
Ein eleganter Spätwestern, inszeniert von einem Fernsehroutinier, dem Hauptdarsteller sieht man in seinem zweitletzten Filmauftritt seine schwere Krankheit an. Neues zu erzählen hat Tom Horn nicht, aber vielleicht hat mir gerade das gefallen: kein Versuch, einen letzten großen Western zu drehen. Statt dessen: noch einmal einen kleinen Western drehen, als ginge das noch, als gäbe es noch eine Kontinuität, in die man sich einschreiben könne. Mit Figuren, die etwas verloren in der Cinemascope-Prärie herumstehen, mit einigen herben Blutspritzern und einem Filmende, das Robert Bresson nicht schlüssiger hätte inszenieren können. Der Tod ist mechanisch berechnet, Erlösung bringt nur die Schrift, beziehungsweise die Geschichtsschreibung.
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Steve McQueen mag der "king of cool" sein, aber er ist nicht nur in diesem Film (fast noch mehr zB in seinem allerletzten, dem ansonsten freilich deutlich schwächeren The Hunter) auf seltsam uncoole Art cool. Amerikanische Kino-Coolness (siehe zum Beispiel auch Eastwood, etwa in Bronco Billy, einem anderen sehr schönen 1980er-Film, aber auch in Buddy van Horns dilletantischer Proll-Komödie Any Which Way You Can) ist immer unrein, der Souveränität ist anzusehen, dass sie antrainiert ist, dass sie in jeder Szene neu aktualisiert werden muss, dass sie eine tiefer liegende Unsicherheit verbirgt, die doch immer wieder, in kleinen Gesten und Bewegungen, hervorbricht. Ich habe die amerikanische Film-Coolness viel lieber als die europäische; die ist zwar bei der amerikanischen abgeschaut (Melville, Delon), aber nur als Effekt; sie erstarrt in der Tendenz zur Pose. Auch die Pose kann brüchig werden, aber durchsichtig wird sie dann nur auf ihre filmische Inszenierung, mit dem Star selber und mit seinem Körper hat diese Art von Coolness von Anfang an wenig zu tun (deswegen ist Eastwood auch selbst in seinen schwächeren eigenen Filmen ein besserer Schauspieler als bei Leone).