Was das italienische Kino der rauhbeinigeren Sorte immer wieder auszeichnet, ist nicht zuletzt sein Sound. Einmal das scheppernde Mono, die nachsynchronisierten Dialoge, die auf fast symbolische Zeichenhaftigkeit reduzierte Geräuschkulisse. Dann aber auch die Musik. Die ist immer wieder eben gerade nicht dazu geeignet, "den Zustand der Hörer und virtuell alle Beziehungen zwischen den Menschen als spontan, improvisatorisch, unmittelbar menschlich erscheinen zu lassen." (Adorno / Eisler)
Das gilt selbst für den trögen Dudel-Funk in Lenzis Incubo sulla città contamina, der sich pornosoundtrackmäßig verselbständigt, wenn das Gemetzel einsetzt. Erst recht aber in I ragazzi di massacro: analytischer Krawall, Punktierung, Synkopierung eines einzigen soziopolitischen Erregungszustands. Oder in La classe operaia va in paradiso: Ennio Morricone bläst und trommelt zu der Revolution, die in den Bildern eben gerade noch nicht enthalten ist. Und vor allem in Vacanze per un massacro: Luis Enríquez Bacalovs (ist der eigentlich öfter SO gut? Oder wenigstens manchmal?) Score ist eine einzige Unangepasstheit, ein symphonischer Größenwahn mit elektronischen Einsprengseln, der den schon für sich selbst rabiaten Film noch einmal ganz grundsätzlich überformt.
1 comment:
Wie gewohnt präzise beobachtet. Nach einem Morricone Interview, das ich (wie so viele Texte) mal irgendwo gelesen hab, hingen große Teile der Filmmusikszene Italiens in einer Art Zirkel/Diskussionskreis für Neue Musik in Norditalien (wars Mailand?) rum. Daher auch diese präzisen Geräusch/Noise Einsätze.
Soweit ich sehe, wäre aber eine Geschichte der italienischen Filmmusik noch zu schreiben...
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