Drei Hausfrauen mit finanziellen Problemen und Männern, die zu nichts mehr zu gebrauchen sind (eine der drei ist die junge Jessica Lange, die hat den schlimmsten Typen abbekommen), planen einen Überfall auf einen "Money-Ball" in der lokalen Mall - eine tombolaartige Veranstaltung, deren Zentrum eben eine Glaskugel darstellt, in deren Inneren Geldscheine herumwirbeln. Dieses Geld unter den Augen der konsumwilligen Kundschaft zu rauben ist der Plan in einem Heist-Film, der zu 90% Soap Opera ist; und zwar eine Soap Opera, in der Romantik andauernd in Geld übersetzt wird, in der nicht nur Liebe, sondern alle zwischenmenschlichen Beziehungen kaum noch anders gedacht werden können als in ökonomischen Kategorien (das gilt, das hat mich dann doch verwundert, wenn es hart auf hart kommt, auch für die Freundschaft der drei Frauen selbst; dass die nicht zerbricht, liegt nur daran, dass am Ende eben doch wieder genug Geld vorhanden ist).
Ich hatte ursprünglich vermutet, How to Beat the High Co$t of Living könnte ein Film über die Wurzeln der Reaganomics in den "Steuerrevolten" der späten Siebziger Jahre sein; damit würde man vermutlich etwas zu viel in diese angenehme, harmlose AIP-Produktion lesen, die gerade in den Szenen aus Ehe- und Familienalltag viele schöne Momente hat ("Don't 'Hi Mom' me" sagt Jane zu ihrem Sohn im Flur, als der noch nicht zum Zahnarzt aufgebrochen ist). Lustig freilich ist der Film nur selten; kein ganz unbedingt wiederzuentdeckendes Meisterwerk, aber auch in vergessenen Durchschnittsproduktionen kann man Interessantes finden. Die sonderbarste Szene ist der Überfall selbst, vor allem rückblickend betrachtet gestaltet sie sich als weirde Allegorie auf das Jahrzehnt, an dessen Anfang der Film steht. Um die Aufmerksamkeit der Besucher von der Glaskugel abzulenken, stellt sich Jane Curtin auf eine Bühne im Einkaufszentrum, erklärt, dass sie etwas über die Zukunft der Stadt erzählen möchte und beginnt sich, während sie die Jahreszahlen der Achtziger durchzählt, auszuziehen. Vorne eine ungelenke Stripshow, im Hintergrund verschwindet das Geld, dazwischen teilweise johlende, teilweise aber auch eher peinlich berührte als angetörnte Supermarktbesucher, am Ende geht die Geldkugel in die Brüche und alle dürfen sich bedienen: Das sind die Achtziger Jahre aus Sicht dieses Films. Was auch immer das zu bedeuten haben könnte.
2 comments:
Was hat es eigentlich mit dieser 80ies-Reihe auf sich? Sind das private Hausaufgaben oder erfreuliche Nebeneffekte einer Reihe, die du kuratierst bzw. kuratieren wirst?
In jedem Fall ist es sicherlich enorm faszinierend (aber nicht auch etwas enervierend?), soviele Filme einer Nationalität aus dem gleichen Jahrgang zu sehen. Und bei amerikanischen Filmen ist das ja auch praktisch möglich. Wollte man das etwa spanischen oder russischen Filmen anstellen, würde die bloße Verfügbarkeit sicherlich eine enorme Hürde darstellen.
Ausgangspunkt ist tatsächlich ein kuratorisches Projekt, das sich allerdings noch nicht so bald materialisieren wird und überhaupt noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist. Ich wollte etwas in der Art allerdings schon immer einmal machen: Eine ältere Kinematografie noch einmal ganz neu entdecken. Bisher nervt mich das (von einzelnen Filmen abgesehen) noch überhaupt nicht, aber ich bin auch immer noch im ersten von zehn Jahren.
Vermutlich ist das amerikanische Kino tatsächlich das einzige, bei dem man ein solches Projekt ohne Archivbesuche auch nur ansatzweise realisieren kann. Ich habe nicht ganz alles, was ich recherchiert habe, auch auftreiben können, aber doch überraschend viel.
Post a Comment