Mangels Internetzugang meinerseits pausiert ab sofort Dirty Laundry samt Berlin Kino.
Weiter geht's hoffentlich bald, realistisch gesehen jedoch frühestens in zwei Wochen.
Solange verweise ich auf orcivals Blog, auf welchem sich ebenfalls regelmäßig Kinoankündigen und sogar ein via google einsehbarer Kinokalender finden.
Wednesday, September 26, 2007
Sunday, September 23, 2007
Madame Freedom / Jayu buin, Han Hyeong-mo, 1956
Ein wunderschöner Film aus der klassischen Phase des koreanischen Kinos ist Han Hyeong-mos Melodrama Madame Freedom. Deutlich näher erscheint mir das Werk am Hollywoodkino derselben Periode als der Großteil des klassischen japanischen Films. Der Plot wird äußerst stringent erzählt - lediglich ein manchmal etwas ziellos im Gangstergenre wildernder Subplot mag nicht so recht ins Bild passen - und basiert auf solide auspsychologisierten Figuren. Einzig die szenische Auflösung tendiert eher in Richtung Japan (was nicht wundern darf, schließlich diente Korea bis zum Ende des zweiten Weltkrieges nicht nur als Absatzmarkt, sondern auch als ausgelagerte Produktionsstätte der japanischen Filmindustrie und es ist anzunehmen, dass die allermeisten in den 50er Jahren in Korea filmisch Tätigen ihr Handwerk bei Nikkatsu und Co gelernt haben).
Die Kamera ist sehr mobil und präzise. Von einer Bücherwand schwenkt sie in einer Szene zu Beginn des Films zu dessen Charakterisierungauf den Professor, komplementär findet sich am Ende dann ein Schwenk von seiner Frau, die mit ihrem Liebhaber tanzt aufs Bett. Han Hyeong-mo inszeniert subtil, effektiv und gleichzeitig immer wieder äußerst poetisch, und auch wenn am Ende Schattenwürfe wie Musik dramatischer werden, fällt der Film nie aus der Rolle und bleibt immer einem gewissen Realismusgedanken verhaftet, der freilich nie expliziert und eben deshalb auch nie aufdringlich wird.
Kernstück des Films ist eine großartige Nachtclubszene, die von einer schönen Kamerafahrt einmal durch den gesamten Raum und zurück eingeführt wird. Noch mehr als sonst zelebriert der Film hier flüssige Kamerabewegungen, die zwar nicht die Komplexität eines Ophüls aufweisen, aber ebenfalls dem sozialen Raum eine im Kino ungewöhnliche Vielschichtigkeit verleihen.
Bereits das erste Musikstück im Nachtclub ist eine wunderbare, leicht durchgeknallte Jazznummer, die alleine den Kauf des Soundracks lohnen würde, wenn ein solcher denn irgendwann einmal möglich sein sollte (bis dahin freilich ist es angesichts des Aufarbeitungsstandes der koreanischen Filmgeschichte noch ein weiter Weg...). Und dann folgt eine noch viel großartigere Mamboszene, die alleine den Kauf der DVD lohnen würde. ... und zu meiner großen Überaschung ist der Film tatsächlich, sogar mit englischen Untertiteln, auf DVD erschienen und hier käuflich zu erwerben.
Die Kamera ist sehr mobil und präzise. Von einer Bücherwand schwenkt sie in einer Szene zu Beginn des Films zu dessen Charakterisierungauf den Professor, komplementär findet sich am Ende dann ein Schwenk von seiner Frau, die mit ihrem Liebhaber tanzt aufs Bett. Han Hyeong-mo inszeniert subtil, effektiv und gleichzeitig immer wieder äußerst poetisch, und auch wenn am Ende Schattenwürfe wie Musik dramatischer werden, fällt der Film nie aus der Rolle und bleibt immer einem gewissen Realismusgedanken verhaftet, der freilich nie expliziert und eben deshalb auch nie aufdringlich wird.
Kernstück des Films ist eine großartige Nachtclubszene, die von einer schönen Kamerafahrt einmal durch den gesamten Raum und zurück eingeführt wird. Noch mehr als sonst zelebriert der Film hier flüssige Kamerabewegungen, die zwar nicht die Komplexität eines Ophüls aufweisen, aber ebenfalls dem sozialen Raum eine im Kino ungewöhnliche Vielschichtigkeit verleihen.
