns und heruntergekommenen Garagen ist kein Platz für Tom Cruise.
Auch die New-Yorker Rapmusik - zumindest die Klassiker aus den Neunziger Jahren - war in ähnlicher Weise down to earth, beschränkte sich auf Sozialstudien, die selten, wenn überhaupt, einen Weg aus den eigenen 16 Blocks möglich erscheinen ließen, ganz im Gegensatz zum Westcoast Gangsterrap, der nach den rauhen Anfängen bald alles einer fast transzendentalen Version des American Dream verschrieb.
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