Der Film beginnt an Bord eines Schiffes. Die Marines unterhalten sich, kurz bevor sie Landgang haben, über Frauen. Die den ganzen Film über "dames" genannt werden. Ein Soldat besitzt ein Notizbuch, in dem Telefonnummern der "dames" notiert sind. Es wird ihm abgenommen, herumgereicht, belacht, durch eine Luke aus dem Mannschaftsraum an Deck geworfen. Die Dinge werden in Bewegung gebracht.
Der Soldat, mit Namen Lucky, schwört in der Hängematte den dames ab, bei einer will er aber eine Ausnahme machen, er betrachtet die Fotografie eine Blondine, von der aus in die eindrücklichste Einstellung des Films überblendet wird: Dieselbe Blondine tanzt in einem Nachtclub, sie trägt ein enges, an den Seiten halb offenes, halb kompliziert verschnürtes Kleid. Der Tanz ist in durchaus aggressiver Manier auf die Kamera ausgerichtet und dauert ziemlich lange - in einem Film, in dem ansonsten nichts besonders lange dauert. Grace Bradley, die die Tänzerin spielt, war vor ihrer Hollywoodkarriere tatsächlich Nachtclubtänzerin; in Come On, Marines! scheint die Transformation von Bühnenattraktion zu Filmstar noch nicht ganz gelungen zu sein. Oder vielleicht sind die Avancen, die sie der Kamera macht, einfach nur ganz normale precode madness.
Nach dem Tanz taucht sie nur noch in einer weiteren Szene auf: Während einer Taxifahrt, gemeinsam mit Lucky. In das Gespräch der beiden mischt sich immer wieder der Fahrer ein: Spud McGurke, gespielt von Roscoe Karns (der 150 imdb-credits hat, unter anderem war er in His Girl Friday; ich erinnerte mich jedoch auf Anhieb nur an eine schöne, kleine Rollen in Dwans The Inside Story), nominell second fiddle to Lucky, eigentlich das Zentrum des Films. Wo Lucky den dames eigentlich schon abgeschwört hat, springt Spud auf alle Attraktionen an, am liebsten mit einem dummen Spruch. Freundliche Toleranz für Leute, die für alles einen dummen Spruch parat haben: Das gehört mindestens so sehr zum precode-Kino wie die erotischen Freiheiten. Spud lässt sich von Lucky überreden, ebenfalls bei den Marines anzuheuern, und entwickelt sich da sofort, ohne, dass der Film das irgendwie plausibilisieren müsste, zum "besten Mann der Einheit" (Lucky selber hatte, glaube ich mich zu erinnern, zwischendurch irgendwelche Probleme mit Vorgesetzten; in vielen Details wird diese Nacherzählung sowieso fehlgehen).
Ohne, dass der Film ums bisher Geschehene (genauer gesagt: um die Tänzerin) viel Aufhebens macht, wechselt der Film auf die Philippinen, wo die Marines eine Gruppe von Kindern vor Banditenhorden zu beschützen haben. (Tatsächlich hat Hathaway also zwei Filme über die ansonsten kaum einmal im Kino verhandelten amerikanischen Kolonialkriege auf den Philippinen gedreht; der zweite, sehr viel ernster gemeinte, ist The Real Glory von 1939). Es gibt eine schöne Totale vom Camp der Truppe, in dem Soldatisches und Zivililes ununterscheidbar ist - weil alles von Schlamm überzogen wird und einen grundsätzlich improvisierten Eindruck macht.
Es stellt sich dann bald heraus, dass es sich bei den Kindern nicht um Kinder, sondern um junge Frauen handelt, um Töchter reicher Eltern genauer gesagt (eine eigene Untersuchung wert: die aristokratische Schlagseite des Hathaway-Kinos), die das Ganze eher als ein Ferienlager zu begreifen scheinen. Viel Zeit nimmt der Film sich erst für eine Totale des Badesees, in dem die Frauen schwimmen, dann für die Soldaten, die staunend am Rand stehen, nicht an sich halten können und, noch uniformiert, ins Wasser springen, die kichernden Mädchen bedrängend. Zwar gibt es dann auch Sprünge in Nahaufnahmen, aber grundsätzlich bleibt das ein Panorama, ein Wimmelbild: Lagune, Mädchen in Unterwäsche, horny Soldaten. Lucky spielt sich dann allerdings erstmals als Aufpasser auf, ruft zur Ordnung.
