Gleich die erste Einstellung zeigt das Polizeirevier als multi-ethnische community, die lässig die Anweisungen des Vorgesetzten eher kommentiert, denn befolgt. Die gesamte Episode atmet den Geist der Siebziger Jahre (auch auf dem Soundtrack), "community policing", subkulturaffine Schönlinge gegen reaktionäre Rambo-Cops. Was die Serie von neueren Genrebeiträgen unterschiedet, ist etwas grundsätzlicheres: Die community ist noch da. Kaum fahren die Polizisten in die Straßen Chicagos (dort wurde die erste Folge gedreht, später wechselte die Produktion nach LA, innerdiegetisch bleibt der Handlungsort namenlos), müssen sie schon crowd control betreiben. Was aber nicht immer von Anfang an schon funktioniert, weil die Kamera dem, was auf den Straßen los ist, viel Aufmerksamkeit schenkt. Es gibt noch ein Vertrauen darauf, dass am Ende alle im selben Boot sitzen und dass auch moderne Massen- und Mediendemokratien noch etwas mit Egalität zu tun haben können.
Natürlich gibt es auch Momente von supreme liberal cheesiness: vor allem die Szene, in der ein schwarzer Polizist einer schwarzen Familie die family rules beibringt. Regel Nummer 1: Papa vergreift sich nicht an der Stieftochter. Nummer 2: Stieftochter läuft nicht nackt vor Papa rum. Nummer 3: Mama lässt Papa wieder öfter ran. Ein Familientherapeut der allerbesten Sorte ist in the hood. Aber gleich darauf macht die Serie wieder ernst. Das Polizeiauto ist weg, der weiße Partner des Reformpädagogen prollt auf der Straße so lange rum, bis die beiden sich von unfreundlichen Anwohnern unheilsverkündend beäugt sehen.
Im Zentrum der Folge steht eine Geiselnahme in einem Lebensmittelgeschäft. Auch hier wieder community approach gegen martialischen Waffeneinsatz. Spätestens im Finale wird klar, warum die Serie als eines der Gründungswerke des cinematic television gilt. Apokalyptische Hubschrauberaufnahmen, rasante Montage, unreine Einstellungen, viel von New Hollywood steckt hier noch mit drin. Die gesamte Situation erinnert sicherlich nicht ganz zufällig an Dog Day Afternoon. Und zumindest einige Einstellungen zitieren Lumet fast eins zu eins:
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