Als Einstimmung auf Seven Swords, der hoffentlich bald Deutschland erreichen wird, habe ich mir drei Filme des Altmeisters zu Gemüte geführt, die mir noch unbekannt waren.
Der erste Film, das frühe Jet Li Vehikel The Master ist eine echte Katastrophe. Tsui Hark macht hier alles falsch was man nur falsch machen kann, vom Casting über die ziellos mäandernde Story hin zu den meist unmotiviert geschnittenen Kampfszenen. Als Lis Gegenspieler "brilliert" die B-Action Dutzendware Jerry Trimble mit einem 1A Fokuhila in ihrer ersten Rolle und der Rest des Cast ist (ausgenommen Jet Li) fast noch schrecklicher. Das Los Angeles welches Tsui Hark erschafft erscheint als eine einzige Ansammlung von kampfsportbesessener Knallchargen und asexuellen, dumme Sprüche klopfender Frauen. The Master ist der erste einer Reihe von Versuchen des Regisseurs, in den USA Fuss zu fassen. Zwar ist er wohl nie so vollständig gescheitert wie hier, doch macht dieser Film deutlich, dass Tsui Hark grundsätzliche Probleme hat, die amerikanische Lebensart zu adaptieren.
Viel wohler fühle ich mich in seinem Frühwerk All the Wrong Clues, welches eine Arbeit in seinem Lieblingsgenre (oder zumindest in dem, in welchem er am fähigsten ist) darstellt, nämlich in der Screwballkomödie. Mit unglaublicher Leichtigkeit zeigt er auch dem gut zwei Jahrzehnte später entstandenen, ästhetisch wie thematisch ähnlichen Kung Fu Hustle wo der Hammer hängt. Zwar ist der Film deutlicher als The Master vom amerikanischen Kino beeinflusst, allerdings stellt Tsui Hark die zahlreichen Film Noir und Gangster Klischees in einer Weise dar, die 100% Hong-Kong Kino ist. Denn auch wenn die Figur des zwergwüchsigen Inspektor an Groucho Marx und die des tollpatschigen Detektivs von fern an Jerry Lewis erinnert, bleibt festzuhalten: eine so perfekte und dynamische Mischung aus vulgärem Humor und Genreparodie hat Hollywood auch zu seinen besten Zeiten nicht erschaffen. Gemeinsam mit dem noch ein wenig genialeren Shanghai Blues und dem Wuxia Klassiker Zu stellt All the Wrong Clues das Kernstück Tsui Harks früher Arbeit im populären Film dar. So gut wie in diesen Filmen aus der ersten Hälfte der 80ern war er nie wieder.
Time and Tide schliesslich war ein kommerziell nicht allzu erfolgreicher Versuch, einen High-Profile Film mit den Mitteln der Hong-Kong Bildsprache zu drehen, der sich mit den aktuellen Hollywood Blockbustern messen kann. Gescheitert ist der Film wohl weniger an den Amerikanern als an der lokalen Konkurrenz durch Infernal Affairs, dem lokalen Topseller des Jahres 2000, der freilich im rückblickenden Vergleich in ästhetischer Hinsicht Tsui Harks Werk deutlich unterlegen ist. Infernal Affairs ist eines jener Werke, die den Formeln der erfolgreichen Filmen aus den späten 80ern und frühen 90ern misstrauen und eher auf Amerika schielen (ein Trend der eventuell 1996 mit Big Bullet begann), wobei der Film natürlich nicht schlecht ist. Aber wie alle diese auf Charakterentwicklung zentrierten, logisch aufgebauten Werke tendiert auch hier der Inhalt dazu, die Form einzuengen, der Überschuss an Kinetik, der das Hong-Kong Kino in seiner Blütezeit auszeichnet, ist nicht mehr im selben Maße spürbar. So ist ein US Remake dieses Tsui Hark Werkes kaum vorstellbar, schon gar nicht von einem Dinosaurier wie Scorsese. Time and Tide ist anders. Der Stil verschlingt sowohl die Story als auch deren Auflösung, die zirkuläre Handlung findet fast nur zwischen den Bildern statt und erreicht dennoch stellenweise eine fieberhafte Intensität, die man im traditionellen Erzählkino vergeblich sucht. Der Film ist in seiner Ästhetik seiner Zeit dermaßen weit voraus, dass man daran zweifeln kann, ob er jemals eingeholt wird. So ist er vielleicht eher als avantgardistisches Experiment zu würdigen denn als Revolution des Erzählkinos. In jedem Fall beweißt er, dass mit Tsui Hark auch in diesem Jahrtausend zu rechnen sein wird.
