Ben Afflecks Regiedebüt heißt Gone Baby Gone und wird im allgemeinen recht positiv aufgenommen (Variety, Knörer). Mal sehen. Ansonsten startet noch das Kevin Costner-Vehikel Mr. Brooks, ein Actionkracher namens The Condemned, der großen Spaß bereiten könnte, sowie mehrere wahrscheinlich eher unterirdische deutsche Filme, unter anderem sogar einer über die Bundeswehr. Und Uwe Boll bringt tatsächlich mit seinem Dungeon Siege Streifen gleich den dritten Film innerhalb weniger Wochen in die Kinos...
Mehr los ist im Babylon Mitte. Dort startet am Freitag zum zweiten Mal das Around the World in 14 Films Festival, das aktuelles Weltkino oftmals außerhalb des gängigen Arthaussektors präsentiert. Von den diesjährigen Filmen habe ich bisher nur den spanischen Memento cum Innaritu-Verschnitt The Night of the Sunflowers gesehen, von dem ich doch eher abraten möchte. Auch der türkische Beitrag Bes vakit ist dem Vernehmen nach eher ödes Arthauskino. Ein Highlight des Programms ist sicherlich Jia Jang-khes Dokumentarfilm Dong, der hier endlich den Weg nach Berlin findet und nächsten Donnerstag gezeigt wird. Ansonsten weiß ich nicht allzu viel über die Filme, man kann jedoch sicherlich davon ausgehen, dass Kechiches La graine et le mulet oder Bahranis Man Push Cart interessanter sind als der mexikanische Beitrag, der sich bereits im Werbetext unerträglich anfühlt.
Ansonsten zeigt das Babylon weiterhin seine ausführliche Rosa von Praunheim Retrospektive. Am Montag läuft beispielsweise sein Kannibalenfilm Dein Herz in meinem Hirn, dessen titel mindestens ebenso schön ist wie die potentielle Umwendung "Dein Hirn in meinem Herz". Die Freunde des schrägen Films haben indes genug von Erwin C. Dietrich und wenden sich mit einer Italowestern-Reihe wieder etwas filmkunstaffineren Gefilden zu. Nächsten Mittwoch läuft ein Film, bei dem man eigentlich nicht falsch liegen kann: Satan der Rache mit Klaus Kinski, regie führt der große Antonio Margheriti.
Leider nicht allzu viel los ist derzeit im Arsenal, oder besser gesagt wieder einmal Business as usual: Natürlich kann man sich in der Magical History Tour schöne Stummfilme ansehen und nette Experimentalfilmklassiker gibt's auch en masse (Un chien andalou läuft in zwei unterschiedlichen Reihen sowohl Montags als auch Dienstags), was jedoch schon seit Monaten fehlt, ist eine wirklich herausragende Reihe vom Schlage der Rosselini-Reihe des letzten Sommers. Auch die an sich etwas überaschende David Lean-Reihe scheint sich auf das opulente Spätwerk des Regisseurs zu beschränken. Klassisches Hollywoodkino bleibt also auch weiterhin Mangelware im Arsenal. Ist alles natürlich auch eine Kostenfrage, klar... Am ehesten von Interesse sein dürfte diesen Monat eine Auswahl neuerer amerikanischer Independent-Filme sein, die mit Jennifer Reeves The Time We Killed (sowie einigen Kurzfilmen der Regisseurin) nächsten Mittwoch einsetzt.
Das Zeughauskino zeigt heute um 20:00 Godards äußerst seltsamer Histoire du cinema Nachklapp Notre musique, welcher sich zumindest irgendwie auch mit dem Nahost Konflikt auseinander setzt. Zumindest den bescheuerten (und glücklicherweise recht kurzen) Schlussabschnitt im "Himmel" hätte ich dann doch gerne mal von jemand erklärt...
