Sunday, January 24, 2010

The Narrow Path, Tunde Kelani, 2007

Dass westafrikanische Videoproduktionen nicht, wie doch im Allgemeinen noch die Lehrmeinung zu sein scheint, durch die Bank krude Angelegenheiten sind, amateurhaft produziert und inhaltlich banal bis fragwürdig, vielleicht sogar den Untergang des immer schon nur präkar existenten afrikanischen Kinos darstellen: Soviel kann ich bereits nach den wenigen Beispielen dieser Kinematografie, die ich seit Ende letzten Jahres gesehen habe, guten Gewissens sagen.
Insbesondere die Filme Tunde Kelanis fühlen sich ganz im Gegenteil an wie die Werke eines alten Meisters, der sich der Möglichkeiten und Grenzen seines Mediums voll bewusst ist und der darüber hinaus seine Kunst, allen ökonomischen Imperativen zum Trotz, ethischen und politischen Kriterien unterwirft. Kelani sieht sich selber zwar nicht als Teil Nollywoods, dreht weit weniger Filme als die übrigen Blockbusterregisseure seines Landes und bereitet diese wenigen deutlich sorgfältiger vor, aber die entscheidenden Parameter teilen seine Filme mit denen Nollywoods: die digitale Produktionstechnik, die komplette Unabhängigkeit von europäischem Kapital und Equipment, die ausschließliche Addressierung eines einheimischen bzw exilantisch westafrikanischen Publikums.
Ich kenne bisher lediglich den sehr einflussreichen Thunderbolt und The Narrow Path, letzterer scheint mir noch ein wenig ausgereifter. Es geht um eine junge Frau, der zwei Männer, zwischen denen sie sich nicht entscheiden kann, den Hof machen. Lange bewegt sich der Film in den Gefilden der Heiratskomödie, irgendwann aber wird ein dritter Mann zum Problem und der Film stößt auf den Konflikt, der ihm das zentrale Anliegen ist. Ein Dorffilm als Message Picture ist das, in der Tradition Ousmane Sembenes. Der marxistisch-geschichtsphilosophische Überbau Sembenes fehlt, klar. Kelanis Ansatz ist pragmatischer, issue specific, was nicht heißen soll, dass der Film nicht daran interessiert wäre, wie das Diktat der Jungfräulichkeit vor der Ehe, das er verhandelt und attackiert, in ökonomischen und sozialen Strukturen verortet ist. In der Tat geht es bei den Verhandlungen im Film immer um Ökonomie und nie um Moral. Die nicht mehr jungfräuliche Braut ist damaged goods für ihre Familie und genau das, der materielle Schaden, den sie ihrer Verwandtschaft beibringt, wird ihr zum Vorwurf gemacht, sonst nichts.
Der Film ist in jeder Hinsicht souverän inszeniert. Am auffälligsten und - da hat Robert Koehler schon recht - mitunter etwas nervenaufreibend ist die Synthesizer-Musik, die praktisch jeder einzelnen Szene unterlegt ist. Kelanis Musik entspricht weder dem Mickey Mousing des klassischen Hollywoodkinos noch der heterogenen, mit Brüchen operierenden Instrumentierung vieler Bollywood- (und einiger Nollywood-)Filme, sondern sie ist ein Flow einander abwechselnder, mit Blick auf einen möglichen dramaturgischen Mehrwert indifferenter Melodien, die trotz ihrer Penetranz wahrscheinlich in letzter Instanz mit dazu beitragen, dass sich dieser Film so wunderbar flüssig und smooth anfühlt.
Keine Spur von Trash. Ganz im Gegenteil: The Narrow Path scheint mir eine Kunstform in ihrer klassischen Phase zu zeigen. Der Film ist hier komplett auf Youtube verfügbar.

3 comments:

thomas said...

wow - die musik ist wirklich, äh, präsent. (klingt fast ein bisschen wie computerspielemusik aus den frühen bis mittleren 90ern - ich denke vor allem an adventurespiele wie monkey island u.ä,)

Anonymous said...

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