Friday, August 12, 2005
The Set-up, Robert Wise, 1949
Ein wunderschönes Beispiel für filmische Effektivität ist dieser Noir aus dem Jahr 1949. Wise erzählt die Geschichte fast in Echtzeit, im Mitttelpunkt steht ein Boxkampf, der dem Zuschauer fast vollständig präsentiert wird. Ein bisschen Vorlauf, ein wenig Epilog, mehr benötigt der Film nicht um seinen Punkt zu machen. Eigentlich sagen die Bilder des Kampfes genug. Robert Ryan schlägt vornübergebeugt verzweifelt auf seinen jugendlichen Kontrahenten ein, boxt gegen die Depression an, die sein Leben und wie es scheint das der ganzen Welt befallen hat. Es gibt eben kein richtiges Leben im falschen und die New Deal Träume enden ebenso wie die vom Meistertitel in einer Sackgasse.
Wenn schließlich (wie in so vielen Meisterweken des amerikanischen Genrefilms) wieder scheinbar unmotiviert ein kleines Happy End stattfindet, so fühle ich mich im ersten Moment vor den Kopf gestoßen, möchte die letzten Minuten des Films am liebsten aus meinem Gedächtnis löschen. Doch warum eigentlich? Ist der Optimismus, den Wise am Ende artikuliert wirklich nur aufgeklebt? Was wäre denn die Alternative? Hoffnungsloses Weiterboxen in der sozialen Misere, vielleicht irgendwann der Wechsel auf die Seite der Ausbeuter, der Voyeure. Nein, im Grunde ist der individualistische romantische Ausweg den Robert Wise eröffnet eine begrüßenswerte Utopie, vielleicht die einzig mögliche.
Wenn schließlich (wie in so vielen Meisterweken des amerikanischen Genrefilms) wieder scheinbar unmotiviert ein kleines Happy End stattfindet, so fühle ich mich im ersten Moment vor den Kopf gestoßen, möchte die letzten Minuten des Films am liebsten aus meinem Gedächtnis löschen. Doch warum eigentlich? Ist der Optimismus, den Wise am Ende artikuliert wirklich nur aufgeklebt? Was wäre denn die Alternative? Hoffnungsloses Weiterboxen in der sozialen Misere, vielleicht irgendwann der Wechsel auf die Seite der Ausbeuter, der Voyeure. Nein, im Grunde ist der individualistische romantische Ausweg den Robert Wise eröffnet eine begrüßenswerte Utopie, vielleicht die einzig mögliche.
Wednesday, August 10, 2005
Hao nan hao nu (Good men, good women), Hou Hsiao-hsien, 1995
Die Videoveröffentlichungen des trigon-film Labels betrachte ich meist etwas skeptisch. Zwar ist es mehr als ehrenwert, Kino aus Asien, Afrika und Lateinamerika in Deutschland zu vertreiben, die Filmauswahl jedoch erscheint etwas fragwürdig auch hinsichtlich des Bildes, das sich der trigon-Kunde durch die Kasetten von anderen Kontinenten macht. Mit den stets bedächtigen, oft folkloristischen, nie aber im herkömmlichen Sinne unterhaltsamen Autorenfilmen werden diese Länder exotisiert und ein Blick auf die reale Situation eher erschwert denn erleichtert. Denn so wie westliche Kinogänger in den 50ern nach Rashomon dachten, alle japanischen Filme sähen aus wie dieser, wird auch das heutige Image vor allem des asiatischen Kinos (die afrikanischen und lateinamerikanischen Filmwelten sind trotz trigon weiterhin imagelos - man weiss einfach gar nichts) von stets sich ähnelnden, "kontemplativen" Werken bestimmt, die ja auch gut zu Zen und dem ganzen anderen Fernostkram passen. Dass dies weit an der Realität vorbeizielt wird jedem klar, der sich nur ein klein wenig tiefgehender mit Asien beschäftigt. Das Problem liegt natürlich nicht bei trigon, doch wenn die sich schon die Mühe machen, Filme fast ohne Marktpotential zu vertreiben, könnten sie doch einmal über etwas progressivere Strategien nachdenken.
