Thursday, January 05, 2017

The Venus Tear Diamond, Umetsugu Inoue, 1971

Panasiatisches Unterhaltungskino der frühen 1970er: Ein singapurer Gentleman-Ganove und eine Hongkong-chinesische Lady-Ganovin steigen in einem Hotel ab, um im Trubel eines internationalen Gesangswettbewerbs, an dem neben croonenden Filipinos und thailändischen (?) Acid-Poperinnen auch sie selbst teilnehmen, den "Venus Tear Diamond" zu erbeuten. Regie bei der Shaw-Produktion führt Umetsugu Inoue, auch der Schauplatz ist Japan, genauer gesagt die Expo '70 in Osaka. Nur eine kurze Sequenz ist on location gedreht, und das ist auch der einzige Moment, in dem der Film den behaupteten Trubel einigermaßen einlöst (und außerdem noch eine koreanische Tanzperformance mitnimmt).

Ansonsten ist The Venus Tear Diamond Exzess auf Sparflamme. Alles soll stylisch und ein wenig extravagant sein, aber offensichtlich ist das Büdget begrenzt, deshalb liegen im Zweifelsfall nur ein paar psychedelisch gestreifte Kissen in einem ansonsten ziemlich sterilen Hotelzimmer herum. Umetsugu Inoues unermüdliche Regie (vom selben Regisseur war dieses Jahr in Bologna ein ziemlich absonderlicher Kinderfilm zu sehen) gibt sich dennoch einige Mühe Blut aus Steinen zu pressen, und manches sieht dann doch ausgesprochen hübsch aus, etwa eine Poolszene, in der eine Totale nach und nach mit diversen Farbspritzern dynaimisiert wird. Als würde man einem Pop-Art-Gemälde beim Entstehen zusehen. Auch die Split-Screen-Effekte sind durchweg phänomenal.

An anderer Stelle gefällt gerade die unfreiwillige Ästhetik der Armut. Zum Beispiel in einer außergewöhnlich lange ausgehaltenen Standardsituation des Gaunerkomödiengenres: Eine Diebin flieht vor der Entdeckung aus dem Fenster und muss auf dem Fenstersims balancieren. Der offensichtlich nur ein recht jämmerlicher Studioaufbau ist. Die Illusion, die das Dekor nicht hervorrufen kann, soll stattdessen das Spiel der Darstellerin leisten, die gefühlt minutenlang auf einem Pappvorsprung herumbalanciert.

Irgendwo steckt in dem Film durchaus die smarte, wendige, dekonstruktive Heist-Farce, die er gerne wäre; das merkt man spätestens dann, wenn neben dem echten Tränendiamanten gleich mehrere Fälschungen auftauchen. Es fehlt einfach nur an ein paar zusätzlichen beweglichen Elementen, die zum Beispiel dabei helfen könnten, die etwas zu plumpe Symmetrie der ohnehin reichlich überschaubaren Figurenanordnung zu dezentrieren.

Schön allerdings die zentrale Romanze, die durch eine reichlich sonderbare Traumsequenz initiiert wird, in der die tolle Lily Ho und der etwas trübe Ling Yun erst in gemalten Wolken tanzen und dann von himmlischen Cops gejagt werden. Insbesondere Lily Ho schwankt ab diesem Moment aufs Bezauberndste zwischen ihrer ursprünglichen kriminellen Intention und dem romantischen Trieb. Eigentlich will sie immer nur das, was ihr gerade vor der Nase liegt: Wenn sie den Diamanten sieht, vergisst sie Ling, wenn eine Szene später Ling wieder auftaucht, den Diamanten. Als wäre der Mann auch nur ein Schmuckstück.

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