Irgendwo in LA, vielleicht nicht ganz Peripherie, aber erst recht nicht Zentrum (gibt es diese Unterscheidung überhaupt in dieser Stadt? Zumindest das Bild, das ich von ihr mir aus der Ferne erstellt habe, legt die Vermutung nahe: nein). Die erste Einstellung, über der die Titel liegen, beginnt mit der Totalen eines Geräts, das wahrscheinlich als eine Art Generator funktioniert: Große Räder drehen sich scheinbar selbstständig und scheinen irgendetwas anderes anzutreiben. Die Maschine ist offensichtlich Glied einer Kette, aber welcher? Sicher ist nur, dass das Ganze etwas mit Industrie zu tun hat. Und dass diese Industrie zumindest ganz unmittelbar (im Bild) ohne Menschen auskommen kann.
Die Menschen, die Model Shop zeigt, sind keine Arbeiter. Und das, obwohl die Arbeiterklasse ihre logische soziale Heimat wäre. Wenn sie Erwerbsarbeit nachgehen, dann am Rande der Sexindustrie, in der Unterhaltungsbranche, in linken Traumtänzerprojekten. Model Shop ist die Reise eines Europäers in eine - wahrscheinlich zu großen Teilen zusammenfantasierte, aber das macht die Sache in diesem Fall noch interessanter - amerikanische Arbeiterklasse, die auf abstrakte Weise (nämlich durch die seltsamen Maschinen, denen zumindest der Film keine Kontinuität mit irgendwas gibt) freigestellt ist von dem, was sie definiert.
Model Shop ist der zweite Demy-Film, den ich gesehen habe. Weit weniger rund ist er als der erste, La baie des anges, ein perfekt durchgestyltes Stück Genrepastiche mit pop-existentialistischem Timbre, unbeholfen ist nicht nur der Hauptdarsteller (eigentlich, so heißt es, war Harrison Ford vorgesehen, das hätte ohne Zweifel besser funktioniert), auch dramaturgisch passt nicht alles. Dennoch gibt mir Model Shop weitaus mehr, gerade mit seiner ganz wundersamen Oberflächenästhetik. Das Telefongespräch mit den Eltern, wie die Mutter ihm heimlich Geld schickt und der Vater ihn als Feigling beschimpft, weil er nicht nach Vietnam will. Ein entsetzliches Klischee, genau wie die blonde Freundin zu hause. Ziel ist aber nicht eine Entfremdung / Überzeichnung a la Godard oder Brecht. Eher ein erster Versuch, aus europäischer Perspektive klar zu kommen mit diesem seltsamen Amerika. Die Klischees auf ihre Welthaltigkeit abzuklopfen.
Model Shop ist offen touristisch, obwohl die Hauptfigur amerikanisch ist, genießt sie mit dem Film den Blick über die Stadt, führt das Publikum in hippieske Gegenkultur ein, versucht eine Art Best-of-Los-Angeles, aber gefiltert durch eine gedachte amerikanische Arbeiterperspektive. Nicht ganz verstanden habe ich in Thom Andersons Los Angeles Plays Itself die Unterscheidung zwischen high tourism und low tourism. Wenn ich mich richtig erinnere, war ihm Model Shop eines, wenn nicht gar das, Beispiel für high tourism, für eine Annäherung wohl, die mehr sucht, als nur die Postkarte und die sich von dieser und von dem, was hinter ihr steht, nicht vereinnahmen lässt.
Toll ist - und eine eigene Analyse wert wäre - der Model Shop selbst und insbesondere der Initiationsgang, der den Eingangsbereich mit dem Photostudio verbindet.
Die Menschen, die Model Shop zeigt, sind keine Arbeiter. Und das, obwohl die Arbeiterklasse ihre logische soziale Heimat wäre. Wenn sie Erwerbsarbeit nachgehen, dann am Rande der Sexindustrie, in der Unterhaltungsbranche, in linken Traumtänzerprojekten. Model Shop ist die Reise eines Europäers in eine - wahrscheinlich zu großen Teilen zusammenfantasierte, aber das macht die Sache in diesem Fall noch interessanter - amerikanische Arbeiterklasse, die auf abstrakte Weise (nämlich durch die seltsamen Maschinen, denen zumindest der Film keine Kontinuität mit irgendwas gibt) freigestellt ist von dem, was sie definiert.
Model Shop ist der zweite Demy-Film, den ich gesehen habe. Weit weniger rund ist er als der erste, La baie des anges, ein perfekt durchgestyltes Stück Genrepastiche mit pop-existentialistischem Timbre, unbeholfen ist nicht nur der Hauptdarsteller (eigentlich, so heißt es, war Harrison Ford vorgesehen, das hätte ohne Zweifel besser funktioniert), auch dramaturgisch passt nicht alles. Dennoch gibt mir Model Shop weitaus mehr, gerade mit seiner ganz wundersamen Oberflächenästhetik. Das Telefongespräch mit den Eltern, wie die Mutter ihm heimlich Geld schickt und der Vater ihn als Feigling beschimpft, weil er nicht nach Vietnam will. Ein entsetzliches Klischee, genau wie die blonde Freundin zu hause. Ziel ist aber nicht eine Entfremdung / Überzeichnung a la Godard oder Brecht. Eher ein erster Versuch, aus europäischer Perspektive klar zu kommen mit diesem seltsamen Amerika. Die Klischees auf ihre Welthaltigkeit abzuklopfen.
Model Shop ist offen touristisch, obwohl die Hauptfigur amerikanisch ist, genießt sie mit dem Film den Blick über die Stadt, führt das Publikum in hippieske Gegenkultur ein, versucht eine Art Best-of-Los-Angeles, aber gefiltert durch eine gedachte amerikanische Arbeiterperspektive. Nicht ganz verstanden habe ich in Thom Andersons Los Angeles Plays Itself die Unterscheidung zwischen high tourism und low tourism. Wenn ich mich richtig erinnere, war ihm Model Shop eines, wenn nicht gar das, Beispiel für high tourism, für eine Annäherung wohl, die mehr sucht, als nur die Postkarte und die sich von dieser und von dem, was hinter ihr steht, nicht vereinnahmen lässt.
Toll ist - und eine eigene Analyse wert wäre - der Model Shop selbst und insbesondere der Initiationsgang, der den Eingangsbereich mit dem Photostudio verbindet.
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