Ein Film über die Produktion von Heimat: Das gebildete, immer schon urban verformte Großbürgertum agiert vor der Naturkulisse noch ein letztes Mal ein düsteres, zerquältes Melodram aus, und erledigt sich dabei selbst. Die Handlung ist simpel: Die Tochter spannt der Mutter unwissentlich den Lover aus, als die Sache herauskommt überbietet man sich gegenseitig in Verzichtsgesten.
Das Personal dieses Melodrams ist grundsätzlich instabil, ist sozusagen die ganze Zeit in Selbstauflösung begriffen: Die Tochter muss andauernd vorm Ertrinken gerettet werden, der Lover hat am Anfang einen Autounfall und pflegt eh ein etwas zu ironisches Verhältnis zur eigenen Existenz, die Mutter braucht keine äußere Gefahr, sie befindet sich sowieso immer im emotionalen Ausnahmezustand. Hilflos versucht die Regie, zu beleben, was schon längst tot ist, mittels andauernd anschwellender Musik und Kamerabewegungen, die nicht so genau zu wissen scheinen, was es denn sein könnte, was sie zu überhöhen versuchen. Immerhin etwa besser wird dieser (ziemlich furchtbare) Film, wenn die Gefühlswallungen sich am Ende in Naturdramatik übersetzen dürfen: Sturm, Regen, Licht, kenternde Boote, im Wasser versinkende Haarschöpfe, das bekommt die Studiomaschinerie schon alles ganz gut hin. Auch den hoffnungslos steifen, wie eingesperrt wirkenden Schauspielern (wenigstens teilweise eine Ausnahme: Olga Tschechowa), die stets dann am überfordertsten sind, wenn es gilt, etwas nicht unmittelbar die Handlung Vorantreibendes einfach nur so dahinzusagen, wenn es also darum geht, ein in-der-Welt-Sein darzustellen, tut gut, dass sie, bedrängt von den Elementen, keine Innerlichkeit mehr vortäuschen müssen.
Das eigentlich schlimme an der Sache: Die morsche Imitation von Lebendigkeit der Haupthandlung ist noch ein Segen gegenüber dem, was ihr in einer Parallelhandlung von Anfang an beigestellt ist - und was am Ende (oder zumindest: perspektivisch) über sie triumphiert. Zurück bleibt nämlichdie tumbe, blonde Provinzfamilie, die dann in Zukunft unbeleckt von jeder Moderne vor sich hinleben darf, der keinerlei Eigenbewusstsein zugestanden wird, mit der sich niemand auf Augenhöhe befassen muss, schon gar nicht der Film. Das wird direkt als Substitution gefasst: Das schneidige Fachwerkhaus, in dem das Melodram sich entfaltet, hat einst einer Bauernfamilie gehört, die jetzt nebenan, in kleinformatigerer Lieblichkeit, ihre Existenz fristet, das Melodram mal unterstützend, mal kommentierend, mal (der Intention nach...) humoristisch auflockernd. Der Rückkauf des alten Familiensitzes ist einziges Lebensziel des Familienoberhaupts; und am Ende gelingt er.
Der Form (und wiederum der Intention) nach ist der 1944 gedrehte Melusine ein eskapistisches Melodram, das in eine alternative Wirklichkeit fernab des schon so gut wie verlorenen Krieges entführen soll. Dass der Film dann doch einiges über seine Zeit aussagt, in der sehr allgemein um sich greifenden, kaum und höchstens ein wenig von Tschechowa überspielten Todessehnsucht zum Beispiel, auch in den ruinenartig funktionslos im Film herumstehenden Zeichen einstiger Studioeleganz, ist das eine. Das andere, was mich an diesem schon auch sein Publikum quälenden (Melusine kam in Nazideutschland nie zur Aufführung, seine Kinopremiere erlebte der Film tatsächlich erst am 2.3.2014 im Berliner Zeughauskino) Film dann doch interessiert hat, ist diese sonderbare Perspektivierung hin auf eine andere Art von Heimatfilm; auf einen Heimatfilm, der nicht mehr, wie eben noch Steinhoffs Melodram, das Ganze der Volksgemeinschaft in der Scholle verankern will (ein Versuch, der auf leider nur theoretisch interessante Art scheitert...), sondern auf einen, in dem man Heimat nur noch wie ein Biotop, von außen, betrachtet, im Wissen, dass man selbst nicht mitgemeint ist.