Thursday, November 29, 2007
Thursday, November 22, 2007
Berlin Kino, 22.11. - 28.11. 2007
Das Highlight unter den Neustarts der Woche ist höchstwahrscheinlich der rumänische Cannes-Gewinner 4 luni, 3 saptamani si 2 zile. Allseits hoch gelobt, bietet der Deutschlandstart Leuten wie mir, die im allgemeinen dem osteuropäischen Gegenwartsfilm gegenüber nicht ganz vorurteilsfrei sind, die Möglichkeit, ihre Ignoranz abzulegen. Den oftmals als Vergleich herangezogenen Moartea domnului Lazarescu habe ich ebenfalls noch nicht gesehen, als Begleitprogramm wäre der jedoch sicherlich auch zu empfehlen. Da aus Hollywood diese Woche sonst vor allem Unfug schwereren Grades (unter anderem Rendition, der neue Film des Tsotsi-Verbrechers und leider auch designierten Wolverine Regisseurs Gavin Hood) anläuft, weise ich nur noch auf Uwe Bolls Seed hin. Irgendwann muss ich mal die Post-Alone in the Dark Filmografie des Schlimmfilmers aufarbeiten und Seed wäre vielleicht kein schlechter Beginn für ein solches Unterfangen, ist Boll doch hier ein ganz besonderer Marketinggag geglückt: Eine Zusammenarbeit mit PETA. Hier ein Auszug aus der Pressemitteilung:
"In Bolls Film SEED werden Szenen aus chinesischen Pelzfabriken gezeigt, auf denen zu sehen ist wie Hunden bei lebendigem Leibe das Fell abgezogen wird. Das Bildmaterial ist echt und so werden erstmals in einem Kinofilm authentische Bilder von Grausamkeiten an Tieren, so genanntes Snuff-Material, eingesetzt. Die Szenen wurden von PETA heimlich gedreht und dem Boll-Film zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug werden 2.5% der weltweiten Netto-Einnahmen des Films direkt in die Arbeit der Tierrechtsorganisation PETA fließen."
Und insbesondere: "Mit den schockierenden Bildern möchten Boll und PETA zum Nachdenken anregen." Das wird's sein.
Im Arsenal läuft heute abend zusammen mit Man Rays Emak Bakia Louis Dellucs wunderbare Hafenimpression Fievre. Ansonsten: Ottinger und Weimarkino.
Das Babylon widmet einem anderen Vertreter des deutschen Autorenfilms eine Retrospektive, dessen Werk mir bislang noch völlig unbekannt ist: Rosa von Praunheim. Der Klassiker Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt läuft morgen, die mir einst von Thomas empfohlene Bettwurst übermorgen. Mittwoch gibt es dann nochmal Franco / Dietrich Sleaze.
Das Zeughauskino zeigt unter anderem Bertoluccis Il Conformista, der mir unlängst beim Wiederanschauen deutlich besser gefallen hat als beim ersten Mal. Dass Jameson ausgerechnet den Film wiederholt als Proto-Patiche geiselt, kann ich zumindest nicht mehr ganz nachvollziehen. Schließlich sind sich die filmischen Bilder ihrem Status stets alles andere als sicher und öffnen sich dadurch einem kritischen Blick. Heute abend laufen außerdem drei Essayfilme der feministisch-kommunistisch-postkolonialen (oder so ähnlich) Filmemacherin Hito Steyerl, über die ich irgendwo mal (ich glaube bei Olaf Möller) ziemlich viel gutes gelesen habe.
"In Bolls Film SEED werden Szenen aus chinesischen Pelzfabriken gezeigt, auf denen zu sehen ist wie Hunden bei lebendigem Leibe das Fell abgezogen wird. Das Bildmaterial ist echt und so werden erstmals in einem Kinofilm authentische Bilder von Grausamkeiten an Tieren, so genanntes Snuff-Material, eingesetzt. Die Szenen wurden von PETA heimlich gedreht und dem Boll-Film zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug werden 2.5% der weltweiten Netto-Einnahmen des Films direkt in die Arbeit der Tierrechtsorganisation PETA fließen."
Und insbesondere: "Mit den schockierenden Bildern möchten Boll und PETA zum Nachdenken anregen." Das wird's sein.
Im Arsenal läuft heute abend zusammen mit Man Rays Emak Bakia Louis Dellucs wunderbare Hafenimpression Fievre. Ansonsten: Ottinger und Weimarkino.
Das Babylon widmet einem anderen Vertreter des deutschen Autorenfilms eine Retrospektive, dessen Werk mir bislang noch völlig unbekannt ist: Rosa von Praunheim. Der Klassiker Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt läuft morgen, die mir einst von Thomas empfohlene Bettwurst übermorgen. Mittwoch gibt es dann nochmal Franco / Dietrich Sleaze.
Das Zeughauskino zeigt unter anderem Bertoluccis Il Conformista, der mir unlängst beim Wiederanschauen deutlich besser gefallen hat als beim ersten Mal. Dass Jameson ausgerechnet den Film wiederholt als Proto-Patiche geiselt, kann ich zumindest nicht mehr ganz nachvollziehen. Schließlich sind sich die filmischen Bilder ihrem Status stets alles andere als sicher und öffnen sich dadurch einem kritischen Blick. Heute abend laufen außerdem drei Essayfilme der feministisch-kommunistisch-postkolonialen (oder so ähnlich) Filmemacherin Hito Steyerl, über die ich irgendwo mal (ich glaube bei Olaf Möller) ziemlich viel gutes gelesen habe.
