Thursday, January 14, 2016

KoreanFilm 3: Jokbo / The Family Pedigree, Im Kwon-taek, 1979

https://www.youtube.com/watch?v=DHy5W-Gx3dI&index=9&list=PL28d5JImIlH5DQubSis9cMux1r9xPPicF

Vermutlich ist es nicht das geringste Zeichen der Meisterschaft Im Kwon-taeks, dass The Family Pedigree, ein nationalistischer Propagandafilm über einen alten Herrn, der sich während der japanischen Kolonialzeit stolz weigert, seinen Namen zu japanisieren, keine Vollkatastrophe, sondern mindestens erträglich, teils sogar recht schön geraten ist.

Vieles, was an dem Film gefällt, hat außerdem mit dem zweiten Hauptdarsteller zu tun, einem jungen Japaner, der in Korea aufgewachsen ist und sich seinem Wahlheimatland derart verbunden fühlt, dass er zu seinen Arbeitgebern, den Kolonialherren, auf Abstand geht, ihnen schließlich sogar komplett abtrünnig wird. Die stets die Augen scheu niederschlagende Tochter des sturen Alten hat mit diesem Gesinnungswandel auch etwas zu tun.

Vor allem aber ist dieser junge Mann, Tani, eine "Vogelscheuche". So bezeichnet er sich einmal selbst, nicht weil er hässlich ist (tatsächlich bewundert nicht nur die scheue Tochter sein gutes Aussehen), sondern weil er, wohin er auch geht, ein bisschen schief in der Gegen herumzustehen scheint. Und zwar schief nicht nur im Verhältnis zur militärischen Hackordnungswelt der japanischen Kolonisatoren, sondern auch schief im Verhältnis zur noch strikt feudalistisch organisierten Familienclanwelt des ländlichen Korea. Tatsächlich möchte Tani Maler werden, und wenn auch das eine Bild, das man ihn einmal anfertigen sieht, nicht besonders inspiriert wirkt, hat er doch zumindest einen ziemlich verblasenen Künstlerblick drauf.

Oft sitzt Tani mit dem Rücken zur Kamera da, leicht gebückt, und schaut gewissermaßen parallel mit dem Kinozuschauer auf die Welt. Auch sonst gelingen dem Film ausnehmend schöne, eigenartige Scope-Kompositionen; Im arbeitet viel mit der Bildtiefe, oft platziert er ein Gesicht, oder einen Gegenstand im extremen Vordergrund, wodurch der Raum destabilisiert und dadurch dynamisiert wird. In solchen Momenten, oder zum Beispiel auch, wenn ein japanischer bad guy in Zeitlupe über einen Schreibtisch kracht, ragt unter dem propagandistisch instrumentalisierten Qualitätskino noch ein wenig B-Movie-DNA hervor. Freilich hat der Film, in dem Familienstammbäume foliantenschwer auf alle Gemüter drücken und die Sehnsucht nach der statischen Ordnung des Traditionspatriarchats der einzige erlaubte politische wie ästhetische Horizont ist, das auch bitter nötig.

No comments: