Thursday, November 08, 2007

Berlin Kino, 8. - 14. 11. 2007

Heute startet, begleitet von reichlich Medienwirbel, Robert Redfords neuer Film Lions for Lambs, der mir überraschend gut gefallen hat. Selbstverständlich ist Redfords Werk kein richtig guter Film und einige Sequenzen sind gar reichlich unerträglich, dennoch sollte man sich nicht alleine von der Tatsache abhalten lassen, dass der Streifen ganz eindeutig die falschen Freunde hat, worauf auch Diederichsen in seinem etwas wirren Aufsatz zum Film hinweist. Wem dagegen der Sinn mehr nach extrem-Arthaus steht, der wird vielleicht mit Joe Wrights Atonement glücklich werden. Nach allem, was ich bei Christian und Ekkehard Knörer gelesen habe, bleibe ich dem Ganzen jedoch lieber fern. Ganz abraten möchte ich von Pas douce, einem anfangs ganz netten, in den zwei letzten Filmdritteln jedoch zunehmend auf unangenehm zurückhaltende Art und Weise menschelnden Franzosenfilm, mit dem wiederum Knörer meiner Meinung nach doch etwas zu nachsichtig umgeht. Und dann startet mit 30 Days of Night noch ein Vampirfilm, dessen Regisseur David Slade sich jedoch mit Hard Candy eigentlich bereits selbst disqualifiziert hat.

Der bereits letzte Woche angekündigte Werner Herzog-Film The Wild Blue Yonder ist doch erst diese Woche zu sehen und zwar am Sonntag um 20:00 im Filmtheater am Friedrichshain.

Weil ich gerade bei Herzog bin: Eine schön programmierte Reihe im Zeughauskino setzt sich mit der Amerika-Entdeckung auseinander und zeigt morgen Cobra Verde, die seinerzeit wohl aufs übelste verrissene und mir noch unbekannte letzte Zusammenarbeit des Meisters mit Klaus Kinski. Ansonsten laufen noch zwei Filme Manoel de Oliveiras, des dienstältesten Auteurs des Weltkinos. Ich kenne von De Oliveira nur seine beiden letzten filme und Cristóvão Colombo - O Enigma hat mich doch eher ratlos zurückgelassen, dennoch fasziniert mich der Film (genauso wie der großartige Belle toujours) sehr. Denn beide Filme sind meilenweit von allem entfernt, was man an Alterswerken gemeinhin entweder liebt oder hasst. Insofern bin ich sehr gespannt, was da noch auf mich zukommt (vielleicht hier bald mehr zu De Oliveira). Zu guter oder wahrscheinlich eher schlechter Letzt ist in dieser Reihe auch noch ein Veit Harlan Film aus dem Jahr 1938 zu sehen.

Im Babylon Mitte läuft wieder eine japanische Filmreihe, auf die ich erst heute aufmerksam gemacht wurde. Gezeigt wird eine Auswahl des Programms der normalerweise in Frankfurt stationierten Nippon Connection. Der Schwerpunkt scheint mir auf hierzulande wenig greifbarem Kino- und Videomaterial irgendwo zwischen hipper Popkultur und Experimentalfilm zu liegen. Sieht alles äußerst interessant aus. Nächsten Montag gibt's neue, kurze Animationsfilme en masse.

Mehr Kurzfilme im Babylon bieten das interfilm Kurzfilmfestival, das den Kurzfilmkennern (ich bin keiner) sicher viel Freude bereiten wird. Außerdem läuft noch ein seltsamer koreanischer Horrorfilm (Needless to say, these women have serious food issues), einer der unzähligen Frauengefängnisfilme von Jess Franco (und dieser heißt tatsächlich auch so: Frauengefängnis) sowie Straub / Huillets mir ebenfalls noch unbekannter Geschichtsunterricht, dessen Titel möglicherweise eine ähnlich identitäre Beziehung zu seinem Inhalt unterthält wie der Franco-Film.

Eher weniger los ist diese Woche im Arsenal, vor allem möchte ich hier eine unbedingte Warnung aussprechen vor dem Film Body Rice, einem der unerträglichsten Streifen, der mir in den letzten Jahren in die Quere gekommen ist. Definitiv nur etwas für Masochisten. Schöne Stummfilme laufen dagegen in der Magical History Tour, außerdem gibt es O Estado do Mundo zu sehen, einen Omnibusfilm, an welchem unter anderem Pedro Costa und Weerasethakul mitgearbeitet haben. Und meine letztwöchentliche Warnung vor Ulrike Ottinger möchte ich doch noch dahingehend einschränken, dass ihr Dokumentarfilm Prater eigentlich sogar ziemlich großartig ist.

Das Ethno Filfest im Dahlemer Museum für Ethnologie gehört eigentlich zu den Veranstaltungen, die besser sind als alles, was man auf den ersten Blick mit einem solchen Namen verbindet. Das diesjährige Programm sagt mir jedoch absolut überhaupt nichts. Wenn da jemand Bescheid weiß / etwas empfehlen kann, nur zu. Warnen möchte ich nur vor dem leider alles andere als tollen Vorführraum, der noch weitaus weniger kinotauglich ist als das Pandon im Haus der Kulturen der Welt.

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