Sicherlich nicht die schlechteste Alternative zum psychologisierenden, gutmenschelnden Indie-Allerlei, das das amerikanische Kino seit mittlerweile fast zwei Jahrzehnten heimsucht, sind die mythischen, überlebensgroßen Filme Terrence Mallicks, allen voran dessen Erstlingswerk Badlands mit seinen gewalttätigen Protagonisten, gewaltigen Naturaufnahmen und einer zumindest auf stilistischer Ebene unaufhaltsamen Bewegung hin zur Freiheit von Beschränkungen, ob psychologischer oder sozialer Natur.
Shotgun Stories nimmt in vielfältiger Weise auf Mallick Bezug, bereits durch den Schauplatz (Arkansas statt Dakota, doch die Protagonisten müssen ihre Heimat hier nicht einmal verlassen, sie leben von Anfang an in den Badlands), erst recht durch die schweigsamen Protagonisten (einer der Brüder, die im Mittelpunkt der Handlung stehen, heisst denn auch tatsächlich Kit, allerdings ist der wahre Charlie Sheen-Widergänger die narbenübersäte Hauptfigur), zuallererst jedoch durchdie Cinemascope-Fotografie, die die Bilder systematisch entleert und rohe Emotionen in der Montage ungehemmt gegeneinander prallen lässt.
Leider schreckt der Film bisweilen vor der eigenen Courage zurück. In der Tat bewundert man eher den nicht realisierten Film, der als Möglichkeit hinter den Bildern steht, als diese selbst. Immer wieder gelingt es dem drögen Indiekino der Gegenwart, sich und seine langweilige Agenda irgendwie in Shotgun Stories zu schmuggeln. Immerhin hat Nichols den Mut, die Figur, die diese Tendenz fast paradigmatisch verkörpert - einen sympathischen Looser, der drauf und dran ist, sein Looserleben gegen eine geregelte Existenz auszutauschen -, als erste draufgehen zu lassen. Danach bleibt der Film meist angenehm straight, allerdings bleibt stehts eine Differenz sichtbar zwischen Sprechen und Handeln, die ganz und gar nicht dieselbe ist wie die Differenz in Badlands zwischen Kits sozialer Unsicherheit und seiner grandiosen Körperbeherrschung sondern vielmehr die Schwierigkeiten deutlich macht, denen ein Film wie Shotgun Stories zwangsläufig begegnen muss. Schwierigkeiten, die mit der verschwindenden Fähigkeit zu tun haben, die soziale Realität des kleinstädtischen Amerikas angemessen zu fassen und zu repräsentieren. Schwierigkeiten, die Shotgun Stories jedoch alles in allem um einiges besser meistert als die allermeisten Indiefilme der letzten Jahre.
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