Ein chaotischer, wunderbarer Film von Bunuel. Gleichermaßen weit entfernt vom avantgardistischen Früh- wie vom aufwändig produzierten Spätwerk, ein kleiner Film mitten im populären Kino. Die Autorenambition scheint am Rande durch, in kleinen Details, zu surrealistischen Höhen schwingt Bunuel sich nur einmal, anlässlich einer Traumsequenz, auf.
Ansonsten herrscht kreatives Chaos. Mit Betonung auf Chaos: Vom exotischen Dokudrama, welches der einführende Off-Kommentar verspricht, ist weit und breit keine Spur. Auch das noirige Familienmelo der ersten Viertelstunde verläuft bald im Nichts, beziehungsweise in einer Busfahrt.
Diese macht den Hauptteil des Films aus. Eine Horde wild zusammengewürfelter Gestalten fährt in einem klapprigen Gefährt durch Mexiko. Wer warum wohin will, ist von Anfang an mehr als unklar. Und so verwundert es nicht, dass so gut wie niemand irgendwo ankommt. Nicht einmal der Busfahrer. Der lädt statt dessen seine gesamten Fahrgäste auf die Geburtstagsfeier seiner Mutter ein. Außerdem mit von der Partie: Eine Femme Fatale, die die frisch verheiratete Hauptfigur verführt (was auch niemand wirklich stört, der Held runzelt ein paarmal gequält die Stirn beim Geanken an seine Untreue, als er am Ende wieder nach hause kommt, fällt er dennoch sofort seiner Frau in die Arme), ein wahrscheinlich korrupter und noch wahrscheinlicher reaktionärer Politiker, der einen Traktor mit vorgehaltener Waffe entführt, ein Mann mit Holzbein, über den sich alle lustig machen, als dieses im Schlamm stecken bleibt, Kinder, die über das Holzbein stolpern, Schafe, die über die Kinder stolpern, eine Gruppe Touristen, die eine authentische Siesta erleben möchten und natürlich sofort zu Objekten der Begierde der Femme Fatale werden.
Noch jede Idee bleibt auf halbem Weg stecken, die Abenteuerfilmelemente (Blitz und Donner während der Busfahrt) meint Bunuel noch weniger ernst als alles andere. Doch all die kleinen, nicht auch nur halbwegs ausformulierten Ideen ergeben in ihrer Gesamtheit durchaus einen großen Film.
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