Saturday, September 24, 2005

Phantom of the Opera, Arthur Lubin, 1943

Sicher bin ich nicht der erste dem aufgefallen ist, dass die Geschichte des verrückten Komponisten, der ein Opernhaus unsicher macht, den Subtext eines unterdrückten Klassenkampfs besitzt (ich kenne allerdings nur diese Version der Geschichte und weiss nicht, wie nah sie dem Roman ist). In dem Moment als Eric Claudin sein Werk gestohlen wird (oder er dies glaubt), wird auch sein Gesicht verätzt, d.h. er wird gleichzeitig enteignet und ausgestossen, verelendet. Folgerichtig verschwindet er in der nächsten Szene in der Kanalisation. Mit etwas Fantasie (vieleicht etwas zu viel Fantasie...) könnte man das Ende des Films als faschistische Lösung lesen: Das Hirn (Anatole) und die Hand (Raoul) werden durch das Herz (Christine) vereinigt und beseitigen die Gefahr für die herrschende Ordnung.
Die Universal Version dieser Geschichte wird farbenprächtig und in großartigen Dekors präsentiert, was die potentiell subversiven Elemente noch stärker zum Ausdruck bringt. Das Opernhaus als Stolz der Bourgeoise bedarf keiner weiteren Erläuterung, die Thematik setzt sich hier aber auf der nächsten Ebene fort, da Phantom of the Opera Beweis dafür ist, wie es Hollywood gelungen ist, auch das eigentlich proletarische, so gar nicht hochkulturelle Genre des Horrorfilms salonfähig zu machen. Arthur Lubins Werk ist genau so glattpoliert wie die Produktionen, die das Opernhaus im Film aufführt und so bedürfte es natürlich mehr als nur eines Claude Rains um das Verdrängte sichtbar zu machen.

4 comments:

Thomas said...

offtopic: Wir hatten es ja letztens von deutschen Genrefilmen der 60er und 70er. Im Arsenal ist nächsten Monat ja eine Auswahl von frühen Filmen von Klaus Lemke zu sehen, die da natürlich voll rein passen. Hast Du Lust die anzuschauen?

Grüße
Thomas

Lukas Foerster said...

Ich hab das Programm für Oktober noch gar nicht gesehen, aber ich denke, da bin ich dabei. Hast Du schon mal was von Lemke gesehen?

Thomas said...

Nein, leider wirklich noch keinen einzigen. Aber seit diesem Interview in der SZ von vor einigen Wochen will ich da unbedingt mal was aufarbeiten. Alleine schon für den Ausspruch "Ich fand Amerika so derartig cool, dass ich gerne in Vietnam einmarschiert und gleichzeitig dagegen protestiert hätte." nur noch zu küssen!

Schöne Fansite: http://www.mach-dich-grade.de/

Leider sind die Vorführungen nur Beta-SP. Aber man nimmt, was man kriegen kann.

Grüße
Thomas

Lukas Foerster said...

Nach dem Interview und der Fansite kann ich mir das natürlich nicht entgehen lassen. Da werden wir uns in jedem Fall im Arsenal sehen.
Gruß, Lukas