Bereits das erste Musikstück im Nachtclub ist eine wunderbare, leicht durchgeknallte Jazznummer, die alleine den Kauf des Soundracks lohnen würde, wenn ein solcher denn irgendwann einmal möglich sein sollte (bis dahin freilich ist es angesichts des Aufarbeitungsstandes der koreanischen Filmgeschichte noch ein weiter Weg...). Und dann folgt eine noch viel großartigere Mamboszene, die alleine den Kauf der DVD lohnen würde. ... und zu meiner großen Überaschung ist der Film tatsächlich, sogar mit englischen Untertiteln, auf DVD erschienen und hier käuflich zu erwerben.
Thursday, September 20, 2007
Berlin Kino, 20.-26.09.2007
Diese Woche startet mit The Halfmoon Files ein Film, auf den ich bereits letzte Woche angesichts einer Arsenal-Vorstellung hingewiesen habe, regulär in den deutschen Kinos. Wer den Film noch nicht gesehen hat, kann - und muss - dies nun nachholen, vielleicht am besten gemeinsam mit Karmakars (mir noch unbekannten) Hamburger Lektionen. Ekkehard Knörer zumindest bespricht beide Filme zusammen und weißt zusätzlich noch auf eine Ausstellung hin, die im Herbst an The Halfmoon Files anschließen soll. Man darf schon jetzt gespannt sein.
Möglicherweise ein gutes Double-Feature Kontrastprogramm zu den Lektionen in deutscher Zeitgeschichte könnten das Rear Window Quasi-Remake Disturbia (Regie führt DJ Caruso, der unter anderem für die Inszenierung einiger Folgen der großartigen Polizeiserie The Shield zuständig ist) sowie der amptly titled Shoot 'em up, der laut Rochus hält, was der Titel verspricht, bilden. Außerdem läuft der zweite Teil der russischen Wächter-Fantasyserie an. Mangels Kenntnis des Vorgängers wage ich mich hier erst recht nicht an eine Prognose.
Die Renoir-Reihe im Arsenal neigt sich ihrem Ende zu, hat aber noch einige Perlen parat. Nächsten Mittwoch beispielsweise den recht selten gezeigten Elena et les hommes mit Ingrid Bergman. Außerdem läuft das Asian Women's Film Festival mit dicht gedrängtem Programm, vornehmlich von heute bis Sonntag. Besonders hinweisen möchte ich auf die Reihe mit koreanischen Filmklassikern, die einmal mehr beweist, wie wenig die dortige Filmgeschichte bislang aufgearbeitet ist. Es bleibt zu hoffen, dass der in Korea nach wie vor anhaltende Kinoboom diesbezügliche Anstrengungen weiter fördern wird. Außerdem laufen so schöne Filme wie der in Amerika produzierte In Between Days über Exilkoreaner, Naomi Kawases Shara und vor allem die großartige Dokumentation Dear Pyongjang, die einen faszinierenden Einblick in das nach wie vor verschlossene Nordkorea bietet. Eine Warnung muss ich allerdings doch noch aussprechen und zwar betreffend den recht nervigen (wenn auch nicht gänzlich reizlosen) Faces of a Fig Tree.
Eine weitere großartige, Berliner Schule-lastige Reihe zeigt der Peripher-Filmverleih im fsk anlässlich seines 10-jährigen bestehens. Da ich gerade jetzt sehr wenig Zeit habe, verweise ich auf Volker Panthenburgs Ankündigung auf newfilmkritik.
Und aus demselben Grund schließe ich etwas überhastet mit Hinweisen darauf, dass die in den letzten Wochen hier beworbenen Reihen zu Karl May im Zeughauskino und zum Hongkong-Kino in den Hackeschen Höfen weiterhin fortgesetzt werden und dass die Freunde des schrägen Films nächsten Mittwoch einen echten Fulci zeigen.
