Der 24. Zatoichi Film ist ein kleines Meisterwerk, das mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Nichts mehr ist hier zu spüren von den Italowestern Einflüssen der Serie, dem Abenteuerfilm im wilden Japan. Zatoichi in Desperation ist ein dreckiges, düsteres Werk, das die Genregrenzen weit hinter sich lässt. Ein Großteil des Films spielt in engen Räumen, der Bildkader ist unterteilt durch Wände, Schleier, Schränke usw, nie wird es möglich, die Lokalität genau zu fassen, auch die einzelnen Figuren sind selten ganz im Bild, mal ein Kopf, mal ein halber Körper, das wars. In diesen Räumen herrscht wirklich die titelgebende Verzweiflung, verbunden mit einer meist unterdrückten Sexualität die sich nur in Gewalt entladen kann. Zatoichi, an dessen Potenz durchaus Zweifel bestehen können, versucht andere Wege zu finden, zur Erfüllung zu gelangen, doch meist vergeblich.
Der zweite Handlungsort ist ein Küstenstreifen, der im Gegensatz zu den engen Häusern im ersten Teil des Films kaum Requisiten bietet. Doch auch hier finden sich keine Establishing Shots im klassischen Sinne, die Szenerie wird nicht in der Wirklichkeit festgeschrieben sondern bleibt im Nirgendwo. Dennoch wirkt der Wechsel befreiend, zumindest entsexualisierend (vielleicht findet sich hier irgendwo ein Weg zu einer menschlicheren Lust), die Gewaltentladungen finden endlich ein Ziel, da die Menschen sichtbar werden.
Zatoichi in Desperation ist ein verstörender, in jeder Hinsicht unerwarteter Film. Meist sind die letzten Fortsetzungen langer Filmserien nur noch Variationen ausgelutschter Motive, hier jedoch finden sich Bilder, die die Thematik transzendieren und zeigen, wie ein scheinbar überkonventionalisiertes Genre wie der Samurai-Film in der Hand eines mutigen Regisseurs immer wieder aufs neue überraschen kann.
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