Tuesday, November 20, 2007
Know Your Enemy: Japan, Frank Capra & Joris Ivens, 1945
Fünfzig Minuten lang führen Capra eund Ivens die Bearbeitung des japanischen Körpers vor, zehn Minuten lang triumphiert die amerikanische Technik. Die von den Japanern hingerichteten Fillipinos bzw ihre versehten Körper und die halbverhungerten amerikanischen Kriegsgefangenen zeugen von einer Leiblichkeit, die die höherstufige Militärmaschienerie nicht mehr kennt: Hier zerstören Flugzeuge Flugzeuge und Schiffe Schiffe. Selbstverständlich sind diese (noch) bemannt, doch die Insassen bleiben unsichtbar. Nicht nur die der Gegenseite (um die unvermeidlichen Grausamkeiten auch der eigenen Handlung zu verschweigen, was natürlich auch eine Rolle spielt: von 100000 toten Japanern auf Okinawa erzählt stolz der Voice-Over Kommentar; im Bild zu sehen ist kein einziger), sondern zum großen Teil auch die eigenen. Oder, wenn sie doch auftauchen, eignet ihnen eine völlig andere Form von Subjektivität, eine, die den bis in die Fingerspitzen konditionierten Japanern nicht zusteht. Es sind vielleicht die handelnden Subjekte des Genrefilms, des Westerns zu allererst, in jedem Fall aber Subjekte, die zwischen sich und dem, was sie anrichten, bereits eine Distanz errichtet haben und deshalb im Umkehrschluss von diesem nicht mehr determiniert werden können.
Zwei Arten von Kriegen beschreibt Know Your Enemy: Japan also: Einmal den der unbedingten körperlichen Affizierung, den Krieg der genetisch, kulturell, religiös, historisch jeder Subjektivität beraubten Japaner einerseits und den der sich bereits tendeziell verselbstständigenden Technomaschinerie andererseits, einer Technomaschinerie freilich, deren Entfaltung das Individuum nicht etwa beschränkt oder bedroht, sondern in gewisser Weise befreit (Transformers als Vollendung dieses Prinzips? Die Liebes- und sonstigen Alltagsgeschichten könnten sich hier nun, zumindest prinzipiell, endlich vollständig unabhängig von den sich bekämpfenden Robotergruppen entfalten).
Aber auch: Zwei Arten von Produktion (überhaupt erstaunt es mich, der ich erst wenige Genrevertreter kenne, wie oft der amerikanische Kriegsfilm schon in den vierziger Jahren direkt vom Kapitalismus spricht): Die fordistische Produktionsmethode haben auch die Japaner drauf, ja sie sind fast für dieselbe geschaffen, spannt sie doch das Fließband in dasselbe unmittelbar körperliche Regime ein, das laut Capra /Ivens sowieso in ihren kulturellen oder möglicherweise gar biologischen Code eingeschrieben sei. Die amerikanische Produktion freilich ist schon einen Schritt weiter: Das serielle Prinzip hat sich verselbstständigt und betrifft nun nicht mehr Menschen, sondern Kampfflugzeuge, Panzer und Kriegsschiffe, die in wunderbaren Formationen, und ohne auch nur irgendetwas über ihren eigenen Produktionsprozess zu verraten, die jämmerlichen Überreste des japanischen Heers in Schutt und Asche legt. Ein Mysterium liegt über dieser in den letzten zehn Minuten mit aller Macht auftauchenden Streitmacht. Könnte der Film diese genauso auf soziale, kulturelle, historische etc Faktoren zurückführen, wie er dies im Falle der Japaner (zwar in vieler Hinsicht falsch, aber doch überzeugend) vorführt? Oder verbirgt sich in diesen letzten zehn Minuten ein Repräsentationsproblem, das mehr mit der Wirtschafts- als mit der militärischen Ordnung zu tun hat?
Zwei Arten von Kriegen beschreibt Know Your Enemy: Japan also: Einmal den der unbedingten körperlichen Affizierung, den Krieg der genetisch, kulturell, religiös, historisch jeder Subjektivität beraubten Japaner einerseits und den der sich bereits tendeziell verselbstständigenden Technomaschinerie andererseits, einer Technomaschinerie freilich, deren Entfaltung das Individuum nicht etwa beschränkt oder bedroht, sondern in gewisser Weise befreit (Transformers als Vollendung dieses Prinzips? Die Liebes- und sonstigen Alltagsgeschichten könnten sich hier nun, zumindest prinzipiell, endlich vollständig unabhängig von den sich bekämpfenden Robotergruppen entfalten).
