Ein exaltierter Western. Ein Western, der bereits weit über das Spektrum hinausweist, das Bazins berühmter Aufsatz eröffnet. Auf den ersten Blick ist ersichtlich, dass The Left-Handed Gun nicht mehr die klassische Form des Genres repräsentiert, doch auch den von Bazin wenig geschätzten Über-Western mit seinem Hang zum Psychologisieren und dem Eindringen genrefremder Elemente wie etwa der Politik hat Arthur Penn weit hinter sich gelassen. Vor allem der Star Paul Newman sprengt nicht nur die bazinsche Westerndefinition, sondern zumindest tendenziell das gesamte Genrekino.
Newmans Billy the Kid und seine Bande dringen in ein Genre ein, das bereits starke Abnutzungserscheinungen zeigt (der Sherrif beispielsweise färbt sich die Haare) und transformieren es in etwas vollkommen Neues. Die Dreierbande treibt sehr unwaynesche Scherze im Badezimmer und staubt das ganze Mexikosetting mit Mehl ein. Newmans Gehilfen stolpern und albern so lange durch die Gegend, bis sich irgendjemand erbarmt und sie abknallt – technisch gesehen sterben beide durch einen Schuss in den Rücken, was hier jedoch nicht der Feigheit der Kontrahenten anzulasten ist, sondern der Dummheit der Helden. Ein echtes Duell ist keinem der Drei gegönnt, obwohl Newman selbst mehrmals kurz davor steht.
Newman selbst steht von Anfang an neben und über dem Genre, versprüht stets einen Überschuss an Expressivität, der vor allem duch die Differenz zum klassizistischen Nicht-Spiel zahlreicher gestandener Westernrecken ins Auge springt und die überdeutlich auf die großen Vorbilder Brando und Dean verweist. Noch jede Actors Studio Eigenheit wird kultiviert und so fummelt Newman im ersten Filmabschnitt andauernd an einer Art Rassel herum. Nach dem Tod seines Mentors dann der erste große Auftritt, ein Trauerschrei (samt Zoom) von biblischem Ausmaß, danach folgt eine großartige Szene, in welcher Billy (unterstützt von fast schon expressionistischen Beleuchtungsexzessen) einen Inneren Kampf zu kämpfen hat. Natürlich verliert er und begibt sich auf den Pfad der Gewalt…
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