Thursday, January 19, 2006

Kaalpurush, Buddhadep Dasgupta, 2006

Wer zwar in Berlin wohnt, aber keine Lust auf den Berlinalestress hat, sollte doch zumindest einen Film des Programms ansehen und zwar den indischen Panoramabeitrag.
Dasguptas Film ist mit einer technischen Brillanz erstellt, die heutzutage kaum noch anzutreffen ist. In einer Zeit, in welcher der 35mm-Film langsam aber sicher zum Auslaufmodell wird, zeigt Kaalpurush noch einmal das gewaltige ästhetische Potential des Mediums.
Montage spielt in Dasguptas Werk fast keine Rolle. Die wunderschöne Geschichte ständige Rekadrierungen innerhalb der bis ins Detail durchkomponierten Einstellungen erzählt. Die Kamerabewegungen sind perfekt auf die Figurenkonstellationen abgestimmt, und werden vom Setdesign unterstützt. Keine Aufnahme ist überflüssig, weder findet sich schäbige Poesie noch öder Funktionalismus. Kaalpurush verbindet die Menschen mit ihrer Umwelt genauso organisch wie mit ihrer Innerlichkeit, findet stets die richtigen Bilder für sein Material, das keiner Kategorisierung unterworfen wird. Jede Einstellung hat exakt denselben Status.
Hoffnungslos naiv erscheint Dasguptas Meisterwerk (denn nicht anders kann man den Film bezeichnen), doch abgesehen von der Tatsache, dass natürlich die unterschiedlichen kuturellen und ästehtischen Codes Deutschlands und Indiens berücksichtigt werden müssen, gönnt man dem Film seine Naivität, die so gar nicht berechnend ist, nicht nur in vollem Maße, sondern verlässt das Kino auch in der Gewissheit, das diese voll und ganz berechtigt ist.

1 comment:

Anonymous said...

Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website somedirtylaundry.blogspot.com Links tauschen