Möglicherweise ein gutes Double-Feature Kontrastprogramm zu den Lektionen in deutscher Zeitgeschichte könnten das Rear Window Quasi-Remake Disturbia (Regie führt DJ Caruso, der unter anderem für die Inszenierung einiger Folgen der großartigen Polizeiserie The Shield zuständig ist) sowie der amptly titled Shoot 'em up, der laut Rochus hält, was der Titel verspricht, bilden. Außerdem läuft der zweite Teil der russischen Wächter-Fantasyserie an. Mangels Kenntnis des Vorgängers wage ich mich hier erst recht nicht an eine Prognose.
Die Renoir-Reihe im Arsenal neigt sich ihrem Ende zu, hat aber noch einige Perlen parat. Nächsten Mittwoch beispielsweise den recht selten gezeigten Elena et les hommes mit Ingrid Bergman. Außerdem läuft das Asian Women's Film Festival mit dicht gedrängtem Programm, vornehmlich von heute bis Sonntag. Besonders hinweisen möchte ich auf die Reihe mit koreanischen Filmklassikern, die einmal mehr beweist, wie wenig die dortige Filmgeschichte bislang aufgearbeitet ist. Es bleibt zu hoffen, dass der in Korea nach wie vor anhaltende Kinoboom diesbezügliche Anstrengungen weiter fördern wird. Außerdem laufen so schöne Filme wie der in Amerika produzierte In Between Days über Exilkoreaner, Naomi Kawases Shara und vor allem die großartige Dokumentation Dear Pyongjang, die einen faszinierenden Einblick in das nach wie vor verschlossene Nordkorea bietet. Eine Warnung muss ich allerdings doch noch aussprechen und zwar betreffend den recht nervigen (wenn auch nicht gänzlich reizlosen) Faces of a Fig Tree.
Eine weitere großartige, Berliner Schule-lastige Reihe zeigt der Peripher-Filmverleih im fsk anlässlich seines 10-jährigen bestehens. Da ich gerade jetzt sehr wenig Zeit habe, verweise ich auf Volker Panthenburgs Ankündigung auf newfilmkritik.
Und aus demselben Grund schließe ich etwas überhastet mit Hinweisen darauf, dass die in den letzten Wochen hier beworbenen Reihen zu Karl May im Zeughauskino und zum Hongkong-Kino in den Hackeschen Höfen weiterhin fortgesetzt werden und dass die Freunde des schrägen Films nächsten Mittwoch einen echten Fulci zeigen.
Sunday, September 16, 2007
Thursday, September 13, 2007
Berlin Kino 13.-19.09.2007
Berlin Kino 13.-19.09.2007
Sicherlich der interessanteste Neustart dieser Woche ist Petzolds Yella, dem ich auf der Berlinale zwar nicht ganz so viel abgewinnen konnte oder wollte, der in meiner Erinnerung mit zunehmendem Abstand jedoch noch einmal deutlich stärker und kraftvoller geworden ist. Zur Einstimmung empfiehlt sich die großartige Semivorlage Carnival of Souls. Einer der besten deutschen Filme des Jahres ist Yella natürlich sowieso, aber in dieser Hinsicht hat er ja auch mal wieder erschreckend wenig Konkurrenz. Ansonsten versprechen sowohl Death Sentence (von Saw-Schöpfer James Wan) als auch, wie Knörer zu berichten weiß, The Lookout (Die Regeln der Gewalt), solides Hollywoodhandwerk.
Im Arsenal dagegen läuft auch weiterhin die Renoir-Retro, in der nächste Woche stehen vor allem die kanonischsten Filme des Regisseurs auf dem Programm, neben Les regles du jeu und La bete humaine unter anderem auch der sehr schöne Diary of a Chambermaid. Außerdem ist im Arsenal Samstag Nachmittag (16:00) Philip Scheffners dekonstruktive Geschichtsdoku The Halfmoon Files zu sehen, die mich auf der letzten Berlinale ziemlich begeistert hat. Es geht um das Berliner Klangarchiv, den ersten Weltkrieg, kolonialistische Propagandafilme, unterirdische Strahlung (?), rassistische Ethnologie und vieles mehr.
Ebenfalls im Arsenal startet nächsten Mittwoch das Asian Women's Film Festival. Zum Auftakt wird Spider Lillies gezeigt, von dem ichauf der Berlinale nach zehn Minuten genug hatte. Christian hat er damals aber halbwegs gefallen. Außerdem läuft am ersten Tag der malayische Film Sepet, der einen guten Ruf besitzt.