Aber auch: Zwei Arten von Produktion (überhaupt erstaunt es mich, der ich erst wenige Genrevertreter kenne, wie oft der amerikanische Kriegsfilm schon in den vierziger Jahren direkt vom Kapitalismus spricht): Die fordistische Produktionsmethode haben auch die Japaner drauf, ja sie sind fast für dieselbe geschaffen, spannt sie doch das Fließband in dasselbe unmittelbar körperliche Regime ein, das laut Capra /Ivens sowieso in ihren kulturellen oder möglicherweise gar biologischen Code eingeschrieben sei. Die amerikanische Produktion freilich ist schon einen Schritt weiter: Das serielle Prinzip hat sich verselbstständigt und betrifft nun nicht mehr Menschen, sondern Kampfflugzeuge, Panzer und Kriegsschiffe, die in wunderbaren Formationen, und ohne auch nur irgendetwas über ihren eigenen Produktionsprozess zu verraten, die jämmerlichen Überreste des japanischen Heers in Schutt und Asche legt. Ein Mysterium liegt über dieser in den letzten zehn Minuten mit aller Macht auftauchenden Streitmacht. Könnte der Film diese genauso auf soziale, kulturelle, historische etc Faktoren zurückführen, wie er dies im Falle der Japaner (zwar in vieler Hinsicht falsch, aber doch überzeugend) vorführt? Oder verbirgt sich in diesen letzten zehn Minuten ein Repräsentationsproblem, das mehr mit der Wirtschafts- als mit der militärischen Ordnung zu tun hat?
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Thursday, November 15, 2007
Berlin Kino 15.11. - 21.11. 2007
Heute startet - wieder einmal ohne transatlantische Zeitverschiebung - gleichzeitig in den USA und weiten Teilen Europas Beowulf, der erste Film seit recht langer Zeit des ehemaligen Mainstreamgiganten Robert Zemeckis. Zu erwarten hat man von der Sagenverfilmung wohl eine eher unschöne Mischung aus 300 und Lord of the Rings, Ekkehard Knörer war zumindest wenig angetan, genauso wenig wie von Free Rainer, aber das Hans Weingärtner sich nach einem Schmarrn wie Die fetten Jahre sind vorbei zu einem Meisterwerk aufschwingen würde, war auch kaum zu ertragen.Am allerschlimmsten unter den Neustarts könnte jedoch King of California werden, ein nach allem, was ich bisher davon gesehen / darüber gelesen habe, besonders korruptes Stück amerikanisches Indie-Kino. Wiederum kein Wunder: Alexander Payne hat's produziert. Sehr viel mehr erwarten darf man sicherlich von Ridley Scotts American Gangster, dessen Trailer mir mit jedem Mal ansehen besser gefällt. Durchaus anschaubar ist weiterhin der türkische Religionshorrorfilm Takva, der das leidige Islamistenthema erfreulicherweise lediglich als Vorwand für solides Genrekino nutzt.
Das Arsenal zeigt Lanzmanns Shoah in voller Länge, ansonsten ist dort zur Zeit nicht viel los. Nicht genug warnen kann ich weiterhin vor Body Rice, der heute noch einmal gezeigt wird. Interessant ist sicherlich de Doku Bantsuma – Das Leben des Bando Tsumasaburo Matsuda Shunsui über einen Samuraidarsteller der 20er bis 50er.
Im Babylon Mitte läuft ab dem 16. die brasilianische Filmwoche. Das brasilianische Gegenwartskino kenne ich so gut wie überhaupt nicht, aber der Retrospektivenfilm Iracema hat glaube ich einen sehr guten Ruf. Außerdem läuft im Babylon noch das eine oder andere aus China, Korea und von Erwin C. Dietrich.
Im Zeughauskino läuft überraschenderweise schon wieder Karl May, aber immerhin nächsten Mittwoch noch Viscontis tolle James M. Cain-Verfilmung Ossessione.
Das Central hat wohl Blut geleckt und zeigt nach der Grindhouse-Reihe diesen Sommer am 16.11. gleich wieder schlimme Filme. Los geht es um 22 Uhr, insgesamt gibt's fünf Filme für insgesamt 12 Euro, Kaffee ist gratis. Aus dem Angebot kenne ich nur Don't Go in the House, ein äußerst krudes Psycho-Rip-Off, das in dem Programm bestens aufgehoben ist.
Das Arsenal zeigt Lanzmanns Shoah in voller Länge, ansonsten ist dort zur Zeit nicht viel los. Nicht genug warnen kann ich weiterhin vor Body Rice, der heute noch einmal gezeigt wird. Interessant ist sicherlich de Doku Bantsuma – Das Leben des Bando Tsumasaburo Matsuda Shunsui über einen Samuraidarsteller der 20er bis 50er.