Wie dem auch sei, bei einem Film von Hou Hsiao-hsien ist mir das alles egal. Denn was der Altmeister des taiwanesischen Kinos erschafft sucht vergeblich seinesgleichen. Auch in Hao nan hao nu erschafft er wieder Bilder, die selbst auf Video eine unglaubliche Sogwirkung erzielen. Die für trigon typischen langen Einstellungen sind hier kein Klischee, sondern die einzige logische Option. Warum schneiden? Hou Hsiao-hsien braucht keine Montage um etwas auszudrücken, entweder man findet etwas in seinen Bildern oder eben nicht. Es liegt alles am Betrachter.
Good men, good women spielt auf drei Zeitebenen und wirkt doch nicht konstruiert. Frei fließende Bilder verbinden Fiktion, Vergangenheit und Gegenwart zu einem Meisterwerk des modernen Kinos. Modern nicht modernistisch, der Regisseurinteressiert sich nicht für Avantgarde, für Provokation, für die ganzen jämmerlichen Scheingefechte europäischer "Autoren"filmer mit Hollywood. Er macht sein Ding und wer es gut mit sich meint schaut ihm dabei zu.
Nachtrag Jahre später: muss ich nochmal sehen. Und dann was besseres darüber schreiben.
Wie dem auch sei, bei einem Film von Hou Hsiao-hsien ist mir das alles egal. Denn was der Altmeister des taiwanesischen Kinos erschafft sucht vergeblich seinesgleichen. Auch in Hao nan hao nu erschafft er wieder Bilder, die selbst auf Video eine unglaubliche Sogwirkung erzielen. Die für trigon typischen langen Einstellungen sind hier kein Klischee, sondern die einzige logische Option. Warum schneiden? Hou Hsiao-hsien braucht keine Montage um etwas auszudrücken, entweder man findet etwas in seinen Bildern oder eben nicht. Es liegt alles am Betrachter.
Good men, good women spielt auf drei Zeitebenen und wirkt doch nicht konstruiert. Frei fließende Bilder verbinden Fiktion, Vergangenheit und Gegenwart zu einem Meisterwerk des modernen Kinos. Modern nicht modernistisch, der Regisseurinteressiert sich nicht für Avantgarde, für Provokation, für die ganzen jämmerlichen Scheingefechte europäischer "Autoren"filmer mit Hollywood. Er macht sein Ding und wer es gut mit sich meint schaut ihm dabei zu.
Nachtrag Jahre später: muss ich nochmal sehen. Und dann was besseres darüber schreiben.
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Panasiatisches Kunstkino,
Taiwan
Saturday, August 06, 2005
Rats, Tibor Takacs, 2003
Mutierte Ratten überfallen eine psychiatrische Klinik. Eine dieser typischen Videothekengurken, bei der ich nicht verstehe, wer sowas finanziert und wie sich das ganze Projekt auch nur halbwegs rentieren kann. Schliesslich kostete auch dieser B-Movie wahrscheinlich ein paar Millionen und hat in Amerika scheints sogar einen Kinostart bekommen. Nicht, dass ich an dem Genre grundsätzlich etwas auszusetzen hätte, Tierhorror soll es auch weiterhin geben, manchmal kommt ja doch ganz ordentliches bei raus, selbst bei ähnlich schematischen Filmen (z.B. Mimic). Aber hier ist alles lächerlich und langweilig, von der ersten bis zur letzten Sekunde. Die Story ist haarstreubend zusammengeklebt (auch wenn sie entfernt an Shock Corridor erinnert - das macht das ganze eigentlich nur noch schlimmer), die Spezieleffekte sind kaum vorhanden und die Regie bieder von Anfang bis Ende, ein paar Rattensubjektiven können auch nichts mehr retten. Also nochmal: wer dreht mit welchem Geld solche Filme? Und was wird später aus ihnen? Die B-Movies der dreissiger und vierziger erfreuen sich teild großer Beliebtheit, doch wird es wirklich Leute geben, die in 60 Jahren Rats ansehen?
