Dass Victor Flemings Film vor der rabiateren Durchsetzung des Production Codes entstanden ist, wird zu allererst durch die Figur Valentine Jefferson (gespielt von Jean Harlow) deutlich. Derart selbstbewußt und gleichzeitig spielerisch konnten Frauen ihre Sexualität in den darauffolgenden Jahrzehnten nie wieder in Szene setzen (und sie tun es - zumindest im amerikanscieh Film/Fernsehen eigentlich bis heute nicht). Hier lohnt ein Vergleich mit John Fords großartigem Remake des Films: In Mogambo übernimmt Ava Gardner Harlowes Rolle, interpretiert sie jedoch völlig anders. Hier ist sie im Grunde nicht mehr als Clark Gables (der in beiden Filmen die männliche Hauptrolle spielt) bester Kumpel, in den sie sich mehr oder weniger zufällig verliebt, ein burschiköses, alles andere als feminines Mädchen. Wie sie sich am Ende gegen Grace Kelly durchsetzen kann, bleibt sowieso ein Rätsel. In Red Dust fragt man sich eher anders herum, warum Gable im eher zähen mittleren Abschnitt des Films überhaupt nach anderen Optionen Ausschau hält.
Dass der Film auf der anderen Seite vom Code nicht ganz unbeeindruckt bleibt, zeigt die unterschiedliche Behandlung der Beziehungen Gables zu den beiden Frauen. Der aus ihrer Sicht außereheliche Sex mit Mary Astor findet sozusagen in einer impliziten Ellipse statt. Nur zweimal befindet er sich in ihrem Zimmer, und jedesmal verlässt er es wieder, bevor es zum Vollzug kommt. Der eigentliche Geschlechtsverkehr (der durch Astors Verhalten bestätigt wird) muss sich irgendwo zwischen den Szenenwechseln verstecken. Der legitimere Liebesakt mit Harlow dagegen wird in klassischer Manier durch Kuss und anschließenden Cutaway (auf einen Papagei) evoziert.
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