Im Babylon Mitte läuft ab dem 16. die brasilianische Filmwoche. Das brasilianische Gegenwartskino kenne ich so gut wie überhaupt nicht, aber der Retrospektivenfilm Iracema hat glaube ich einen sehr guten Ruf. Außerdem läuft im Babylon noch das eine oder andere aus China, Korea und von Erwin C. Dietrich.
Im Zeughauskino läuft überraschenderweise schon wieder Karl May, aber immerhin nächsten Mittwoch noch Viscontis tolle James M. Cain-Verfilmung Ossessione.
Das Central hat wohl Blut geleckt und zeigt nach der Grindhouse-Reihe diesen Sommer am 16.11. gleich wieder schlimme Filme. Los geht es um 22 Uhr, insgesamt gibt's fünf Filme für insgesamt 12 Euro, Kaffee ist gratis. Aus dem Angebot kenne ich nur Don't Go in the House, ein äußerst krudes Psycho-Rip-Off, das in dem Programm bestens aufgehoben ist.
Monday, November 12, 2007
The Heartbreak Kid, Peter & Bobby Farrelly, 2007
Die amerikanische Komödie zeigt auch weiterhin die Bilder, die der Rest Holly- und Indiewoods auslässt. Sei es in bester Gross-Out-Tradition üppige Schambehaarung samt Intimpiercing während dem Urinieren oder in einer ziemlich unglaublichen Sequenz der Kampf Ben Stillers und einer Gruppe mexikanischer illegaler Immigranten gegen die amerikanische Grenzpolizei. Mann muss sich die Radikalität, die sich in dem Film verbirgt vor Augen halten: In einer Sequenz wird der inzwischen bereits stark heruntergekommene Ben Stiller bei dem Versuch, in einem Eisenbahnwagon die Grenze zu überqueren, humorlos zusammengeschlagen und kurzerhand wieder aus dem Zug geworfen. Gerade weil vieles allzu krude ist in The Heartbreak Kid (aber gleichzeitig nichts so konsequent antirealistisch wie in Zoolander oder Anchorman), gerade weil die mexikanischen Charaktere allesamt Abziebilder der übelsten Sorte sind, brechen in diesen und ähnlichen Sequenzen reale diskurse mit aller Macht in den Film hinein. Das Drehbuch, ein mit jeder Menge over the top Body Humor angereichertes Standart RomKom-Skript, kann und soll den in alle möglichen Richtungen auseinanderstrebenden Film nicht bändigen.
Die Topografie des Films definiert sich nicht etwa durch die verschiedenen Reisen zwischen Amerika und Mexiko, sondern über die Opposition zwischen Bible Belt (People with Guns) und San Francisco. Im ersteren sitzt eine ausdifferenzierte Redneckfamilie, in letzterem Malin Akerman als Lila, hinter deren hippen Fassade alle Abgründe der Gegenkultur auf einmal versammelt sind: Ungenügende Körperpflege, Drogenkonsum, materielle Selbstausbeutung, Sex als Leistungssport, etwas zu euphorische Aneignung von Popkultur etc. Mexiko (eingefürt jeweils durch wunderbare tourismusaffine Montagen, die von Anfang an klar machen, dass es um den amerikanischen Blick auf das Land geht und nicht etwa um dieses selbst - wie überhaupt der Film bei jeder Gelegenheit in stylische Helikoptershots cum Popmusik ausbricht) dient nur als Katalysator.
Die Topografie des Films definiert sich nicht etwa durch die verschiedenen Reisen zwischen Amerika und Mexiko, sondern über die Opposition zwischen Bible Belt (People with Guns) und San Francisco. Im ersteren sitzt eine ausdifferenzierte Redneckfamilie, in letzterem Malin Akerman als Lila, hinter deren hippen Fassade alle Abgründe der Gegenkultur auf einmal versammelt sind: Ungenügende Körperpflege, Drogenkonsum, materielle Selbstausbeutung, Sex als Leistungssport, etwas zu euphorische Aneignung von Popkultur etc. Mexiko (eingefürt jeweils durch wunderbare tourismusaffine Montagen, die von Anfang an klar machen, dass es um den amerikanischen Blick auf das Land geht und nicht etwa um dieses selbst - wie überhaupt der Film bei jeder Gelegenheit in stylische Helikoptershots cum Popmusik ausbricht) dient nur als Katalysator.
