Wednesday, December 28, 2011

man muss Listen machen

Top 10 Deutschlandstarts

1. Copie conforme (Abbas Kiarostami)
2. Karigurashi no Arietti / Arrietty (Hiromasa Yonebayashi)
3. The Tree of Life (Terrence Malick)
4. Sonnensystem (Thomas Heise)
5. Le quattro volte (Michelangelo Frammartino)
6. The Mechanic (Simon West)
7. To Die Like a Man (Joao Pedro Rodriguez)
8. Putty Hill (Matthew Porterfield)
9. How Do You Know (James L. Brooks)
10. Le Havre (Aki Kaurismäki)

10 runner ups alphabetical

Bridesmaids (Paul Feig)
Cave of Forgotten Dreams (Werner Herzog)
Film Socialisme (Jean-Luc Godard)
Just Go With It (Dennis Dugan)
Le premier venu (Jacques Doillon)
Rango (Gore Verbinski)
Rise of the Planet of the Apes (Rupert Wyatt)
Das rote Zimmer (Rudolf Thome)
Source Code (Duncan Jones)
Tournee (Matthieu Amalric)

5 nice b-movies alphabetical

The Darkest Hour (Chris Gorak)
In Time (Andrew Niccol)
Killer Elite (Gary McKendry)
Priest (Scott Cherles Stewart)
The Three Musketeers (Paul W.S. Anderson)

films of 2011

1. The Tree of Life (Terrence Malick)
2. Les chants de Mandrin (Rabah Ameur-Zaimeche)
3. Sonnensystem (Thomas Heise)
4. Buenas noches, espana (Raya Martin)
5. The Mechanic (Simon West)
6. The Last Buffalo Hunt (Lee Anne Schmitt)
7. A torinio lo / The Turin Horse (Bela Tarr)
8. Imagens de uma cidade perdida (Jon Jost)
9. Komm mir nicht nach (Dominik Graf)
10. Leonardos Tränen (Heinz Emigholz)
11. Poo kor karn rai / The Terrorists (Thunska Pansittivorakul)
12. Ding Dong 1 - 6 Sexfilmreflexionen (Dietmar Brehm)
13. Videokaaran (Jagannathan Krishnan)
14. Le Havre (Aki Kaurismäki)
15. Jack and Jill (Dennis Dugan)
16. The Color Wheel (Alex Ross Perry)

Bonuslisten:

Top 10 Hollywood 1980 - 1983

1980

1. Urban Cowboy (James Bridges)
2. The Big Red One (Sam Fuller)
3. Hardly Working (Jerry Lewis)
4. Dressed to Kill (Brian De Palma)
5. Bronco Billy (Clint Eastwood)
6. Gloria (John Cassavetes)
7. Raging Bull (Martin Scorsese)
8. The Long Riders (Walter Hill)
9. Caddyshack (Harold Ramis)
10. Tom Horn (William Wiard)

1981

1. Blow Out (Brian de Palma)
2. Knightriders (George A. Romero)
3. Southern Comfort (Walter Hill)
4. Body Heat (Lawrence Kasdan)
5. Prince of the City (Sidney Lumet)
6. ...All the Marbles (Robert Aldrich)
7. Rich and Famous (George Cukor)
8. Thief (Michael Mann)
9. King of the Road (Noel Nosseck)
10. Sharky's Machine (Burt Reynolds)
(11. Modern Romance (Albert Brooks))

1982

1. Honkytonk Man (Clint Eastwood)
2. The Verdict (Sidney Lumet)
3. The Thing (John Carpenter)
4. Fast Times at Richmond High (Amy Heckerling)
5. Swamp Thing (Wes Craven)
6. Vice Squad (Gary Sherman)
7. Fast-Walking (James B. Harris)
8. Jinxed! (Don Siegel)
9. The King of Comedy (Martin Scorsese)
10. Kiss Me Goodybe (Robert Mulligan)

1983

1. Videodrome (David Cronenberg)
2. Tender Mercies (Bruce Beresford)
3. The Outsiders (Francis Ford Coppola)
4. Baby It's You (John Sayles)
5. The Hunger (Tony Scott)
6. The Osterman Weekend (Sam Peckinpah)
7. Daniel (Sidney Lumet)
8. Terms of Endearment (James L. Brooks)
9. The Dead Zone (David Cronenberg)
10. Smorgasbord (Jerry Lewis)

(1984

1. Mike's Murder (James Bridges))

Serien

Louie
Lucky Louie
John From Cincinatti
Parks and Recreations
The Big Bang Theory
The Dick van Dyke Show
Friends
Becker
Community
It's Always Sunny in Philadelphia
Modern Family

Bücher

Cockfighter (Charles Willeford)
Jack Reacher Series 1 - 5 (Lee Child)
Soziale Systeme (Niklas Luhmann)
Zur Kritik des politischen Films (Peter Nau)
The Moonstone (Wilkie Collins)
1Q84 (Haruki Murakami)
The Passing (Cormac McCarthy)
Mason & Dixon (Thomas Pynchon)
Native Sun (Richard Wright)