Im Verlauf dieser ausgedehnten Szene hat Ida Lupino ihren Auftritt. Als schließlich alle anderen, aufgrund drohender Gefahr, das Wasser verlassen haben, bleibt sie stur zurück, und ist ab sofort Luckys girl. Erst nur widerspenstig natürlich, später wird sie zum Hilfssheriff, hilft ihm, die nicht still zu stellenden Marines von den alles andere als unwilligen Frauen fern zu halten. Verglichen mit der robusten Tänzerin wirkt Ida fragil, puppenartig, dazu passen ihre allzu gerade aufgemalten Augenbrauen. Bald ist auch Ida evakuiert, es gibt dann eine schöne Szene im Innern eines Hauses, in der es vor allem darum geht, dass sich die Frauen anziehen und sich über die Männer unterhalten. Bis auf Ida bleiben sie allerdings alle Stichwortgeberinnen, unterschieden sich vor allem in ihren Frisuren.
Im Weiteren geht es um den Kampf gegen die Banditen. In dessen Verlauf gibt es eine wunderbare Szene, in der die Soldaten, um die Feinde zu narren, die Kleider der Frauen anlegen (Spud trägt ein dunkles Kleid, fühlt sich darin sichtlich wohl); und die Frauen schlüpfen währenddessen in Männerkleidung. Noch schöner ist die Szene, in der beide Gruppen wieder in ihre alten Rollen zurückkehren: Gefilmt ist das in einer Totalen, in der Mitte der Leinwand trennt eine Art Mauer die Geschlechter, die Männer und Frauen werfen sich gegenseitig ihre Kleidung über diese Mauer hinweg zu.
Sehr nebenbei erledigt sich das Banditenproblem, Lucky und Ida heiraten, Spud fährt wieder das Taxi, im identischen Framing wie in der früheren Filmszene. Das Paar will zur Kirche, Spud möchte sie lieber zum Standesamt kutschieren, da er sich (wie ebenfalls in der vorherigen Szene) andauernd von der Straße abwendet, baut er fast einen Unfall, der Wagen kommt, in einer der rumpligeren Pointen dieses wundervollen Films, direkt auf einer Kirchentreppe zu stehen.
Der Soldat, mit Namen Lucky, schwört in der Hängematte den dames ab, bei einer will er aber eine Ausnahme machen, er betrachtet die Fotografie eine Blondine, von der aus in die eindrücklichste Einstellung des Films überblendet wird: Dieselbe Blondine tanzt in einem Nachtclub, sie trägt ein enges, an den Seiten halb offenes, halb kompliziert verschnürtes Kleid. Der Tanz ist in durchaus aggressiver Manier auf die Kamera ausgerichtet und dauert ziemlich lange - in einem Film, in dem ansonsten nichts besonders lange dauert. Grace Bradley, die die Tänzerin spielt, war vor ihrer Hollywoodkarriere tatsächlich Nachtclubtänzerin; in Come On, Marines! scheint die Transformation von Bühnenattraktion zu Filmstar noch nicht ganz gelungen zu sein. Oder vielleicht sind die Avancen, die sie der Kamera macht, einfach nur ganz normale precode madness.
Nach dem Tanz taucht sie nur noch in einer weiteren Szene auf: Während einer Taxifahrt, gemeinsam mit Lucky. In das Gespräch der beiden mischt sich immer wieder der Fahrer ein: Spud McGurke, gespielt von Roscoe Karns (der 150 imdb-credits hat, unter anderem war er in His Girl Friday; ich erinnerte mich jedoch auf Anhieb nur an eine schöne, kleine Rollen in Dwans The Inside Story), nominell second fiddle to Lucky, eigentlich das Zentrum des Films. Wo Lucky den dames eigentlich schon abgeschwört hat, springt Spud auf alle Attraktionen an, am liebsten mit einem dummen Spruch. Freundliche Toleranz für Leute, die für alles einen dummen Spruch parat haben: Das gehört mindestens so sehr zum precode-Kino wie die erotischen Freiheiten. Spud lässt sich von Lucky überreden, ebenfalls bei den Marines anzuheuern, und entwickelt sich da sofort, ohne, dass der Film das irgendwie plausibilisieren müsste, zum "besten Mann der Einheit" (Lucky selber hatte, glaube ich mich zu erinnern, zwischendurch irgendwelche Probleme mit Vorgesetzten; in vielen Details wird diese Nacherzählung sowieso fehlgehen).