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Thursday, November 08, 2007
Berlin Kino, 8. - 14. 11. 2007
Heute startet, begleitet von reichlich Medienwirbel, Robert Redfords neuer Film Lions for Lambs, der mir überraschend gut gefallen hat. Selbstverständlich ist Redfords Werk kein richtig guter Film und einige Sequenzen sind gar reichlich unerträglich, dennoch sollte man sich nicht alleine von der Tatsache abhalten lassen, dass der Streifen ganz eindeutig die falschen Freunde hat, worauf auch Diederichsen in seinem etwas wirren Aufsatz zum Film hinweist. Wem dagegen der Sinn mehr nach extrem-Arthaus steht, der wird vielleicht mit Joe Wrights Atonement glücklich werden. Nach allem, was ich bei Christian und Ekkehard Knörer gelesen habe, bleibe ich dem Ganzen jedoch lieber fern. Ganz abraten möchte ich von Pas douce, einem anfangs ganz netten, in den zwei letzten Filmdritteln jedoch zunehmend auf unangenehm zurückhaltende Art und Weise menschelnden Franzosenfilm, mit dem wiederum Knörer meiner Meinung nach doch etwas zu nachsichtig umgeht. Und dann startet mit 30 Days of Night noch ein Vampirfilm, dessen Regisseur David Slade sich jedoch mit Hard Candy eigentlich bereits selbst disqualifiziert hat.
Der bereits letzte Woche angekündigte Werner Herzog-Film The Wild Blue Yonder ist doch erst diese Woche zu sehen und zwar am Sonntag um 20:00 im Filmtheater am Friedrichshain.
Weil ich gerade bei Herzog bin: Eine schön programmierte Reihe im Zeughauskino setzt sich mit der Amerika-Entdeckung auseinander und zeigt morgen Cobra Verde, die seinerzeit wohl aufs übelste verrissene und mir noch unbekannte letzte Zusammenarbeit des Meisters mit Klaus Kinski. Ansonsten laufen noch zwei Filme Manoel de Oliveiras, des dienstältesten Auteurs des Weltkinos. Ich kenne von De Oliveira nur seine beiden letzten filme und Cristóvão Colombo - O Enigma hat mich doch eher ratlos zurückgelassen, dennoch fasziniert mich der Film (genauso wie der großartige Belle toujours) sehr. Denn beide Filme sind meilenweit von allem entfernt, was man an Alterswerken gemeinhin entweder liebt oder hasst. Insofern bin ich sehr gespannt, was da noch auf mich zukommt (vielleicht hier bald mehr zu De Oliveira). Zu guter oder wahrscheinlich eher schlechter Letzt ist in dieser Reihe auch noch ein Veit Harlan Film aus dem Jahr 1938 zu sehen.
Im Babylon Mitte läuft wieder eine japanische Filmreihe, auf die ich erst heute aufmerksam gemacht wurde. Gezeigt wird eine Auswahl des Programms der normalerweise in Frankfurt stationierten Nippon Connection. Der Schwerpunkt scheint mir auf hierzulande wenig greifbarem Kino- und Videomaterial irgendwo zwischen hipper Popkultur und Experimentalfilm zu liegen. Sieht alles äußerst interessant aus. Nächsten Montag gibt's neue, kurze Animationsfilme en masse.
Mehr Kurzfilme im Babylon bieten das interfilm Kurzfilmfestival, das den Kurzfilmkennern (ich bin keiner) sicher viel Freude bereiten wird. Außerdem läuft noch ein seltsamer koreanischer Horrorfilm (Needless to say, these women have serious food issues), einer der unzähligen Frauengefängnisfilme von Jess Franco (und dieser heißt tatsächlich auch so: Frauengefängnis) sowie Straub / Huillets mir ebenfalls noch unbekannter Geschichtsunterricht, dessen Titel möglicherweise eine ähnlich identitäre Beziehung zu seinem Inhalt unterthält wie der Franco-Film.
Eher weniger los ist diese Woche im Arsenal, vor allem möchte ich hier eine unbedingte Warnung aussprechen vor dem Film Body Rice, einem der unerträglichsten Streifen, der mir in den letzten Jahren in die Quere gekommen ist. Definitiv nur etwas für Masochisten. Schöne Stummfilme laufen dagegen in der Magical History Tour, außerdem gibt es O Estado do Mundo zu sehen, einen Omnibusfilm, an welchem unter anderem Pedro Costa und Weerasethakul mitgearbeitet haben. Und meine letztwöchentliche Warnung vor Ulrike Ottinger möchte ich doch noch dahingehend einschränken, dass ihr Dokumentarfilm Prater eigentlich sogar ziemlich großartig ist.