Das Asian Women's Film Festival ist ebenso Teil der Asien-Pazifik Wochen (die im übrigen den Preis für das unübersichtlichste und unpraktischste Programmheft aller Zeiten redlich verdient hätten - und das die Website derzeit scheinbar ebenfalls down ist passt auch ins Bild) wie zwei andere Reihen: "South-Pacific Pearls" im Arsenal (unter anderem mit einer Maori-Shakespeare Verfilmung) und "Hong Kong Film Panorama". Letzteres findet in den Hackeschen Höfen statt und beginnt unter anderem mit Fruit Chans tollem The longest Summer und Ann Huis Ordinary Heroes. Im Programm der Höfe finde ich außerdem eine Reihe mit südamerikanischen Filmen, die mindestens ebenso interessant ist. Gezeigt wird unter anderem der unglaubliche Los Muertos, Lucrecia Matels schöner La Nina Santa und der paraquaianische Hamaca Paraquaia, der einigen Quellen zufolge den "boring art film" in neue Dimensionen befördern soll.
Die Freunde des schrägen Films im Babylon zeigen den Martial-Arts Klassiker Die fliegende Guillotine. Sehr schön.
Sicherlich der interessanteste Neustart dieser Woche ist Petzolds Yella, dem ich auf der Berlinale zwar nicht ganz so viel abgewinnen konnte oder wollte, der in meiner Erinnerung mit zunehmendem Abstand jedoch noch einmal deutlich stärker und kraftvoller geworden ist. Zur Einstimmung empfiehlt sich die großartige Semivorlage Carnival of Souls. Einer der besten deutschen Filme des Jahres ist Yella natürlich sowieso, aber in dieser Hinsicht hat er ja auch mal wieder erschreckend wenig Konkurrenz. Ansonsten versprechen sowohl Death Sentence (von Saw-Schöpfer James Wan) als auch, wie Knörer zu berichten weiß, The Lookout (Die Regeln der Gewalt), solides Hollywoodhandwerk.
Im Arsenal dagegen läuft auch weiterhin die Renoir-Retro, in der nächste Woche stehen vor allem die kanonischsten Filme des Regisseurs auf dem Programm, neben Les regles du jeu und La bete humaine unter anderem auch der sehr schöne Diary of a Chambermaid. Außerdem ist im Arsenal Samstag Nachmittag (16:00) Philip Scheffners dekonstruktive Geschichtsdoku The Halfmoon Files zu sehen, die mich auf der letzten Berlinale ziemlich begeistert hat. Es geht um das Berliner Klangarchiv, den ersten Weltkrieg, kolonialistische Propagandafilme, unterirdische Strahlung (?), rassistische Ethnologie und vieles mehr.
Ebenfalls im Arsenal startet nächsten Mittwoch das Asian Women's Film Festival. Zum Auftakt wird Spider Lillies gezeigt, von dem ichauf der Berlinale nach zehn Minuten genug hatte. Christian hat er damals aber halbwegs gefallen. Außerdem läuft am ersten Tag der malayische Film Sepet, der einen guten Ruf besitzt.
Das Asian Women's Film Festival ist ebenso Teil der Asien-Pazifik Wochen (die im übrigen den Preis für das unübersichtlichste und unpraktischste Programmheft aller Zeiten redlich verdient hätten - und das die Website derzeit scheinbar ebenfalls down ist passt auch ins Bild) wie zwei andere Reihen: "South-Pacific Pearls" im Arsenal (unter anderem mit einer Maori-Shakespeare Verfilmung) und "Hong Kong Film Panorama". Letzteres findet in den Hackeschen Höfen statt und beginnt unter anderem mit Fruit Chans tollem The longest Summer und Ann Huis Ordinary Heroes. Im Programm der Höfe finde ich außerdem eine Reihe mit südamerikanischen Filmen, die mindestens ebenso interessant ist. Gezeigt wird unter anderem der unglaubliche Los Muertos, Lucrecia Matels schöner La Nina Santa und der paraquaianische Hamaca Paraquaia, der einigen Quellen zufolge den "boring art film" in neue Dimensionen befördern soll.