Padre Padrone, Paolo und Vittorio Taviani, 1977
Die entwicklungsromanartige Geschichte des Films ist mir eigentlich (wie die meisten Entwicklungsromane im Kino) unsympathisch. Menschliche Entwicklung wird rückblickend auf Schlüsselerlebnisse reduziert und schon hat man eine 1A Subjektbildung mit linearer Progression. Der Spielfilm ist für dieses Thema das falsche Medium, da er keine Überlagerungen zeigen kann und deshalb konventionelle Vorstellungen von Sozialisation zementiert. In diesem Fall die Sozialisation eines gefühlvollen Bauernjungen in Opposition zu seinem brutalen, ungebildeten Vater, der intellektuelle Dünkel ist stellenweise schwer zu ertragen.
Trotzdem ist Padre Padrone ein wunderschöner Film. Das sizilianische Landleben ist sehr unmittelbar erfahrbar, nicht durch bloßen Realismus, sondern aufgrund von vielschichtigen Bild- und Tonmontagen, die synergetische Effekte erzeugen. Vor allem der Anfang des Films evoziert eine extrem komplexe, echte Welt, als deren Beobachter man gerne länger verweilen würde. Dabei verzichten die Tavianis auf jede Idyllisierung. Das Sizilien von Padre padrone ist ein grausames Land, die Olivenbäume und Ziegen sind nicht romantisch sondern rufen Aggression hervor. Gleichzeitig jedoch zeigen die Tavianis die Prägung, die alle Menschen durch ihre Umwelt, vor allem die konkret stoffliche, in der sie aufwachsen erfahren.
So bleiben nach dem Verlassen des Kinos einige Bilder von schier unglaublicher Intensität, eine Hirtenunterkunft, die Strassen eines italienischen Dorfes, Bilder, die in mir vor allem Sehnsucht auslösen und die Erkenntniss, dass ich dringend mal wieder raus muss aus Berlin, und sei es nur für ein paar Wochen.
Trotzdem ist Padre Padrone ein wunderschöner Film. Das sizilianische Landleben ist sehr unmittelbar erfahrbar, nicht durch bloßen Realismus, sondern aufgrund von vielschichtigen Bild- und Tonmontagen, die synergetische Effekte erzeugen. Vor allem der Anfang des Films evoziert eine extrem komplexe, echte Welt, als deren Beobachter man gerne länger verweilen würde. Dabei verzichten die Tavianis auf jede Idyllisierung. Das Sizilien von Padre padrone ist ein grausames Land, die Olivenbäume und Ziegen sind nicht romantisch sondern rufen Aggression hervor. Gleichzeitig jedoch zeigen die Tavianis die Prägung, die alle Menschen durch ihre Umwelt, vor allem die konkret stoffliche, in der sie aufwachsen erfahren.
So bleiben nach dem Verlassen des Kinos einige Bilder von schier unglaublicher Intensität, eine Hirtenunterkunft, die Strassen eines italienischen Dorfes, Bilder, die in mir vor allem Sehnsucht auslösen und die Erkenntniss, dass ich dringend mal wieder raus muss aus Berlin, und sei es nur für ein paar Wochen.
Thursday, August 04, 2005
Greetings, Brian De Palma, 1968
Mit irgendetwas muss ich diesen Blog beginnen, warum dann nicht mit einem frühen De Palma Film.