Monday, December 12, 2011

Breathless, Jim McBride, 1983 (American Eighties 13)

Jim McBride reinszeniert A bout de souffle in Los Angeles. Ästhetische Referenz sind nicht mehr die B-Filme der 50er (wobei Orion, der distributor des Films, durchaus ein wenig vom Republic-Erbe für sich beanspruchen darf, ein Monat vorher wurde Lone Wolf McQuade verliehen), sondern Comics, flächig-poppig-farbige Lichtsetzung und vor-sich-hin-Trällern statt Straßensound und Überschuss an dreckiger Welt, an die Wahrheit hinter den 24 Bilder pro Sekunde hat McBride schließlich schon zu Zeiten von David Holzman's Diary nicht so recht geglaubt; Frontalinszenierung heißt hier nicht Ausstellen für die Kamera ohne die Möglichkeit, sich vor ihr zu verstecken, sondern scheiß auf die Details, ich will die klaren, dicken Linien. Richard Gere gleitet als Silver Surfer durch einen Plot, mit dessen semantischen Feinheiten er sich selbst am allerwenigsten abgeben möchte. Die Posen, in die er sich wirft, sind von Gefühlen genauso wenig zu unterscheiden, wie (Film- / Comic-)Kulissen vom urbanem Raum. Gere fährt und läuft an gemalten Bildern vorbei (oft genau so gegenständlich gehalten, dass man ihn gerade noch so, wenn auch nur mit sehr viel Mühen, in einen Illusionsraum hineinprojizieren könnte), die sich dann als Hausfassaden entpuppen. Andauernd. Kaum ist er aus dem einen Bild herausgefahren / -gelaufen, schneidet McBride um aufs nächste. Ob hinter den Fassaden jemand lebt, ist eine ganz andere Frage. Fast könnte man den Film als eine Vorstudie zu Thom Andersens Get Out of the Car betrachten. Auch in der Art, wie Gere euphorisch tänzelnd dem eigenen Untergang entgegen eilt. Freilich will McBride, anders als Andersen, immer alles auf einmal: die Immersion in den Irrwitz der Oberflächen zum einen, deren Entzauberung und Erdung wenn schon nicht in sozialer Realität, so doch in blood'n guts (bzw hauptsächlich in Sex) zum anderen und zum dritten dann doch wieder die altbekannten touristischen Blicke vom Mulholland Drive auf das Lichtermeer.

Hokusai in Los Angeles:

Wednesday, December 07, 2011

Kwik, Cho Beom-gu, 2011

Wenn ich, wie in den letzten Monaten, meinen Filmkonsum auf >85% amerikanischen Mainstream umstellte, vermisse ich vor allem: asiatischen Mainstream. Im Flugzeug habe ich dann glücklicherweise Kwik sehen können, einen neuen, wunderbaren koreanischen Motorrad-Terrorismus-Chase-Thriller, dem weder der winzige Bildschirm noch eine nicht unbeträchtliche Verzerrung aufgrund von Formatproblemen etwas anhaben konnte. Über weite Strecken fühlte sich das an wie ein Hongkong-B-Film, vielleicht wie eine Wong-Jing-Produktion aus den Neunzigern: Jungs mit perfekt zurechtgefönten Haaren und Teeniestar-Visagen, Mädels in knallig gefärbtem Leder, wahnwitzige stunts und noch wahnwitzigeres Tempo. Der durchgeknallte Plot dreht sich um drei ehemalige Mitglieder einer Motorradgang. Der erste ist jetzt bei einem Lieferdienst angestellt und nimmt die zweite, seine Ex, ausgerechnet in dem Moment auf seiner Maschine mit, als er von einem Gangster-Terroristen (auch im asiatischen Kino verschwimmen da langsam die Unterschiede) dazu auserkoren wird, stylisch-quadratische Bomben an die Gangster-Terroristen-Konkurrenz zu verteilen. Erpresst wird er dazu mithilfe einer Bombe im Motorradhelm, den allerdings, das ist der Clou, zufällig gar nicht er selbst, sondern seine Beifahrerin aufsetzt. Per Headset dirigiert eine vorerst noch körperlose Stimme die beiden von einer spektakulären Verfolgungsjagd zur nächsten. Das dritte ehemalige Gangmitglied ist inzwischen Polizist und nimmt die Verfolgung auf. Da ist einiges ziemlich dreist abgeschaut von Speed und Cellular, klar, aber das amerikanische Kino hat dann eben doch oft nicht genug Vertrauen in den eigenen Wahnwitz.

Der Trailer ist ein kleines Meisterwerk für sich:

.