Das Personal dieses Melodrams ist grundsätzlich instabil, ist sozusagen die ganze Zeit in Selbstauflösung begriffen: Die Tochter muss andauernd vorm Ertrinken gerettet werden, der Lover hat am Anfang einen Autounfall und pflegt eh ein etwas zu ironisches Verhältnis zur eigenen Existenz, die Mutter braucht keine äußere Gefahr, sie befindet sich sowieso immer im emotionalen Ausnahmezustand. Hilflos versucht die Regie, zu beleben, was schon längst tot ist, mittels andauernd anschwellender Musik und Kamerabewegungen, die nicht so genau zu wissen scheinen, was es denn sein könnte, was sie zu überhöhen versuchen. Immerhin etwa besser wird dieser (ziemlich furchtbare) Film, wenn die Gefühlswallungen sich am Ende in Naturdramatik übersetzen dürfen: Sturm, Regen, Licht, kenternde Boote, im Wasser versinkende Haarschöpfe, das bekommt die Studiomaschinerie schon alles ganz gut hin. Auch den hoffnungslos steifen, wie eingesperrt wirkenden Schauspielern (wenigstens teilweise eine Ausnahme: Olga Tschechowa), die stets dann am überfordertsten sind, wenn es gilt, etwas nicht unmittelbar die Handlung Vorantreibendes einfach nur so dahinzusagen, wenn es also darum geht, ein in-der-Welt-Sein darzustellen, tut gut, dass sie, bedrängt von den Elementen, keine Innerlichkeit mehr vortäuschen müssen.
Das eigentlich schlimme an der Sache: Die morsche Imitation von Lebendigkeit der Haupthandlung ist noch ein Segen gegenüber dem, was ihr in einer Parallelhandlung von Anfang an beigestellt ist - und was am Ende (oder zumindest: perspektivisch) über sie triumphiert. Zurück bleibt nämlichdie tumbe, blonde Provinzfamilie, die dann in Zukunft unbeleckt von jeder Moderne vor sich hinleben darf, der keinerlei Eigenbewusstsein zugestanden wird, mit der sich niemand auf Augenhöhe befassen muss, schon gar nicht der Film. Das wird direkt als Substitution gefasst: Das schneidige Fachwerkhaus, in dem das Melodram sich entfaltet, hat einst einer Bauernfamilie gehört, die jetzt nebenan, in kleinformatigerer Lieblichkeit, ihre Existenz fristet, das Melodram mal unterstützend, mal kommentierend, mal (der Intention nach...) humoristisch auflockernd. Der Rückkauf des alten Familiensitzes ist einziges Lebensziel des Familienoberhaupts; und am Ende gelingt er.
Der Form (und wiederum der Intention) nach ist der 1944 gedrehte Melusine ein eskapistisches Melodram, das in eine alternative Wirklichkeit fernab des schon so gut wie verlorenen Krieges entführen soll. Dass der Film dann doch einiges über seine Zeit aussagt, in der sehr allgemein um sich greifenden, kaum und höchstens ein wenig von Tschechowa überspielten Todessehnsucht zum Beispiel, auch in den ruinenartig funktionslos im Film herumstehenden Zeichen einstiger Studioeleganz, ist das eine. Das andere, was mich an diesem schon auch sein Publikum quälenden (Melusine kam in Nazideutschland nie zur Aufführung, seine Kinopremiere erlebte der Film tatsächlich erst am 2.3.2014 im Berliner Zeughauskino) Film dann doch interessiert hat, ist diese sonderbare Perspektivierung hin auf eine andere Art von Heimatfilm; auf einen Heimatfilm, der nicht mehr, wie eben noch Steinhoffs Melodram, das Ganze der Volksgemeinschaft in der Scholle verankern will (ein Versuch, der auf leider nur theoretisch interessante Art scheitert...), sondern auf einen, in dem man Heimat nur noch wie ein Biotop, von außen, betrachtet, im Wissen, dass man selbst nicht mitgemeint ist.
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