Ein Kampf auf Sizilien zwischen italienischen Nationalisten und ihren zahlreichen Widersachern. Der Anführer der Nationalisten, der bärtige, blondgelockte Giuseppe Garibaldi inspiziert am Horizont den Aufmarsch des gegnerischen Heeres und die Aufstellung seiner eigenen Truppen. Lange nimmt sich Rossellini für diese Panoramaaufnhamen Zeit, die einzelnen Heeresteile scheinen manchmal fast mit der sie umgebenden Landschaft zu verschmelzen, immer jedoch werden sie von dieser dominiert. Auch wenn die Schlacht beginnt, können die Einschläge der Kanonenkugeln den sizilianischen Wiesen wenig anhaben. Wieder dominiert die Totale, der Panoramablick, oft scheint Rossellinis Kamera die Perspektive des Feldherrn einzunehmen, der etwas abseits des Geschehens und vergleichsweise ungefährdet die Schlacht begutachtet. Fahnen werden erobert, Scheinsiege errungen, doch am Ende siegt Garibaldis Heer. In den Totalen bleibt das Verhältnis zwischen den ameisenartigen Menschen und ihrer Umgebung immer unklar. Zwar geht es um Eroberung, um Raumgewinn, der sich in diesen Sequenzen auch innerhalb einer einzelnen Einstellung (unterschiedliche Truppenbewegungen, die durch einen Kameraschwenk erfasst werden etc) ausmachen lässt, doch zu eigen machen sich die Truppen das Land trotzdem nie. Die sizilianischen Hügel bleiben eine letztlich abstrakte Spielfläche für die historischen Diskurse, die der film eröffnet und werden nicht durch die Injektion eines rein privaten Melodramas (der "kleine Fußsoldat" im Gegensatz / als Ergänzung zu Garibaldi spielt in dem Film nie eine Rolle) naturalisiert.
Denn alle Figuren, und letztlich sogar die Ziegen der sizilianischen Bauern sind in Viva L'Italia zuallererst und im Grunde ausschließlich historische Agenten. So gut wie in der oben beschriebenen Sequenz ist der Film im weiteren Verlauf zwar nicht mehr, oder nur noch punktuell, und das meistens in Momenten, in welchen die Kamera einen ähnlich großen Abstand zu ihren Figuren hält. Dennoch, auch der vergleichsweise konventionelle Historienfilm, der auf die Schlacht in Sizilien folgt und dem ab und an denn doch eine melodramatische Note beigefügt wird, ist durch die unbedingte Betonung der geschichtsprägenden Wirkung aller dargestellten Ereignissen, durch die darin enthaltene didaktische Absicht, die weit über den jubelnationalistischen Anlass des Films hinaus weist, in vieler Hinsicht das genaue Gegenteil der Geschichtsfilmerei der letzten Jahre, die nicht erklären, nicht einmal überzeugen, sondern einfach nur bestätigen / sedieren möchte.
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