Monday, January 02, 2012

we won't dance

Es gibt eigentlich nur zwei Gruppen von Filmen aus den frühen Achtzigern, die mich mehr oder weniger komplett abstoßen: Tanzfilme und Vigilantefilme. Mir scheint, als gäbe es strukturelle Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Filmgruppen. In beiden werden Menschen aufgrund äußerlicher, (vermeintlich) leicht einsehbarer Attribute selektiert und dann ebenso äußerlich bearbeitet: im einen Fall abgerichtet, im anderen eliminiert. Die Tanzfilme sind insofern die "vollständigere Form", als sich in ihnen letztlich alle Protagonisten auf einer Ebene befinden: Es gibt zwar gelegentlich Jurys, die über die Tänzer befinden, aber die behalten selten recht, letzten Endes entscheidet die Kamera darüber, wer gut aussieht und wer nicht. Die Vigilantefilme benötigen dagegen noch die Figur des Rächers, der immer auch - schon physiognomisch - Teil des Problems ist, das er bekämpft. In diesem Sinne scheint in den Vigilantefilmen der Western nach und dessen Hauptwiderspruch zwischen der gesetzlichen Norm und dem outlaw, der sie erst ermöglicht. Allerdings ist dieser Widerspruch in den Vigilantefilmen kein dialektischer mehr, sie sprechen von einer Gesellschaft im Stillstand, in der das Hässliche am Rächer nur noch dem niedrigen sozialen Status von Müllmännern entspricht.
Es gibt dann aber in der Hollywoodproduktion dieser Jahre auch Gruppen von Filmen, die für mich so etwas sind wie Gegengifte, weil sie an ähnlicher Stelle ansetzen und zu ganz anderen Ergebnissen kommen. Den Tanzfilmen entsprechen im Positiven die balladenförmigen country-Filme, in denen Musik der Zerrissenheit von Biografien abgerungen wird. Den Vigilantefilmen die Neo-Noirs, deren Protagonisten ihre eigene Verstrickung mit dem Verbrechen zu prekären Subjekten anstatt zu Übermenschen macht.

3 comments:

Denis Kundic said...

Interessanter Punkt! Tanzfilme sind also jene, in denen die Werte der herrschenden Ordnung vom einzelnen Subjet freiwillig assimiliert werden, während in den Vigilantefilmen die Ordnung von außen gewaltsam an den Mann und in den Kopf/Körper gebracht wird. (Das ist ja der große Unterschied zwischen den beiden Dystopien-Klassikern von Huxley und Orwell).

Christoph said...

Gedenkst du, bis ins Jahr 1985 und dann zu A CHORUS LINE vordringen?

Lukas Foerster said...

mit dem 50-filme-pro-jahr-rhythmus werde ich nach 1984 aufhören, ich habe langsam wieder lust auf andere filme aus anderen zeiten und anderen ländern. aber in geringerem umfang werde ich mich auch mit der zweiten hälfte des jahrzehnts beschäftigen. a chorus line ist vorgemerkt, gerade nach deinem letzten tipp hardbodies (unglaublich!) vertraue ich dir blind...