Die Freunde des schrägen Films im Babylon zeigen den Martial-Arts Klassiker Die fliegende Guillotine. Sehr schön.
Monday, September 10, 2007
The Bourne Ultimatum, Paul Greengrass, 2007
Jason Bourne rennt um die Welt und überall sieht es gleich aus. Denn Paul Greengrass lässt es überall gleich aussehen. Jede neue Stadt und damit jedes neue Handlungssegment (und es gibt viele, mein Überblick ging schon früh verloren) wird bis aufs Haar gleich eingeführt (zumindest fühlt es sich so an):
(1) Ein kurzer Pseudo-Establishing-Shot des Stadtpanoramas, sofort wieder verzerrt durch einen kurzen, harten Zoom, mal raus, mal rein, egal, wichtig ist die Bewegung und dass sich aber auch gar nichts dieser widersetzen kann.
(2) Anschließend geht es stets sofort rein in das Getümmel, irgendwo steht dann meistens ein Mensch und spricht in sein Handy.
(3) Und gewöhnlich wird dieser Mensch von einem zweiten Mensch beobachtet, allerdings bevorzugterweise nicht durch direkten Augenkontakt (der wenigstens den Anschein räumlicher Kontinuität bieten würde), sondern vermittelt durch eine technische Apparatur samt deren bildgebendem Verfahren (wird sich der moderne Actionfilm eines Tages vielleicht tatsächlich vollständig in den sich bewegenden blinkenden Markern auf LCD-Monitoren auflösen, die derzeit den Fluchtpunkt der gesamten Bildsprache dieses Genres darzustellen scheinen? The Bourne Ultimatum ist nicht der einzige Film der letzten Zeit, der dies nahe legt).
(4) Und nun beginnt sich entweder Mensch 1 oder Mensch 2 zu bewegen und löst dadurch eine Kettenreaktion anderer Bewegungen (Autos, Menschen, blinkende Marker auf LCD-Monitore, etc) aus.
The Bourne Ultimatum ist in seiner Bildsprache so schematisch (und manieriert) wie kaum ein anderer Genrebeitrag der letzten Jahre. Ironischerweise arbeitet Greengrass gleichzeitig mit den Mitteln des Dokumentarfilms und setzt insbesondere auf den Authentizitätsmarker Handkamera. Die hierdurch auftretenden Paradoxien hat Bordwell ausführlich dargelegt.
Der tonspur bleibt es auch hier vorbehalten, die diskontinuierliche Bildfolge wieder und in gewisser Weise neu zu synthetisieren. The Bourne Ultimatum setzt weniger auf die spätromantischen Melodiebögen a la John Williams als auf stärker rhythmusbetonte Electro-Soundteppiche. Nicht die Musik treibt die Bilder an. Im Gegenteil: Die Musik muss die wildgewordenen Bilder zähmen und macht sie dadurch zwar nicht wieder intellegibel, wohl aber konsumierbar. Die Warenform dringt über die Soundspur immer tiefer in die Bilder ein.
Virtuos gehen immer wieder Straßenlärm und Kampfgeräusche in Electrorhythmen über. Überhaupt ist vieles virtuos in The Bourne Ultimatum. Wirklich gut ist der Film jedoch nur in einzelnen Sequenzen. Während der mit Abstand gelungensten Actionsequenz (in Nordafrika) etwa, in welcher sich unterschiedliche Verfolgungsjagden und Überwachungssysteme überlagern und von der dynamischen Montage schließlich doch noch alle eingefangen werden. Oder während der obligatorischen hyperkinetischen Autoszene, die hier allerdings nicht auf einer Autobahnbrücke, sondern mitten im innerstädtischen Berufsverkehr stattfindet und dabei nur umso mehr knallt.
Ansonsten ist der Film denn doch eine recht zähe Angelegenheit, vor allem, wenn Storyentwicklung angesagt ist. Denn Interesse für die Vergangenheit ausgerechnet Matt Damons aufzubringen (oder für die auch hier wieder einmal völlig egale Julia Stiles), fällt mir doch recht schwer in einem Film, der selbst in seiner Gegenwart abgesehen von den unterschiedlichen Farben der blinkenden Marker auf den LCD-Monitoren kaum Unterscheidungsmerkmale anbietet in Bezug auf einzelne Menschen oder gar ganze Städte.
