La Paura basiert auf einer Vorlage Stefan Zweigs und ist ein in mancher Hinsicht ein narrativerer, etwas wenbiger befreiter Film als andere Werke Rossellinis aus dieser Phase. Die Handlung wie die szenische Auflösung zumindest im mittleren Abschnitt erinnert an den Film Noir, der zur gleichen Zeit in Amerika seine letzten, oft reichlich wahnwitzigen Highlights findet. Rossellini hält sich demgegenüber jedoch zurück, inszeniert ein bittersüßes Melodram mit einer widerum äußerst souveränen Ingrid Bergman, die deutsch mit einem recht sonderbaren Akzent spricht.
Immer wieder jedoch - und vornehmlich zu Beginn und am Ende des Films - wendet sich der Film von der Familiengeschichte ab (ein kompletter Zusammenbruch derselben findet sich freilich anders als in Viaggio in Italia, Stromboli oder Europa '51 nie, es geht nie um einen kompletten Neuanfang, sondern um Freiräume, Irritationen und wechselseitige Betrügereien innerhalb einer Ordnung, die letztlich nie transzenidert werden kann). In der seltsamen und retrospektiv durch und durch falschen und faulen Idylle der deutschen Provinz übt sich Ingrid Bergman im nostalgischen Blick, doch die Kamera seziert die Machtverhältnisse von Beginn an gnadenlos, das Gewehr gehört den Männern, wird von einer Generation zur nächsten weitergereicht, die Frauen bleiben im Hintergrund, setzen diese Machtübertragung in hilflosen Gesten fort.
Mehr Potential hat der wissenschaftliche Blick. Doch der Status der Bilder, die Albert Wagners Tierexperimente zeigen, bleibt immer etwas unklar. Zwar stellt der Film verschiedene Versuchsanordnungen nach, doch wenn Bergman am Ende, in einer unglaublich großartigen Sequenz, wie von Sinnen durch Alberts Labor irrt, vorbei an eingesperrten Versuchstieren, weist der Film weit über die naheliegende allegorische Ebene hinaus. Freigestellte Emotionen, befreite und gerade deshalb morbide Gedankenwelten treffen auf eine kategorisierende, analytische Logik, die in Rossellinis Welt immer ein Fremdkörper bleiben wird - ein faszinierender Fremdkörper allerdings, der niemals einfach zurückgewiesen werden kann.
Die Intrige selbst ist zu diesem Zeitpunkt bereits fast vergessen, ausgelöscht vor allem durch die reine ausgestellte Emotion, die Großaufnahmen Bergmans und Renate Mannhardts, die in einer Schlüsselsequenz des Films in das sich bis dahin recht konsequent entfaltende Melodrama eindringt und dieses gleichzeitig zum Abschluss bringt und zerstört.
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