Tuesday, January 31, 2017

Victory, Maurice Tourneur, 1919

In complete, impregnable solitude möchte Axel Heyst leben. Er sitzt auf seiner Veranda, streichelt den cat companion, den alleine er bei sich wissen möchte, und liest: "Perfect isolation means perfect peace. This is the reward of the man who goes through life as a spectator, an observer only, steadfastly refusing to take part in any action which may react to destroy his peace. Such a man must prepare for a life of invulnerable solitude and loneliness." Das ist das Ideal, das Heyst ausgetrieben werden muss: Einsamkeit als eine abstrakte, inhaltsleere Idee. Stattdessen muss er Töten und Lieben lernen.

Ein wunderbarer Film (nach Joseph Conrad) jenseits aller Erzählökonomie: Er konstruiert erst ein durch und durch künstliches Hindernis, das dann mit unwahrscheinlichem, chaotischem Aufwand überwunden werden muss. Eigentlich reicht schon ein einziger Blick auf eine alleingelassene Geigenspielerin, um Heyst wieder in die Welt zu ziehen. Er nimmt sie mit zu sich auf die Veranda, weiß dort aber nichts mit ihr anzufangen, was sie zur Weißglut treibt. Anderswo bricht die Hölle los, jede Menge finsterer Gestalten - unter anderem Lon Chaney und ein Typ, der einem die Wirbelsäule durchbricht als wäre sie ein Streichholz - machen sich auf den Weg. Heyst, der vom hochgewachsenen Jack Holt gespielt wird, schaut derweil in seinem weißen Anzug aus wie ein tumber, alteuropäischer Fels in der kolonialabenteuerlich-exotistischen Brandung. Mit Frauen, die ihre Wunden am Oberarm kurzerhand selbst lecken, als wären sie Katzen, kommt er nicht klar. Er bleibt lange stur. Aber irgendwann, spätestens wenn dann auch noch ein Vulkan ausbricht, ist er weichgeklopft. "Something has indeed happened to Heyst. He was no longer the slave of an idea, but a man, free to slay and die for a woman."

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