Alle sind schuldig. Oder vielleicht eher: Schuld ist etwas, das nicht Eigenschaft eines Einzelnen ist, sondern das, wenn es einmal auf der Welt ist, alle infiziert. Dass der Gastwirt Radschek in seinem Karren nicht nur ein Klavier, sondern auch Schmuggelware transportiert, zeigt der Film nicht im Modus der Anklage; zumindest nicht im Modus einer Anklage, die auf einen einzelnen zielt. Alle sind schuld, die geschmuggelten Felle sind nur der erste Beweis, eher noch ein Meneteket: Ihr werdet alle schuldig sein. Später im Film winkt eine Nachbarin ab, wenn Radschek wegen der Felle festgenommen wird: schmuggeln, das tun wir doch alle. Sie hatte, wie die anderen Schaulustigen, die vor lauter Neugier einen Zaun zum Umkippen gebracht hatten, auf eine spektakulärere Schuld gehofft.
Tatsächlich gibt es neben dem offenen Geheimnis noch ein verschlossenes, dunkles, dessen Ort nicht der halböffentliche Vorgarten ist, sondern der Keller, das tiefste, privatste Innere / Andere des Hauses. Dort verschlossen, vergraben und erschlagen liegt ein verbotenes, gefährliches Begehren, das die Grundfesten des Hauses erschüttert, aber es nicht zum Einsturz gebracht hat (weil die Klappe zum Keller dicht hält). Den Schädel eingeschlagen bekommen hat Kampmann, ein wölfisch brutaler Haudraufcasanova, mehr Vergewaltiger als Verführer. NSDAP-Mitglied Rudolf Fernau legt ihn als barbarische Variation auf slicke Hollywood-precode-alpha-males wie Warren William oder William Powell an. Das Lächeln, das denen natürlich kommt, schaut bei ihm aus wie nachträglich ins Gesicht gemeiselt. Und ist doch keine Maske, denn: Darunter gibt's nichts mehr.
Aber jetzt ist er tot, Radschek ist verdächtig, genauso seine Frau, gespielt von Gisela Uhlen, die immer wieder tolle Großaufnahmen bekommt. Die (Wieder-)Begegnung mit Kampmann hat ihr alle freilich vorher schon nur gekünstelte Sicherheit genommen, nachdem er sie ein paarmal durch ihr Zimmer gejagt, mit Avancen und Geschenken heimgesucht hat, wird ihr Blick immer gehetzter, die Bewegungen immer fahriger. Ihren Mann, Radschek, gespielt von Rene Deltgen, bringt das auf die Palme. Er bleibt stets zielstrebig, noch im Untergang, rauft sich nach dem verlorenen Kartenspiel kurz die Haare, reißt sich aber immer wieder zusammen. Zwei Arten, schuldig zu sein.
Darum herum andere Figuren, zwei blonde Bedienstete, eine tumb naiv, eine tumb gerissen, ein junger Typ mit erotischer Fixation auf Radscheks Frau, ein jüdischer Hausierer, der offscreen verhaftet wird (da verrät sich der Film als NS-Werk: der Jude muss eben doch auf andere Weise schuld sein, bekommt keine Möglichkeit, seine Schuld auszuagieren, ins Tragische zu überhöhen). Der Polizist selbst ist auch ein Depp. Leider gibt es dann später noch den Richter, der als unbestechlicher Patriarch aufräumt mit der Schuld, diesen vorher auf durchaus aufregende Weise durch seelische Untiefen navigierenden Film wieder in das Korsett eines Denkens zwängt, das Schuld zugunsten des Weiterfunktionierens von Gasthaus, Ehe (davor hatte die Krise selbst das Bett erreicht) und vielleicht sogar Schmuggel ignoriert.
Damit das klappt, braucht der Film nicht nur zähe Gerichtsszenen, sondern auch Rückblenden, die Licht ins Dunkel des Kellers zu bringen vorgeben, die aber doch nur verhüllen, worum es im Film vorher eigentlich gegangen ist.
Tatsächlich gibt es neben dem offenen Geheimnis noch ein verschlossenes, dunkles, dessen Ort nicht der halböffentliche Vorgarten ist, sondern der Keller, das tiefste, privatste Innere / Andere des Hauses. Dort verschlossen, vergraben und erschlagen liegt ein verbotenes, gefährliches Begehren, das die Grundfesten des Hauses erschüttert, aber es nicht zum Einsturz gebracht hat (weil die Klappe zum Keller dicht hält). Den Schädel eingeschlagen bekommen hat Kampmann, ein wölfisch brutaler Haudraufcasanova, mehr Vergewaltiger als Verführer. NSDAP-Mitglied Rudolf Fernau legt ihn als barbarische Variation auf slicke Hollywood-precode-alpha-males wie Warren William oder William Powell an. Das Lächeln, das denen natürlich kommt, schaut bei ihm aus wie nachträglich ins Gesicht gemeiselt. Und ist doch keine Maske, denn: Darunter gibt's nichts mehr.
Aber jetzt ist er tot, Radschek ist verdächtig, genauso seine Frau, gespielt von Gisela Uhlen, die immer wieder tolle Großaufnahmen bekommt. Die (Wieder-)Begegnung mit Kampmann hat ihr alle freilich vorher schon nur gekünstelte Sicherheit genommen, nachdem er sie ein paarmal durch ihr Zimmer gejagt, mit Avancen und Geschenken heimgesucht hat, wird ihr Blick immer gehetzter, die Bewegungen immer fahriger. Ihren Mann, Radschek, gespielt von Rene Deltgen, bringt das auf die Palme. Er bleibt stets zielstrebig, noch im Untergang, rauft sich nach dem verlorenen Kartenspiel kurz die Haare, reißt sich aber immer wieder zusammen. Zwei Arten, schuldig zu sein.
Darum herum andere Figuren, zwei blonde Bedienstete, eine tumb naiv, eine tumb gerissen, ein junger Typ mit erotischer Fixation auf Radscheks Frau, ein jüdischer Hausierer, der offscreen verhaftet wird (da verrät sich der Film als NS-Werk: der Jude muss eben doch auf andere Weise schuld sein, bekommt keine Möglichkeit, seine Schuld auszuagieren, ins Tragische zu überhöhen). Der Polizist selbst ist auch ein Depp. Leider gibt es dann später noch den Richter, der als unbestechlicher Patriarch aufräumt mit der Schuld, diesen vorher auf durchaus aufregende Weise durch seelische Untiefen navigierenden Film wieder in das Korsett eines Denkens zwängt, das Schuld zugunsten des Weiterfunktionierens von Gasthaus, Ehe (davor hatte die Krise selbst das Bett erreicht) und vielleicht sogar Schmuggel ignoriert.
Damit das klappt, braucht der Film nicht nur zähe Gerichtsszenen, sondern auch Rückblenden, die Licht ins Dunkel des Kellers zu bringen vorgeben, die aber doch nur verhüllen, worum es im Film vorher eigentlich gegangen ist.
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