Das Ethno Filfest im Dahlemer Museum für Ethnologie gehört eigentlich zu den Veranstaltungen, die besser sind als alles, was man auf den ersten Blick mit einem solchen Namen verbindet. Das diesjährige Programm sagt mir jedoch absolut überhaupt nichts. Wenn da jemand Bescheid weiß / etwas empfehlen kann, nur zu. Warnen möchte ich nur vor dem leider alles andere als tollen Vorführraum, der noch weitaus weniger kinotauglich ist als das Pandon im Haus der Kulturen der Welt.
Der bereits letzte Woche angekündigte Werner Herzog-Film The Wild Blue Yonder ist doch erst diese Woche zu sehen und zwar am Sonntag um 20:00 im Filmtheater am Friedrichshain.
Weil ich gerade bei Herzog bin: Eine schön programmierte Reihe im Zeughauskino setzt sich mit der Amerika-Entdeckung auseinander und zeigt morgen Cobra Verde, die seinerzeit wohl aufs übelste verrissene und mir noch unbekannte letzte Zusammenarbeit des Meisters mit Klaus Kinski. Ansonsten laufen noch zwei Filme Manoel de Oliveiras, des dienstältesten Auteurs des Weltkinos. Ich kenne von De Oliveira nur seine beiden letzten filme und Cristóvão Colombo - O Enigma hat mich doch eher ratlos zurückgelassen, dennoch fasziniert mich der Film (genauso wie der großartige Belle toujours) sehr. Denn beide Filme sind meilenweit von allem entfernt, was man an Alterswerken gemeinhin entweder liebt oder hasst. Insofern bin ich sehr gespannt, was da noch auf mich zukommt (vielleicht hier bald mehr zu De Oliveira). Zu guter oder wahrscheinlich eher schlechter Letzt ist in dieser Reihe auch noch ein Veit Harlan Film aus dem Jahr 1938 zu sehen.
Im Babylon Mitte läuft wieder eine japanische Filmreihe, auf die ich erst heute aufmerksam gemacht wurde. Gezeigt wird eine Auswahl des Programms der normalerweise in Frankfurt stationierten Nippon Connection. Der Schwerpunkt scheint mir auf hierzulande wenig greifbarem Kino- und Videomaterial irgendwo zwischen hipper Popkultur und Experimentalfilm zu liegen. Sieht alles äußerst interessant aus. Nächsten Montag gibt's neue, kurze Animationsfilme en masse.
Mehr Kurzfilme im Babylon bieten das interfilm Kurzfilmfestival, das den Kurzfilmkennern (ich bin keiner) sicher viel Freude bereiten wird. Außerdem läuft noch ein seltsamer koreanischer Horrorfilm (Needless to say, these women have serious food issues), einer der unzähligen Frauengefängnisfilme von Jess Franco (und dieser heißt tatsächlich auch so: Frauengefängnis) sowie Straub / Huillets mir ebenfalls noch unbekannter Geschichtsunterricht, dessen Titel möglicherweise eine ähnlich identitäre Beziehung zu seinem Inhalt unterthält wie der Franco-Film.
Eher weniger los ist diese Woche im Arsenal, vor allem möchte ich hier eine unbedingte Warnung aussprechen vor dem Film Body Rice, einem der unerträglichsten Streifen, der mir in den letzten Jahren in die Quere gekommen ist. Definitiv nur etwas für Masochisten. Schöne Stummfilme laufen dagegen in der Magical History Tour, außerdem gibt es O Estado do Mundo zu sehen, einen Omnibusfilm, an welchem unter anderem Pedro Costa und Weerasethakul mitgearbeitet haben. Und meine letztwöchentliche Warnung vor Ulrike Ottinger möchte ich doch noch dahingehend einschränken, dass ihr Dokumentarfilm Prater eigentlich sogar ziemlich großartig ist.
Das Ethno Filfest im Dahlemer Museum für Ethnologie gehört eigentlich zu den Veranstaltungen, die besser sind als alles, was man auf den ersten Blick mit einem solchen Namen verbindet. Das diesjährige Programm sagt mir jedoch absolut überhaupt nichts. Wenn da jemand Bescheid weiß / etwas empfehlen kann, nur zu. Warnen möchte ich nur vor dem leider alles andere als tollen Vorführraum, der noch weitaus weniger kinotauglich ist als das Pandon im Haus der Kulturen der Welt.
Wednesday, November 07, 2007
Thursday, November 01, 2007
Berlin Kino, 1.11.-7.11. 2007
Hier geht es hoffentlich ab sofort wieder regelmäßig weiter, der Umfang der Empfehlungen wird allerdings wohl recht häufig eingeschränkt werden müssen...
