Wednesday, July 26, 2023

Geruch der Gesellschaft

 

Niklas Luhmann, Das Recht der Gesellschaft, Fußnote 71. Plötzlich weht, ich traue meinen Augen kaum, nicht nur ein Geruch, sondern gar die Erinnerung an einen Geruch durch die ansonsten gemäß der Begrifflichkeiten von sich wechselseitig beobachtenden gesellschaftlichen Subsystemen konstruierten Hallen der Systemfunktionalität. Das ist eine Rekonstruktion wert: Das biologische System Niklas Luhmann wird, vermutlich irgendwann zwischen 1949 und 1953 während der Referendarausbildung in Lüneburg, von Duftmolekülen irritiert und gibt diese Irritation, intern verarbeitet, an das psychische System Niklas Luhmann weiter. Hier löst die Irritation kognitive Prozesse höherer Ordnung aus und verknüpft sich mit weiteren Sinneseindrücken: die gefetteten Stiefel der Grundbesitzer und gar die ländliche Umgebung verbinden sich mit der Geruchsimpression zu einer komplexen semantischen Struktur, die die Erinnerungsfunktion des psychischen Systems Niklas Luhmann im Anschluss zu vergessen vergisst. Und die noch viele Jahre später dazu in der Lage ist, die Kommunikation des Wissenschaftssystem zu irritieren. Heute wiederum, da das psychiche wie das biologische System Niklas Luhmann erloschen sind, schlägt sich diese Kaskade lediglich in der Tatsache nieder, dass ein soziologischer Klassiker momenthaft die Systemreferenz wechselt.