Tuesday, November 20, 2007

Know Your Enemy: Japan, Frank Capra & Joris Ivens, 1945

Fünfzig Minuten lang führen Capra eund Ivens die Bearbeitung des japanischen Körpers vor, zehn Minuten lang triumphiert die amerikanische Technik. Die von den Japanern hingerichteten Fillipinos bzw ihre versehten Körper und die halbverhungerten amerikanischen Kriegsgefangenen zeugen von einer Leiblichkeit, die die höherstufige Militärmaschienerie nicht mehr kennt: Hier zerstören Flugzeuge Flugzeuge und Schiffe Schiffe. Selbstverständlich sind diese (noch) bemannt, doch die Insassen bleiben unsichtbar. Nicht nur die der Gegenseite (um die unvermeidlichen Grausamkeiten auch der eigenen Handlung zu verschweigen, was natürlich auch eine Rolle spielt: von 100000 toten Japanern auf Okinawa erzählt stolz der Voice-Over Kommentar; im Bild zu sehen ist kein einziger), sondern zum großen Teil auch die eigenen. Oder, wenn sie doch auftauchen, eignet ihnen eine völlig andere Form von Subjektivität, eine, die den bis in die Fingerspitzen konditionierten Japanern nicht zusteht. Es sind vielleicht die handelnden Subjekte des Genrefilms, des Westerns zu allererst, in jedem Fall aber Subjekte, die zwischen sich und dem, was sie anrichten, bereits eine Distanz errichtet haben und deshalb im Umkehrschluss von diesem nicht mehr determiniert werden können.
Zwei Arten von Kriegen beschreibt Know Your Enemy: Japan also: Einmal den der unbedingten körperlichen Affizierung, den Krieg der genetisch, kulturell, religiös, historisch jeder Subjektivität beraubten Japaner einerseits und den der sich bereits tendeziell verselbstständigenden Technomaschinerie andererseits, einer Technomaschinerie freilich, deren Entfaltung das Individuum nicht etwa beschränkt oder bedroht, sondern in gewisser Weise befreit (Transformers als Vollendung dieses Prinzips? Die Liebes- und sonstigen Alltagsgeschichten könnten sich hier nun, zumindest prinzipiell, endlich vollständig unabhängig von den sich bekämpfenden Robotergruppen entfalten).
Aber auch: Zwei Arten von Produktion (überhaupt erstaunt es mich, der ich erst wenige Genrevertreter kenne, wie oft der amerikanische Kriegsfilm schon in den vierziger Jahren direkt vom Kapitalismus spricht): Die fordistische Produktionsmethode haben auch die Japaner drauf, ja sie sind fast für dieselbe geschaffen, spannt sie doch das Fließband in dasselbe unmittelbar körperliche Regime ein, das laut Capra /Ivens sowieso in ihren kulturellen oder möglicherweise gar biologischen Code eingeschrieben sei. Die amerikanische Produktion freilich ist schon einen Schritt weiter: Das serielle Prinzip hat sich verselbstständigt und betrifft nun nicht mehr Menschen, sondern Kampfflugzeuge, Panzer und Kriegsschiffe, die in wunderbaren Formationen, und ohne auch nur irgendetwas über ihren eigenen Produktionsprozess zu verraten, die jämmerlichen Überreste des japanischen Heers in Schutt und Asche legt. Ein Mysterium liegt über dieser in den letzten zehn Minuten mit aller Macht auftauchenden Streitmacht. Könnte der Film diese genauso auf soziale, kulturelle, historische etc Faktoren zurückführen, wie er dies im Falle der Japaner (zwar in vieler Hinsicht falsch, aber doch überzeugend) vorführt? Oder verbirgt sich in diesen letzten zehn Minuten ein Repräsentationsproblem, das mehr mit der Wirtschafts- als mit der militärischen Ordnung zu tun hat?

1 comment:

Anonymous said...

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website somedirtylaundry.blogspot.com Links tauschen