Thursday, December 01, 2011

Coming Attractions

The Muppets, James Bobin, 2011

Auch wenn die Muppets, wie der Film nicht müde wird, einem unter die Nase zu reiben, in der heutigen Populärkultur anachronistisch wirken, scheinen sie in Amerika doch noch bis zu einem gewissen Grad zur Allgemeinbildung zu gehören. An mir als komplettem Muppet-Außenseiter dagegen sind die im Kino frenetisch bejubelten Insiderwitze gleich dutzendfach vorbeigerauscht. Leider nicht vorbeigerauscht sind die dann tatsächlich anachronistische Selbstreflexivität ("You just revealed a major plot point"), der etwas zu genau abgezirkelt campige Humor des Films und Jason Segels overacting, das in diesem einen Fall, vielleicht hauptsächlich aufgrund der artifiziellen, uneigentlichen Welt, in die es eingelassen ist, leider eher opportunistisch-ranschmeißerisch als naiv-ehrlich wirkt. Gefallen haben mir trotz allem die Muppets selbst, von denen es ja tatsächlich unglaublich viele zu geben scheint. Kermit vor allem natürlich, ein Star erst wider Willen (mit einer wundervollen, zerbrechlichen Stimme), der das Startum dann aber als moralische Verpflichtung auf sich nimmt.
Vermutlich ist diese Melanche aus wohlfeiler Nostalgie (ganz schlimm in der ersten Musical-Szene), smarter Intertextualität und jeder Menge Cameo-Auftritte genau das richtige, um ein schwächelndes Franchise wiederzubeleben. Wer herausfinden möchte, was an den Muppets (als Versuch, die Popkultur von innen heraus moralsich zu erneuern, zum Beispiel, aber das ist natürlich nur Spekulation) einmal interessant gewesen sein könnte, ist in dem Film leider weniger gut aufgehoben.

Hugo, Martin Scorsese, 2011

Eigentlich mag ich den späten Scorsese, aber Hugo ist leider ziemlich unerträglich. Der Film fühlt sich an wie eine hohle, aber mit poserhaften Power-Point-Folien aufgemotzte Vorlesung zur Früh- und Technikgeschichte des Kinos. Mit großer Geste konstruiert der Film seine Welt als eine Verschaltung unterschiedlicher technologischer Innovationen (Uhrwerk, Eisenbahn, künstliche Gehhilfen, ein Automaton vor allem, um den Hugo viel Gewese macht) und immer wieder sucht Scorsese nach "Symbolbildern" für den technisch vermittelten Blick, den das Kino erlaubt. Besonders oft wird durch das Ziffernblatt einer Uhr hindurch ein hübsch zurechtgemachtes Postkartenparis bewundert. Später dann jede Menge frühes Kino, wobei Scorsese nicht einmal davor zurückschreckt, den Lumierezug dreidimensional nachzubearbeiten, so dass der dann halt tatsächlich ins Publikum zu rauschen scheint. Die Hauptfigur Hugo ist ein "Waisenkind des Kinos", angelehnt vielleicht an Truffaut beziehungsweise dessen alter ego Antoine Doinel.
Das hört sich alles interessanter an, als es ist, der Film ist vor allem reichlich abgeschmackt in den Figurenzeichnungen und in technischer Hinsicht aufdringlich, wobei die 3D-Effekte, die laut Scorsese ja mit jeder Einstellung "Kino neu denken" sollen, haargenau gleich funktionieren, wie in allen anderen 3D-Filmen auch. Jede Menge in den Kinosaal geblasene Schneeflocken.

J. Edgar, Clint Eastwood, 2011

Gefallen hat mir dagegen Eastwoods neuer Film. Die private files of J. Edgar Hoover lässt der Regisseur im Aktenschrank schräg hinter dem Schreibtisch des FBI-Chefs - beziehungsweise in dem anderen und zugegebenermaßen in politischer Hinsicht deutlich wagemutigeren Hoover-Biopic von Larry Cohen. Eastwood versucht sich dagegen an einer eher sanften Dekonstruktion eines Medienstars, ähnlich wie in Flags of Our Fathers geht es um die Macht von Bildern, um Projektionen und Propaganda. Auch J. Edgar ist dabei filmhistorisch ambitioniert, anders als Scorsese fährt Eastwood aber kein ganzes Archiv auf, sondern beschränkt sich auf zwei ikonische James-Cagney-Momente. Ein anderer Strang des Films beschäftigt sich, durchau in Oliver-Stone-Manier, mit den unterstellten psychologischen Triebkräften Hoovers, mit verdrängter Homosexualität und einem nicht verarbeiteten Mutterkomplex vor allem. Eastwood ist dabei weniger aufdringlich als Stone, wenn sich Hoovers langjährige Sekretärin mehr und mehr in ein Ebenbild der verstorbenen Mutter verwandelt, reibt der Film einem das nicht mehr als nötig unter die Nase. Und der erste Auftritt des verleugneten Lovers als Silhouette hinter der Milchglasbürotür ist großartig.
Der Film sieht super aus, insbesondere die Szenen, die im Büro (plus Vorzimmer) spielen. Mit zunehmender Dauer wird J. Edgar zu einem reinen Schattenfilm, die Kamera tastet wieder und wieder di Caprios Umrisse ab, beleuchtet nur noch vom fahlen Licht einer selbstfabrizierten Geschichte, über die der alte FBI-Chef langsam aber sicher die Deutungshoheit verliert