Friday, April 18, 2008

zweimal daneben

Iron Man, Jon Favreau, 2008

Paranoid Park, Gus Van Sant, 2007

Wie erwartet setzt Iron Man zwischen die Schnitte seines großartigen Trailers jede Menge inkonsequenten Quatsch ein. Robert Downey Jr. baut sich sein ganz persönliches stahlhartes Gehäuse und schäkert währenddessen mit Robotern. Das ist anfangs nett anzuschauen, kollidiert aber bald mit dem Rest des Films. Gerade die Prise opportunistischer Selbstironie sorgt dafür, dass der Fascho-Camp (harte Gitarrenriffs zu angeberischen Kamerafahrten über gewaltige Waffenarsenale) erst recht unerträglich wird. Dabei traut sich der Film vorne und erst recht hinten nichts: Der arabischen Terroristen entledigt sich der Films nach der guten Hälfte auf doch äußerst unzulängliche Art und Weise. Wird hier der amerikanische Truppenabzug aus dem Irak präfiguriert oder ist das nur Angst vor der eigenen, ohnehin nicht allzu ausgeprägten, Courage? Am Ende dann Amerika gegen Amerika, gute Waffenlobby gegen böse Waffenlobby. Auch handwerklich stimmt wenig: Eineinhalb Actionszenen sehen gut aus, ansonsten gleicht sich die unsichere Regie den im falschen Genre gefangenen Darstellern an und stolpert von Schuss zu Gegenschuss.
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Den eigentlich eher öden Themenkomplexen, an denen sich Van Sant abarbeitet, gewinnt Paranoid Park trotz allem einige großartige Szenen ab: Die Climax auf den Bahngleisen mit anschließender Parallelmontage über mehrere Zeitebenen, der dezidiert uninteressierte Sex des Hauptdarstellers mit seinem All-American-Girlfriend und deren anschließendes Telefonat, der Napoleon-Dynamite-Dialog des Bruders. Vielleicht könnte man sich um solcher Momente Willen mit der langweiligen Post-Nirvana-Depression der Skater abfinden, wenn nicht der ganze Film von einem Gestaltungswillen der aufdringlicheren Art durchsetzt wäre. Anders ausgedrückt: Immer wieder geht Christopher Doyle mit Gus Van Sant durch. Und der Toningenieur erst recht. Die Übergänge zwischen sphärischen Lounge-Klängen und hartem Realton sind die ersten drei Male beeindruckend, werden aber irgendwann zur bloßen Angeberei. Die Duschszene verwandelt das Wasserrauschen in einen apokalyptischen Alptrum aus Gewitterregen und Vogelzwitschern. Außerdem laufen die Skaters deutlich zu oft in Zeitlupe zu melancholischen Popsongs die Schulgänge herunter. Wie J. Hoberman schreibt (dem gefällt das allerdings): "The institutional corridors are automatically haunted." Ein wenig zu automatisch für meinen Geschmack.

4 comments:

Anonymous said...

Oha, jemand, der von IRON MAN nicht so begeistert zu sein scheint. Auf den Score bin ich wirklich mal gespannt, da sind die Stimmen dann ja wieder recht einheitlich.

Aber "Kamerafahrten über gewaltige Waffenarsenale" klingt schon mal gut... ;)

Lukas Foerster said...

Für sich genommen sind diese Kamerafahrten tatsächlich schön, wie überhaupt vieles im Film. Nur das Zusammenspiel der einzelnen Teile funktioniert leider nicht so recht. Oder vielleicht besser: Es funktioniert zwar schon irgendwie, aber auf die falsche Weise und im Zweifelsfall eher zu reibungslos.

Anonymous said...

Finde den Vorwurf des Schwanzeinklemmens bei Iron Man ungerechtfertigt. Für die Entstehungsbedingungen des Filmes finde ich ihn recht geschickt, wie er mit einfach aussehender Geste das amerikanische 9/11 Trauma und die Rolle der amerikanischen Waffenindustrie in Kriegen präsentiert. Auch die Rückkehr nach U, S and A finde ich gelungen, hat schon fast was von Weather Underground an sich.
Schade, daß der Film dann wiederum oft öde vor sich hindümpelt.

Lukas Foerster said...

hm, ja, vielleicht kann man das Ganze durch eine symptomatische Lesart noch einmal positiv wenden, aber so ganz sicher bin ich da nicht...