“Wenn das Spiel wenigstens im Jahr 1989 stattgefunden hätte, dann könnte man in ihm eine politische Bedeutung finden”, sagt Corneliu Porumboius Vater einmal (sinngemäß) in dem neuen, und in gewisser Weise radikalsten Film seines Sohns. “The Second Game” besteht ausschließlich aus einer Fernsehaufnahme eines Fußballspiels, eines Aufeinandertreffens der beiden rumänischen Topteams Dinamo und Steaua Bukarest, der Vater stand mit auf dem Platz, als Schiedsrichter. Das Spiel fand 1988 statt.
Die politische “Bedeutung” liegt so oder so auf der Hand und wird vom Voice-Over-Kommentar, einem Gespräch zwischen Vater und Sohn, in der Anfangsphase kurz expliziert: Dinamo war der Club der Geheimpolizei, Steaua der der Armee, die meisten anderen Ligateams waren nicht mehr als Satelliten dieser beiden Mannschaften, die damals zu den stärksten Europas gehörten (für Steaua steht der junge Hagi auf dem Platz, nachhaltig auf sich aufmerksam machen kann er nicht). Die beiden Staatsinstitutionen stehen sich kurz vor dem Ende des Staatssozialismus auf einem praktisch unbespielbaren Platz gegenüber, im dichten Schneetreiben. Das Spiel endet 0:0. Dazu die historische Differenz und die Vermittlung über das Medium VHS: Eine hoffnungslos verrauschte Videoaufzeichnung hat Corneliu Poruboiu ausgegraben, der Ball ist meist nur als eine gelbe Schliere zu erahnen.
Ein Detail der medialen Anordnung, das mich interessiert hat: Wenn der Vater fragt, ob sie das Tape zurückspulen können, um eine Szene noch einmal genauer unter die Lupe nehmen zu können (schon um den unbändigen Kontrollzwang der Schiedsrichter in Grenzen zu halten, sollte der Videobeweis auch weiterhin nicht eingeführt werden…), antwortet der Sohn stets “nein, das geht nicht.” Mag sein, dass der VHS-Player, der für das Experiment zur Verfügung stand, tatsächlich keinen funktionierenden Rücklaufknopf besitzt. Aber dann wäre eben schon die Wahl dieses speziellen Geräts eine ästhetische Entscheidung. Denn das Gespräch zwischen Vater und Sohn dreht sich nach der eher pflichtschuldig abgehandelten politdiskursiven Anfangsphase - und zwischen langen Phasen, in denen sich die beiden wenig zu sagen haben - vor allem um verschiedene Formen von Kontrolle. Ein Schiedsrichter kontrolliert ein Spiel, wie ein Filmregisseur einen Film kontrolliert - und in diesem Fall überlässt der Filmregisseur seinen Kontrollanteil dem rumänischen Fernsehen, das stets aus sozialistischer Obhutspflicht wegschneidet, wenn sich die Spieler auf dem Feld zanken.
Fokussiert wird das auf die Vorteilsregel, die 1988 noch eine absolute Entscheidung vom Schiedsrichter verlangte: Der einmal weiterlaufengelassene Vorteil kann nicht mehr zurückgenommen werden, wenn er sich dann doch nicht einstellt. Porumboius Vater entscheidet sich fast stets für den Vorteil, für den flüssigen Rhythmus, für die elegante mise-en-scene des Fußballspiels, damit allerdings auch gegen das zwar rabiate, aber manchmal auch notwendige Unterscheidungen vornehmende Regime des Schnitts. Wie eben auch in der einen Szene gegen Ende der zweiten Halbzeit, auf die das Spiel und auch der Film mit fast schon unheimlicher Konsequenz zuzulaufen scheinen.
Die politische “Bedeutung” liegt so oder so auf der Hand und wird vom Voice-Over-Kommentar, einem Gespräch zwischen Vater und Sohn, in der Anfangsphase kurz expliziert: Dinamo war der Club der Geheimpolizei, Steaua der der Armee, die meisten anderen Ligateams waren nicht mehr als Satelliten dieser beiden Mannschaften, die damals zu den stärksten Europas gehörten (für Steaua steht der junge Hagi auf dem Platz, nachhaltig auf sich aufmerksam machen kann er nicht). Die beiden Staatsinstitutionen stehen sich kurz vor dem Ende des Staatssozialismus auf einem praktisch unbespielbaren Platz gegenüber, im dichten Schneetreiben. Das Spiel endet 0:0. Dazu die historische Differenz und die Vermittlung über das Medium VHS: Eine hoffnungslos verrauschte Videoaufzeichnung hat Corneliu Poruboiu ausgegraben, der Ball ist meist nur als eine gelbe Schliere zu erahnen.
Ein Detail der medialen Anordnung, das mich interessiert hat: Wenn der Vater fragt, ob sie das Tape zurückspulen können, um eine Szene noch einmal genauer unter die Lupe nehmen zu können (schon um den unbändigen Kontrollzwang der Schiedsrichter in Grenzen zu halten, sollte der Videobeweis auch weiterhin nicht eingeführt werden…), antwortet der Sohn stets “nein, das geht nicht.” Mag sein, dass der VHS-Player, der für das Experiment zur Verfügung stand, tatsächlich keinen funktionierenden Rücklaufknopf besitzt. Aber dann wäre eben schon die Wahl dieses speziellen Geräts eine ästhetische Entscheidung. Denn das Gespräch zwischen Vater und Sohn dreht sich nach der eher pflichtschuldig abgehandelten politdiskursiven Anfangsphase - und zwischen langen Phasen, in denen sich die beiden wenig zu sagen haben - vor allem um verschiedene Formen von Kontrolle. Ein Schiedsrichter kontrolliert ein Spiel, wie ein Filmregisseur einen Film kontrolliert - und in diesem Fall überlässt der Filmregisseur seinen Kontrollanteil dem rumänischen Fernsehen, das stets aus sozialistischer Obhutspflicht wegschneidet, wenn sich die Spieler auf dem Feld zanken.
Fokussiert wird das auf die Vorteilsregel, die 1988 noch eine absolute Entscheidung vom Schiedsrichter verlangte: Der einmal weiterlaufengelassene Vorteil kann nicht mehr zurückgenommen werden, wenn er sich dann doch nicht einstellt. Porumboius Vater entscheidet sich fast stets für den Vorteil, für den flüssigen Rhythmus, für die elegante mise-en-scene des Fußballspiels, damit allerdings auch gegen das zwar rabiate, aber manchmal auch notwendige Unterscheidungen vornehmende Regime des Schnitts. Wie eben auch in der einen Szene gegen Ende der zweiten Halbzeit, auf die das Spiel und auch der Film mit fast schon unheimlicher Konsequenz zuzulaufen scheinen.
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