Ohne, dass der Film ums bisher Geschehene (genauer gesagt: um die Tänzerin) viel Aufhebens macht, wechselt der Film auf die Philippinen, wo die Marines eine Gruppe von Kindern vor Banditenhorden zu beschützen haben. (Tatsächlich hat Hathaway also zwei Filme über die ansonsten kaum einmal im Kino verhandelten amerikanischen Kolonialkriege auf den Philippinen gedreht; der zweite, sehr viel ernster gemeinte, ist The Real Glory von 1939). Es gibt eine schöne Totale vom Camp der Truppe, in dem Soldatisches und Zivililes ununterscheidbar ist - weil alles von Schlamm überzogen wird und einen grundsätzlich improvisierten Eindruck macht.
Es stellt sich dann bald heraus, dass es sich bei den Kindern nicht um Kinder, sondern um junge Frauen handelt, um Töchter reicher Eltern genauer gesagt (eine eigene Untersuchung wert: die aristokratische Schlagseite des Hathaway-Kinos), die das Ganze eher als ein Ferienlager zu begreifen scheinen. Viel Zeit nimmt der Film sich erst für eine Totale des Badesees, in dem die Frauen schwimmen, dann für die Soldaten, die staunend am Rand stehen, nicht an sich halten können und, noch uniformiert, ins Wasser springen, die kichernden Mädchen bedrängend. Zwar gibt es dann auch Sprünge in Nahaufnahmen, aber grundsätzlich bleibt das ein Panorama, ein Wimmelbild: Lagune, Mädchen in Unterwäsche, horny Soldaten. Lucky spielt sich dann allerdings erstmals als Aufpasser auf, ruft zur Ordnung.
Im Verlauf dieser ausgedehnten Szene hat Ida Lupino ihren Auftritt. Als schließlich alle anderen, aufgrund drohender Gefahr, das Wasser verlassen haben, bleibt sie stur zurück, und ist ab sofort Luckys girl. Erst nur widerspenstig natürlich, später wird sie zum Hilfssheriff, hilft ihm, die nicht still zu stellenden Marines von den alles andere als unwilligen Frauen fern zu halten. Verglichen mit der robusten Tänzerin wirkt Ida fragil, puppenartig, dazu passen ihre allzu gerade aufgemalten Augenbrauen. Bald ist auch Ida evakuiert, es gibt dann eine schöne Szene im Innern eines Hauses, in der es vor allem darum geht, dass sich die Frauen anziehen und sich über die Männer unterhalten. Bis auf Ida bleiben sie allerdings alle Stichwortgeberinnen, unterschieden sich vor allem in ihren Frisuren.
Im Weiteren geht es um den Kampf gegen die Banditen. In dessen Verlauf gibt es eine wunderbare Szene, in der die Soldaten, um die Feinde zu narren, die Kleider der Frauen anlegen (Spud trägt ein dunkles Kleid, fühlt sich darin sichtlich wohl); und die Frauen schlüpfen währenddessen in Männerkleidung. Noch schöner ist die Szene, in der beide Gruppen wieder in ihre alten Rollen zurückkehren: Gefilmt ist das in einer Totalen, in der Mitte der Leinwand trennt eine Art Mauer die Geschlechter, die Männer und Frauen werfen sich gegenseitig ihre Kleidung über diese Mauer hinweg zu.
Sehr nebenbei erledigt sich das Banditenproblem, Lucky und Ida heiraten, Spud fährt wieder das Taxi, im identischen Framing wie in der früheren Filmszene. Das Paar will zur Kirche, Spud möchte sie lieber zum Standesamt kutschieren, da er sich (wie ebenfalls in der vorherigen Szene) andauernd von der Straße abwendet, baut er fast einen Unfall, der Wagen kommt, in einer der rumpligeren Pointen dieses wundervollen Films, direkt auf einer Kirchentreppe zu stehen.
No comments:
Post a Comment