L'Apell des Arenes, Cheikh Ndiaye, 2005
Deutlich an westlichen Boxer- / Gangsterepen angelehntes Drama im Ringermilieu. Insgesamt folgt der Plot etwas zu genau den vorgegebenen Schablonen, fügt nichts hinzu, nimmt nichts weg. Interessant ist der Film vor vor allem wegen seiner Körperbilder. Die Zelebrierung männlicher Kraft und Sinnlichkeit wird von Anfang an in den Mittelpunkt gestellt und nimmt manchmal recht extravagante Formen an. Die Körperlichkeit ist sich (soweit es die Männer betrifft) selbst genug, entlädt ihre Kräfte in der Spiritualität und dem Wettkampf, selten nur in der Sexualität. Denn Frauenkörper haben eine ganz andere Funktion, ihnen ist der Zugang zur spirituellen Ebene versagt, sie haben bestenfalls ornamentale Funktionen oder funktionalisieren sich selbst zu Sexobjekten. In gewisser Weise scheinen sie in der symbolischen Ordnung gefangen, die die Männer nicht einmal zu betreten versuchen.
Sexistisch ist der Film sicher, wenn man europäisch/amerikanisch geprägte Begriffe auf den Film anwenden möchte (und die an Europa und Amerika geschulte Filmform legt nahe, dass ein solcher Bezug nicht ganz abwegig ist), doch der Körperdiskurs führt L'Apell immerhin stellenweise über die Genregrenzen hinaus.
Conversations on a Sunday Afternoon, Khalo Matabane, 2005
Politische Dokumentationen gibt es auf der Berlinale mehr als genug, Kosslicks Politisierungsversuch darf quantitativ als gelungen gelten. Wenig jedoch findet sich, was seine Vorführung vor dem (nunmal politisch meist wenig aktiven) Berlinalepublikum wirklich rechtfertigt. Conversations... ist eine von wenigen Ausnahmen. Dieser dekonstruierte Interviewfilm mit Flüchtlingen aus Südafrika gewinnt genau aus den Momenten, in welchen seine Konstruktion (und deren Schwächen) sichtbar wird, wenn Gespräche scheitern, oder sich in die falsche Richtung entwickeln, wenn die Kamera Bilder nur aufgrund ihrer Optik einfängt und Matabane gar nicht daran denkt, sie hinterher zu rechtfertigen. Die meisten politischen Dokumentationen auf der Berlinale zeichnen ihr Bild vor sicherem Hintergrund, zwar manchmal aus mehreren Perspektiven, doch immer mit klaren Hierarchien. Mögen alle diese Filme (selbst der blöde Wal Mart...) in ihrem speziellen Fall alle Berechtigung der Welt besitzen und möglicherweise nicht einmal ganz umsonst gedreht worden sein, auf der Berlinale haben sie meiner Meinung nach nichts verloren, aber auch gar nichts. Conversations... dagegen gelingt es, die eigene Rolle als Dokument und als photografisches Bild zu hinterfragen und ähnliches sollte das Festivalpublikum vielleicht in Bezug auf so manch andere Dokumentation auch einmal versuchen.
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