Greetings steht irgendwo zwischen dem New Yorker Underground von Warhol, Ron Rice etc und New Hollywood, allerdings sicher näher bei ersterem. Begonnen mit dem haarstäubend hippieesken Titelsong (von einem dämlichen imdb Rezensenten sehr clever beschrieben als "sounds like the Beatles on drugs") bis zu zahlreichen Verbeugungen vor Godard ist dieser Film von Anfang bis Ende erfreulich kommerzresistent. Als Vergleich liegt aber weniger der französische Dauerrevoluzzer nahe, sondern eher Morrissey/Warhols Flesh-Trilogie, deren erster Teil im selben Jahr entstand. Allerdings spielt Greetings nicht im Junkie-Transen Milieu sondern beschreibt das Leben dreier Möchtegern-Bohemes, die in der Stadt herumstolpern und über Frauen und Vietnam philosophieren. In der zweiten Hälfte des Films finden sich dann gehäuft typische De Palma Motive: Verweise auf andere Filme (Blow Up) sowie voyeuristische Obsessionen, die in einer Schlusspointe gipfeln, die in der Filmgeschichte ihresgleichen sucht und die Verbindungen zwischen Sex und Gewalt, Privatem und Politischem radikaler fasst als alles, was ich bisher gesehen habe. Diese Schlussszene entschädigt auch für den Leerlauf, der zwischendurch aufkommt, wenn es zum Beispiel um blödsinnige Kennedy-Verschwörungstheorien geht.
Sicherlich gibt es an Greetings einiges auszusetzen, De Palma hatte ganz offensichtlich sein Genre noch nicht gefunden und die Schauspieler können mit Außnahme von De Niro ihren Rollen wenig Interessantes verleihen. Doch wenn man wie ich kurz zuvor einen gelackten europäischen Kunstfilm wie Bertoluccis Il Conformista gesehen hat, der ebenfalls eine Verbindung zwischen Sex und Politik sucht, aber das Ganze ausschliesslich auf ausgetreten Pfaden abhandelt und dann auch noch Platons Höhlengleichniss vermantschen muss, erscheint De Palmas Werk fast wie eine Erlösung.
Ist der Unterschied zwischen De Palmas experimenteller Filmsprache und Bertoluccis übergrandiosen Bildern der zwischen Kunst und Kunsthandwerk? Naja, wahrscheinlich nicht...
Greetings steht irgendwo zwischen dem New Yorker Underground von Warhol, Ron Rice etc und New Hollywood, allerdings sicher näher bei ersterem. Begonnen mit dem haarstäubend hippieesken Titelsong (von einem dämlichen imdb Rezensenten sehr clever beschrieben als "sounds like the Beatles on drugs") bis zu zahlreichen Verbeugungen vor Godard ist dieser Film von Anfang bis Ende erfreulich kommerzresistent. Als Vergleich liegt aber weniger der französische Dauerrevoluzzer nahe, sondern eher Morrissey/Warhols Flesh-Trilogie, deren erster Teil im selben Jahr entstand. Allerdings spielt Greetings nicht im Junkie-Transen Milieu sondern beschreibt das Leben dreier Möchtegern-Bohemes, die in der Stadt herumstolpern und über Frauen und Vietnam philosophieren. In der zweiten Hälfte des Films finden sich dann gehäuft typische De Palma Motive: Verweise auf andere Filme (Blow Up) sowie voyeuristische Obsessionen, die in einer Schlusspointe gipfeln, die in der Filmgeschichte ihresgleichen sucht und die Verbindungen zwischen Sex und Gewalt, Privatem und Politischem radikaler fasst als alles, was ich bisher gesehen habe. Diese Schlussszene entschädigt auch für den Leerlauf, der zwischendurch aufkommt, wenn es zum Beispiel um blödsinnige Kennedy-Verschwörungstheorien geht.
Sicherlich gibt es an Greetings einiges auszusetzen, De Palma hatte ganz offensichtlich sein Genre noch nicht gefunden und die Schauspieler können mit Außnahme von De Niro ihren Rollen wenig Interessantes verleihen. Doch wenn man wie ich kurz zuvor einen gelackten europäischen Kunstfilm wie Bertoluccis Il Conformista gesehen hat, der ebenfalls eine Verbindung zwischen Sex und Politik sucht, aber das Ganze ausschliesslich auf ausgetreten Pfaden abhandelt und dann auch noch Platons Höhlengleichniss vermantschen muss, erscheint De Palmas Werk fast wie eine Erlösung.
Ist der Unterschied zwischen De Palmas experimenteller Filmsprache und Bertoluccis übergrandiosen Bildern der zwischen Kunst und Kunsthandwerk? Naja, wahrscheinlich nicht...
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