Yau Nai Hois Eye in the Sky ist der perfekte Film, eine Berlinale zu beenden. Nach all den überambitionierten Kunstfilmversuchen, handwerklich minderwertigem Arthausblödsinn und öden Politdokus (so schlimm wie sich das anhört, war es dann natürlich auch nicht, aber tendenziell manchmal eben schon) noch einmal ein Film, an dem fast alles stimmt. Ab der ersten Minute rollt die Plotmaschinerie wie geschmiert, alle Beteiligten wissen genau, was sie zu tun haben und vor allem halten sie Tempo und Niveau bis zum Abspann gleichermaßen hoch. Eye in the Sky kann als Beweis gelten, dass in der Filmindustrie Hongkongs auch nach vielen Krisen noch genug handwerkliches Potential vorhanden ist, um erstklassige Genreware zu produzieren. Und dabei ist Eye in the Sky ein Debütfilm. Klar, Johnny To wird als Produzent wohl ab und zu darauf geachtet haben, dass alles mit rechten Dingen zu geht und Yau Nai Hoi selbst ist natürlich auch kein Industrieneuling, doch die Präzision und die visuelle Eleganz, mit der die hervorragend konstruierte Handlung präsentiert wird, ist dennoch beeindruckend und lässt auf die weiteren Werke des Regisseurs hoffen. Eine eigene Autorenhandschrift lässt sich aus diesem einen Film zwar noch nicht herauslesen, aber auch das kann sich sicherlich noch entwickeln.
Wie überhaupt das Hongkong-Kino noch lange nicht abgeschrieben werden sollte. Denn Eye in the Sky ist nicht nur ein Aufguss alter Formeln, sondern durchaus auf der Höhe der Zeit, was sich nicht nur in der massiven Handypräsenz niederschlägt. Der Shootout auf der Autobahnbrücke (der leider etwas kurz geraten ist, wie auch der vielleicht einzige Makel des Films darin besteht, dass der Film zwar mit einer recht fießen viszeralen Szene endet, aber eben ohne die eigentlich obligatorische mythisch-übersteigerte Schiesserei) knallt fast genauso wie in MI:3, die Handkameramontagen beherrscht in Hollywood höchstens Tony Scott noch ein klein wenig besser als Yau Nai Hoi. Auch die ruhigeren, atmosphärischeren Momente funktionieren durchweg hervorragend und sind in bester Hongkong Manier mit einer seltsamen Form von Humor (die zu untersuchen sich sicherlich lohnen würde) durchdrungen. Vor allem ist es jedoch das reibungslose Zusammenspiel aller Elemente, das an Eye in the Sky begeistert, sowie die Gewissheit, dass alle Beteiligten sich nach Abschluss des Projekts sofort wieder an die Arbeit gemacht haben und dass dadurch mit recht hoher Wahrscheinlichkeit bald wieder ähnlich großartige Streifen entstehen werden.
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