Das Highlight unter den Neustarts der Woche ist höchstwahrscheinlich der rumänische Cannes-Gewinner 4 luni, 3 saptamani si 2 zile. Allseits hoch gelobt, bietet der Deutschlandstart Leuten wie mir, die im allgemeinen dem osteuropäischen Gegenwartsfilm gegenüber nicht ganz vorurteilsfrei sind, die Möglichkeit, ihre Ignoranz abzulegen. Den oftmals als Vergleich herangezogenen Moartea domnului Lazarescu habe ich ebenfalls noch nicht gesehen, als Begleitprogramm wäre der jedoch sicherlich auch zu empfehlen. Da aus Hollywood diese Woche sonst vor allem Unfug schwereren Grades (unter anderem Rendition, der neue Film des Tsotsi-Verbrechers und leider auch designierten Wolverine Regisseurs Gavin Hood) anläuft, weise ich nur noch auf Uwe Bolls Seed hin. Irgendwann muss ich mal die Post-Alone in the Dark Filmografie des Schlimmfilmers aufarbeiten und Seed wäre vielleicht kein schlechter Beginn für ein solches Unterfangen, ist Boll doch hier ein ganz besonderer Marketinggag geglückt: Eine Zusammenarbeit mit PETA. Hier ein Auszug aus der Pressemitteilung:
"In Bolls Film SEED werden Szenen aus chinesischen Pelzfabriken gezeigt, auf denen zu sehen ist wie Hunden bei lebendigem Leibe das Fell abgezogen wird. Das Bildmaterial ist echt und so werden erstmals in einem Kinofilm authentische Bilder von Grausamkeiten an Tieren, so genanntes Snuff-Material, eingesetzt. Die Szenen wurden von PETA heimlich gedreht und dem Boll-Film zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug werden 2.5% der weltweiten Netto-Einnahmen des Films direkt in die Arbeit der Tierrechtsorganisation PETA fließen."
Und insbesondere: "Mit den schockierenden Bildern möchten Boll und PETA zum Nachdenken anregen." Das wird's sein.
Im Arsenal läuft heute abend zusammen mit Man Rays Emak Bakia Louis Dellucs wunderbare Hafenimpression Fievre. Ansonsten: Ottinger und Weimarkino.
Das Babylon widmet einem anderen Vertreter des deutschen Autorenfilms eine Retrospektive, dessen Werk mir bislang noch völlig unbekannt ist: Rosa von Praunheim. Der Klassiker Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt läuft morgen, die mir einst von Thomas empfohlene Bettwurst übermorgen. Mittwoch gibt es dann nochmal Franco / Dietrich Sleaze.
Das Zeughauskino zeigt unter anderem Bertoluccis Il Conformista, der mir unlängst beim Wiederanschauen deutlich besser gefallen hat als beim ersten Mal. Dass Jameson ausgerechnet den Film wiederholt als Proto-Patiche geiselt, kann ich zumindest nicht mehr ganz nachvollziehen. Schließlich sind sich die filmischen Bilder ihrem Status stets alles andere als sicher und öffnen sich dadurch einem kritischen Blick. Heute abend laufen außerdem drei Essayfilme der feministisch-kommunistisch-postkolonialen (oder so ähnlich) Filmemacherin Hito Steyerl, über die ich irgendwo mal (ich glaube bei Olaf Möller) ziemlich viel gutes gelesen habe.
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