Thursday, April 09, 2009

Tropa de Elite, Jose Padilha, 2007

Der Film hat zwei Hauptfiguren, Nascimento und Matias. Nascimento ist Captain einer Elite-Einheit in Rio, eine Elite-Einheit, die eigentlich nichts anderes ist als ein Todesschwadron. Martin will rein in die Truppe. Nascimento ist ein Faschist. Um rein zu kommen muss Matias auch einer werden.
Der Körper des Films gehört Matias: Er muss zugerichtet werden für die Gewalttaten, die im Todesschwadron an der Tagesordnung sind. Wie das geht, das mit dem Zurichten, und warum das so sein muss, das steht bei Foucault. Zumindest so ungefähr. Der Film ist, auch wenn das einige etwas aufdringliche Diskursivierungsversuche zu Filmbeginn nahelegen, keine direkte Foucaultlektüre. Wichtig ist nur, dass die Gewalt eine systemische ist. Es geht um Systeme, aber in welcher Hinsicht? Zunächst geht es konkret um das System des Drogenhandels und um das System der Institution Polizei, wenn sie mit der Realität einer Drittweltmetropole konfrontiert wird. Und es geht um partielle Isomorphien dieser beiden Systeme. Gleichzeitig geht es aber auch um etwas abstrakter Systemisches, für das das Schlagwort "Foucault" zwar einsteht, das über dieses Schlagwort aber nicht hinreichend fassbar wird.
Die Stimme des Films gehört Nascimento, als Voice-Over-Kommentar. Immer wieder kommentiert Nascimento direkt Matias' Handlungen und ruft ihn zur Ordnung, bzw. zur Waffe. Die Stimme diszipliniert den Körper. Einen durch und durch faschistischen Voice-Over Kommentar legt Padilha über seinen Film und in dem Film findet sich keine Position, die diesem Kommentar widerspricht. Man muss, das verlangt Padilha von seinem Zuschauer, in der Lage sein, zu begreifen, dass dieser Voice-Over-Kommentar selbst gleichzeitig Symptom und Ursache des Systems (der Systeme?) ist - freilich in erster Linie Symptom und erst in zweiter Ursache.
Padilha verlangt von seinem Publikum, dass es in der Lage ist, von identifikatorischen Figuren auch dann zu abstrahieren, wenn keine Abstraktionsmarker gesetzt sind, denn Tropa de Elite möchte auch als unreflektierter Soziopolit-Actionfilm funktionieren und schließt als solcher deutlich (weniger an Cidade de Deus als) an die Fernsehserie Cidade dos homens an. Gleichzeitig verlangt er vonm Zuschauer, dass er sich selbst mit seinem eigenen kleinen Faschisten im Kopf konfrontiert. Deshalb sehen die Actionszenen umso besser aus, je mehr unschuldige Slumbewohner in ihnen ihr Leben lassen müssen und deshalb taucht immer wieder die Egoshooterperspektive auf (die Waffe als einzige Interaktionsform mit der sozialen Umwelt, vergl The Soldier, James Glickenhaus, 1981). Ich denke, dass Padilha ein gutes Recht hat, beides zu tun. Ekkehard Knörer hat hier wunderbar beschrieben, wie das im Einzelnen funktioniert und warum Tropa de Elite ein hoch interessanter Film ist.

