Friday, January 06, 2012

Hardbodies, Mark Griffith, 1984 (American Eighties 14)

Man muss das alles schon selbst gesehen haben, um es zu glauben. Hardbodies ist der Citizen Kane der 80ies-Sex-Comedy und mithin eines Genres, in dem ich bislang noch nicht einmal ein Mr. Arkadin vermutet hatte. "It sounds kinda sleazy" meint Scotty, als drei dirty old men ihm vorschlagen, ihn bei sich wohnen zu lassen, wenn er ihnen im Gegenzug beibringt, wie man Frauen abschleppt. Beziehungsweise, wie man "hardbodies" per "dialog" von den Vorzügen des "BBD" (bigger and better deal, jaja) überzeugt. Ein Film mit einer eigenen Sprache, situiet in einer eigenen Welt, in der es ganz eigentlich nie um sleaze or no sleaze geht, sondern höchstens um right kind of sleaze or wrong kind of sleaze.
Scotty ist right kind of sleaze: ein blond gelockter Jüngling, nichts als Sex im Kopf, dabe aber irgendwie außerweltlich und jedenfalls frei von jeder Berechnung, vielleicht eine Art entfernter Verwandter der Ninetto-Davoli-Figuren bei Pasolini (man könnte vielleicht sogar die gesamte Trilogie als eine Art 80ies-Sex-Comedy-Entsprechung der "Trilogie des Lebens betrachten). Neben ihm, auch auf der richtigen Seite des sleaze, ein rotgelockter Nerd, der gern wäre wie Scotty, dem aber seine Physis im Weg steht. Doch die hardbodies machen sich nicht über ihn lustig, wie sie es in jeder anderen teen comedy der Achtzuiger machen würden, sie weisen ihn spielerisch und fast liebevoll zurück und irgendwann gar nicht mehr, sie wissen, dass er einer von den guten ist, weil er nicht voraus plant und weil er jederzeit alles von sich preisgibt, nichts zurückhält. Hardbodies ist ein moralischer Film.
Wrong kind of sleaze: das sind die drei dirty old men, wobei zwei von ihnen irgendwann auf die richtige Seite überwechseln, indem sie nämlich einfach alles mit sich machen lassen. Einer aber, Hunter heißt er, bleibt bis ans Ende berechnend, er schnappt sich die hardbodies per Verstellung, per Masterplan. Am Ende plant er mit einem Produzenten ein Projekt namens "Hunting with Hunter": die Kamera soll ihn dabei begleiten, wie er hardbodies anspricht und abschleppt. Vorgeblich soll daraus ein Pilot für eine Kabel-Fernsehserie werden, aber eigentlich kann "Hunting with Hunter" natürlich nichts anderes sein als gonzo porn. Tatsächlichbeginnt ja gerade um diese Zeit in der Pornoindustrie das Videozeitalter, Porno und Kino treten wieder und vermutlich endgültig auseinander. Aus dieser Perspektive ist Hunter Repräsentant der bösen Videopornografie und Scotty, der am Ende natürlich gewinnt, Repräsentant eines besseren, freieren, egalitären Umgangs mit dem erotischen Bild. Hardbodies ist ein utopischer Film.
Aber im Zentrum steht nicht so sehr diese Opposition, sondern der reine, die Differenzen übergreifende libidinöse Exzess. Da wachsen dem Rothaarigen auch schon einmal Brüste. Im Flur des Hauses, in dem Scotty and the scoundrels hausen, ist aus unerfindlichen Gründen ein Gong angebracht. nach vollzogenem Akt stolpern die Jungs Mal um Mal dagegen und künden vom erfolgreichen Selbstverlust. Noch großartiger ist das Bett von Scottys Gespielin: Es hat einen Auspuff, es schlägt Wellen, über ihm explodiert eine Discokugel, das unbelebte Objekt selbst gerät, kurzum, außer Rand und Band ob dem, was auf ihm vor sich geht. Auch, weil man den Akt selbst natürlich nie sieht, scheint sich da alles mit allem zu verschalten: Männer mit Betten, mit Frauen mit Gongs. Und mit Hair metal und mit body building. Denn der großartigste Typ im ganzen Film (und einer, bei dem man endgültig nicht mehr weiß, ob er sleaze im richtigen oder im falschen Sinne ist) ist ein Fitnesstrainer, der nicht nur jedes Mal, wenn sich ihm die Kamera auch nur nähert, derart exaltiert wild geifert, dass man es fast mit der Angst bekommen muss, sondern der auch auf die glorreiche Idee kommt, eine gräßliche female-rock-band mit seinen durchtrainierten hardbodies zu einer eighties-Körperkult-Monstrositätenshow zu kombinieren. "This is the body of the eighties" sagt er und zeigt auf einen Frauenarsch samt durchtrainiertem, eingeöltem Oberschenkel. Und auch, wenn Regisseur Mark Griffith ansonsten eher eine boob person zu sein scheint, darf man diesen Ausspruch ruhig auf den gesamten Film beziehen.
(Nicht verschweigen möchte ich, dass es neben all dem noch einen, allerdings völlig nebensächlichen, kaum ausformulierten generischen Plot gibt, einen mit einer weitaus konventionelleren, verlogenen Moral, einen, der einem sogar einreden möchte, dass Scotty über weite Strecken des Films monogam lebt. Aber andererseits: warum nicht? Wenn erst das ganze Leben zum erotischen Wachtraum geworden ist, braucht man keine Eroberungen mehr zu zählen.)

3 comments:

Stefan said...

Klingt fein! Hast Du eigentlich mal PORKY'S gesehen?

Lukas Foerster said...

ja, fand ich aber, erst recht jetzt im vergleich mit hardbodies, ziemlich bescheiden...

Stefan said...

Hmm, okay, HARD BODIES ist jedenfalls mal vorgemerkt.