Die Neustarts dieser Woche versprechen wenig, wirklich gespannt bin ich im Grunde nur auf die neue Farrelly / Stiller Kollabo The Heartbreak Kid. Bei der Kritik kam der Film alles andere als gut an. Allerdings liegt eine auf unreflektierten Qualitätsmarkern beharrende Filmkritik gerade bei amerikanischen Komödien fast schon grundsätzlich falsch. Ich jedenfalls freue mich darauf. Sehr abraten möchte ich von Rafi Pitts It's Winter, der vom ansonsten geschmackssicheren Peripher-Verleih in die Kinos gebracht wird. Widerlicher Pseudo-Neorealismus aus dem Iran, der in seinen eigenen Klischees erstickt.
Eine sehr seltsame Filmreihe haben "Die Gesellschafter" beziehungsweise die "Aktion Mensch" (die wohl so etwas wie die neoliberale Wendung der Aktion Sorgenkind ist) ins Leben gerufen. Grundsätzlich sollte man Filmreihen solcher Organisationen zwar wahrscheinlich weiträumig umfahren, doch in diesem Fall wird unter anderem Werner Herzogs mir noch unbekannter, aber wohl recht interessanter The Wild Blue Yonder gezeigt. Wo und wann genau, konnte ich llerdings nicht herausfinden (möglicherweise erreicht die Reihe doch erst in den kommenden Wochen Berlin).
Ansonsten zeigt das Arsenal in den nächsten 7 Tagen gleich zweimal Juventude em marcha, den neuesten Film des neuen Uber-auteurs Pedro Costa. Lohnt sich sicher. Abraten möchte ich dagegen - obwohl ich nur einen Film gesehen habe - von der Ulrike Oettinger-Retro. Kann gut sein, dass diese Filme historisch mal die richtigen waren, heute sind sie jedoch weniger die falschen als einfach die scheissegalen und nervigen. Andererseits: natürlich sollte sich auch diesbezüglich jeder selbst ein Bild machen.
Im Babylon Mitte läuft heute abend das zweite Programm einer neuen Reihe zum chinesischen Independent-Film namens Close up China. Diesmal werden Filme des Dokumentaristen Wu Wenguang, der sich in allen seinen Werken durch explizit politisches Engagemnet auszeichnen soll. Außerdem läuft nächsten Dienstag Eisensteins Oktober mit Klavierbegleitung und m Mittwoch bei den schrägen Filmen ein Edgar-Wallace-Film.
Die Neustarts dieser Woche versprechen wenig, wirklich gespannt bin ich im Grunde nur auf die neue Farrelly / Stiller Kollabo The Heartbreak Kid. Bei der Kritik kam der Film alles andere als gut an. Allerdings liegt eine auf unreflektierten Qualitätsmarkern beharrende Filmkritik gerade bei amerikanischen Komödien fast schon grundsätzlich falsch. Ich jedenfalls freue mich darauf. Sehr abraten möchte ich von Rafi Pitts It's Winter, der vom ansonsten geschmackssicheren Peripher-Verleih in die Kinos gebracht wird. Widerlicher Pseudo-Neorealismus aus dem Iran, der in seinen eigenen Klischees erstickt.
Eine sehr seltsame Filmreihe haben "Die Gesellschafter" beziehungsweise die "Aktion Mensch" (die wohl so etwas wie die neoliberale Wendung der Aktion Sorgenkind ist) ins Leben gerufen. Grundsätzlich sollte man Filmreihen solcher Organisationen zwar wahrscheinlich weiträumig umfahren, doch in diesem Fall wird unter anderem Werner Herzogs mir noch unbekannter, aber wohl recht interessanter The Wild Blue Yonder gezeigt. Wo und wann genau, konnte ich llerdings nicht herausfinden (möglicherweise erreicht die Reihe doch erst in den kommenden Wochen Berlin).
Ansonsten zeigt das Arsenal in den nächsten 7 Tagen gleich zweimal Juventude em marcha, den neuesten Film des neuen Uber-auteurs Pedro Costa. Lohnt sich sicher. Abraten möchte ich dagegen - obwohl ich nur einen Film gesehen habe - von der Ulrike Oettinger-Retro. Kann gut sein, dass diese Filme historisch mal die richtigen waren, heute sind sie jedoch weniger die falschen als einfach die scheissegalen und nervigen. Andererseits: natürlich sollte sich auch diesbezüglich jeder selbst ein Bild machen.
Im Babylon Mitte läuft heute abend das zweite Programm einer neuen Reihe zum chinesischen Independent-Film namens Close up China. Diesmal werden Filme des Dokumentaristen Wu Wenguang, der sich in allen seinen Werken durch explizit politisches Engagemnet auszeichnen soll. Außerdem läuft nächsten Dienstag Eisensteins Oktober mit Klavierbegleitung und m Mittwoch bei den schrägen Filmen ein Edgar-Wallace-Film.
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