Zurück bleibt bei mir dennoch ein ungutes Gefühl. Wenn der Film der faschistischen Erzählperspektive auf der Handlungsebene nicht nur nicht widerspricht, sondern sie immer und immer wieder fast manisch durch den Lauf der Dinge rechtfertigt, dann scheint es mir doch bisweilen so, als ob da einer sein eigenes, durchaus ambitioniertes und ehrenwertes Programm ein wenig übererfüllt. Dass sich die NGO, für die Martins Flamme Matias arbeitet, als genau die Drogengeldwäscheanlage entpuppt, als die sie Nascimento von Anfang an unter Verdacht hat, ist nur der Anfang. Analog dazu zerlegt der Film zum Beispiel auch das Versprechen einer gleichberechtigten, aufgeklärten Paarbeziehung zwischen Maria und Matias in seine Einzelteile. Gerade, dass es dem Film nicht genügt, diese Beziehung scheitern zu lassen, sondern das er es gleichzeitig für nötig hält, sie mit der brutalisierten Ehe Nascimentos zu kontrastieren, ist doch ein wenig verdächtig. Die einzige stabile Form der Bezihung ist eine sexistische. Klar, irgendwie muss es wohl auch ein System des Sexismus geben und es liegt nahe, dass Sexismus durchaus auch Teil der Systeme Drogenhandel und Polizei sein kann. Doch (nicht nur hier) verfängt sich der seinem eigenen Anspruch nach analytische Film in vagen Äquivalenzen. Die Beziehung von Nascimento und seiner Frau entspricht irgendwie der vom Dealer Baiano und dessen Geliebten. Mag ja sein, aber was soll das alles heißen? Etwa, dass das Drogenproblem nicht gelöst werden kann, solange es Sexismus gibt? Wahrscheinlich soll es das nicht, Padilha ist ja nicht blöd (ich habe ihn aus dem Publikumsgespräch auf der Berlinale nach dem aufreibenden, ebenfalls äußerst ambivalenten, aber insgesamt gelungeneren Garapa als einen sehr artkulierten und reflektierenden Regisseur in Erinnerung), aber die Universalisierung des Systemischen steht der Problemanalyse im Einzelfall dann eben doch manchmal im Weg.
Mir scheint tatsächlich, dass es dem Film in einigen entscheidenden Momenten nicht genügt, eine hochambivalente Sozialstudie zu sein. Die lokalen Systeme genügen nicht, Padilha zielt aufs große Ganze und zumindest soweit er das tut, zielt er daneben und verfängt sich in unschönen Zynismen (die natürlich trotzdem etwas ganz anderes sind als die Faschismusverherrlichung, die weite Teile der Kritik ihm vorwirft). Ob Padilha deshalb "too smart for his own good" oder "not as smart as he thinks" ist, weiß ich nicht. Vermutlich von beidem ein bisschen.

28 comments:

psychopaul said...

Hallo!

Gibt es eigentlich irgendwelche Anzeichen, Gerüchte oder gar Fakten, dass der Film im deutschsprachigen Raum noch eine Kino- oder wenigstens DVD-Auswertung bekommt?

Lukas Foerster said...

Ich kenne keine derartigen Gerüchte... Der Film passt nicht so recht zum Katalog der größeren Arthausverleiher, die eigentlich zuständig wären. Vielleicht erbarmt sich doch noch jemand...

psychopaul said...

hm, wäre sehr schade und eigentlich eine Frechheit.

Ich warte oft lieber ein bisschen, um einen Film doch noch im Kino sehen zu können, aber da der ja schon im letzten Berlinale Jahrgang lief, muß man sich den wohl dann doch langsam mal auf anderem Wege besorgen müssen...

Dass er aufgrund des angesprochenen Zynismus (oder anderen Vorwürfen) und seiner atypischen Berlinalesiegerfilmart, wenn man so will, nicht gerade ein Arthausliebling werden würde, konnte man ja schon früh erahnen, aber dennoch wäre es wichtig, auch die kontroversen und vielleicht unangenehmen Filme auch mal wieder halbwegs großflächig ins Kino zu bringen..

Aber zum Glück gibt es ja heutzutage schöne Blogs wie diesen, die sich den sonst eher unbeachteten Randfilmen widmen. :)

Emo said...

Tropa de Elite hat endlich einen verleih gefunden und kommt am 6.8.2009 in die Kinos!

Hoffentlich auch bald auf DVD!

Anonymous said...

Danke schöne Kritik :)

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Ciprian David said...

Ich freute mich, über den Anspruch des Regisseurs auf dokumentarischer Distanz zu den Charakteren zu lesen, denn genau hier hätte ich auch etwas dem Film auszusetzen, er landet shcließlich in dieser Hinsicht schon ein bisschen zwischen den Stühlen.
Andererseits ist er wie ein politischer Schrei, und vor allem aus dieser Perspektive schafft er es vielleicht, verglichen mit City of God und angesichts des Inhalts, das Message weiter zu verbreiten.
Denn er ist ein soziales Statement, vielmehr als ein Kunstfilm.
Nun ist der film endlich auf DVD erschienen, wir haben auch ein Text dazu geschrieben.

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