Wenn es um problematische Statuen geht und um die Frage, wie mit ihnen umzugehen ist, fällt mir stets das Wagner-Denkmal im Tiergarten ein. Das wurde in den 1980ern, um den natürlichen Verfall zu verlangsamen, mit einer Plexiglashaube überdacht. Anlässlich der Restaurierung vor ein paar Jahren wurde neben Statue und Dach ein (inzwischen glaube ich leider wieder verschwundenes) Schild aufgestellt, mit folgender Aufschrift:
Ganz ausgezeichnet ist schon der sehr Berlinerische passiv-aggressive Tonfall, auch einzelne Formulierungen wie vor allem "mutwillig" und die Anführungszeichen um "Verzierungen" sind super, vor allem aber gefällt mir die Argumentationslinie: Die Statue ist nicht um ihrer selbst schutzwürdig, sondern aufgrund der Überdachung, die sich nicht mehr "lohnt", wenn die Statue anderweitig beschädigt wird. Beschützt werden muss die Schutzmaßnahme.
Vielleicht könnte man ja das Schild, dachte ich mir damals einmal, ebenfalls überdachen, um die Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen zu unterstreichen. Oder ein zweites Schild mit der Bitte, der Aufforderung des ersten nachzukommen, weil sonst das Konzept, der Bevölkerung Maßnahmen der Restaurationstechnik argumentativ näher zu bringen, in eine Krise geraten würde.
"Das Schutzdach wurde über dem Denkmal errichtet, um es vor Umweltschäden zu schützen. Diese mit großem Aufwand betriebene Maßnahme wird sinnlos, wenn das Denkmal mutwillig beschmiert oder beschädigt wird, weil solche ,Verzierungen' wiederum nur mit Schäden für das Denkmal entfernt werden können" (hier ein Foto)
Ganz ausgezeichnet ist schon der sehr Berlinerische passiv-aggressive Tonfall, auch einzelne Formulierungen wie vor allem "mutwillig" und die Anführungszeichen um "Verzierungen" sind super, vor allem aber gefällt mir die Argumentationslinie: Die Statue ist nicht um ihrer selbst schutzwürdig, sondern aufgrund der Überdachung, die sich nicht mehr "lohnt", wenn die Statue anderweitig beschädigt wird. Beschützt werden muss die Schutzmaßnahme.
Vielleicht könnte man ja das Schild, dachte ich mir damals einmal, ebenfalls überdachen, um die Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen zu unterstreichen. Oder ein zweites Schild mit der Bitte, der Aufforderung des ersten nachzukommen, weil sonst das Konzept, der Bevölkerung Maßnahmen der Restaurationstechnik argumentativ näher zu bringen, in eine Krise geraten würde.
Die Idee, dass alle Denkmäler "für immer" stehen sollen halte ich für ebenso unsinnig wie den mancherorts jetzt ernsthaft aufgebrachten Vorschlag, einfach gar keine mehr zu errichten, bzw pauschal alle zu beseitigen. Auch mit Forderungen, die darauf hinauslaufen, den empirischen Denkmalbestand immer möglichst exakt mit dem "Stand der Erinnerungskultur" abzugleichen, kann ich mich nicht anfreunden. All das läuft darauf hinaus, den Symbolwert von Denkmälern absolut zu setzen. Dabei verweist eine Statue nicht nur auf Geschichte, sondern hat auch eine eigene. Ich wäre vielmehr dafür, Denkmäler möglichst großzügig mit einem Netz aus Dächern, Schildern und ähnlichen Objekten zu umgeben, die zwar formal auf das Ursprungsobjekt verweisen mögen, sich aber tatsächlich nur noch aufeinander beziehen. Geschichte nicht als ewig sprudelnder Quell von Identität, sondern als ein diskursives Artefakt neben anderen.
No comments:
Post a Comment