Friday, February 24, 2017

Mambo Girl, Yi Wen, 1957

Ein Film, in dem ein Mädchen, um ihre Schwester aufzuheitern, erst eine Katze, dann eine Ente, und dann auch noch ein Hundewelpen nachahmt, kann kaum etwas anderes sein als ein Meisterwerk. Mambo Girl ist zweifellos ein solches. Ein Film über einen dance craze, ein Film als dance craze. Die Tanzszenen dauern meist viele Minuten, meist sieht man da ein gutes Dutzend junger Leute elektrisiert im Takt wippen, nicht wirklich enthemmt, eher so, als würden sie an sich selbst eine Fähigkeit entdecken, die sie vorher noch nicht kannten, und von der sie deshalb nicht genug bekommen können. Wieder und wieder: let's mambo. In der letzten Tanzszene beginnt der Film zu delirieren, aber auch das auf rührend vorsichtige Art: Einige der Mädchen ziehen Spielzeugartikel (mechanische Hunde, Bauchrednerpuppen etc) aus ihren Taschen und lassen diese ebenfalls mittanzen, ein Mädchen gibt ihrem boyfriend im Takt Ohrfeigen, ein Junge macht einer Puppe im Matrosenkleid Avancen.
Abseits des Tanzes geht es in Mambo Girl um eine junge Frau (Grace Chang!), die erfährt, dass sie als Kind adoptiert wurde. Das daraus resultierende Melodram führt zu familiären und schulischen Konflikten und eröffnet außerdem ein soziales Panorama, aber im Kern entfaltet es sich im Innern der Hauptfigur, der auf einen Schlag alle Selbstverständlichkeiten abhanden gekommen sind. Toll eine Nachtszene, in der sie ihr Elternhaus, das nicht mehr wirklich Elternhaus ist, durchwandert, verloren, ziellos, von Schatten umfangen, und doch mit einer sturen Grazie, der man die Tänzerin ansieht. Sie steigt dann nach oben aufs Hochhausdach, wo ein wunderschöner metaphysischer Moment auf sie wartet.

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