(1) Ein kurzer Pseudo-Establishing-Shot des Stadtpanoramas, sofort wieder verzerrt durch einen kurzen, harten Zoom, mal raus, mal rein, egal, wichtig ist die Bewegung und dass sich aber auch gar nichts dieser widersetzen kann.
(2) Anschließend geht es stets sofort rein in das Getümmel, irgendwo steht dann meistens ein Mensch und spricht in sein Handy.
(3) Und gewöhnlich wird dieser Mensch von einem zweiten Mensch beobachtet, allerdings bevorzugterweise nicht durch direkten Augenkontakt (der wenigstens den Anschein räumlicher Kontinuität bieten würde), sondern vermittelt durch eine technische Apparatur samt deren bildgebendem Verfahren (wird sich der moderne Actionfilm eines Tages vielleicht tatsächlich vollständig in den sich bewegenden blinkenden Markern auf LCD-Monitoren auflösen, die derzeit den Fluchtpunkt der gesamten Bildsprache dieses Genres darzustellen scheinen? The Bourne Ultimatum ist nicht der einzige Film der letzten Zeit, der dies nahe legt).
(4) Und nun beginnt sich entweder Mensch 1 oder Mensch 2 zu bewegen und löst dadurch eine Kettenreaktion anderer Bewegungen (Autos, Menschen, blinkende Marker auf LCD-Monitore, etc) aus.
The Bourne Ultimatum ist in seiner Bildsprache so schematisch (und manieriert) wie kaum ein anderer Genrebeitrag der letzten Jahre. Ironischerweise arbeitet Greengrass gleichzeitig mit den Mitteln des Dokumentarfilms und setzt insbesondere auf den Authentizitätsmarker Handkamera. Die hierdurch auftretenden Paradoxien hat Bordwell ausführlich dargelegt.
Der tonspur bleibt es auch hier vorbehalten, die diskontinuierliche Bildfolge wieder und in gewisser Weise neu zu synthetisieren. The Bourne Ultimatum setzt weniger auf die spätromantischen Melodiebögen a la John Williams als auf stärker rhythmusbetonte Electro-Soundteppiche. Nicht die Musik treibt die Bilder an. Im Gegenteil: Die Musik muss die wildgewordenen Bilder zähmen und macht sie dadurch zwar nicht wieder intellegibel, wohl aber konsumierbar. Die Warenform dringt über die Soundspur immer tiefer in die Bilder ein.
Virtuos gehen immer wieder Straßenlärm und Kampfgeräusche in Electrorhythmen über. Überhaupt ist vieles virtuos in The Bourne Ultimatum. Wirklich gut ist der Film jedoch nur in einzelnen Sequenzen. Während der mit Abstand gelungensten Actionsequenz (in Nordafrika) etwa, in welcher sich unterschiedliche Verfolgungsjagden und Überwachungssysteme überlagern und von der dynamischen Montage schließlich doch noch alle eingefangen werden. Oder während der obligatorischen hyperkinetischen Autoszene, die hier allerdings nicht auf einer Autobahnbrücke, sondern mitten im innerstädtischen Berufsverkehr stattfindet und dabei nur umso mehr knallt.
Ansonsten ist der Film denn doch eine recht zähe Angelegenheit, vor allem, wenn Storyentwicklung angesagt ist. Denn Interesse für die Vergangenheit ausgerechnet Matt Damons aufzubringen (oder für die auch hier wieder einmal völlig egale Julia Stiles), fällt mir doch recht schwer in einem Film, der selbst in seiner Gegenwart abgesehen von den unterschiedlichen Farben der blinkenden Marker auf den LCD-Monitoren kaum Unterscheidungsmerkmale anbietet in Bezug auf einzelne Menschen oder gar ganze Städte.
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La vie est a nous, Jean Renoir et al., 1936
An dem im Auftrag der kommunistischen Partei Frankreichs entstandenen Propagandastreifen La vie est a nous waren neben Renoir unter anderen auch Jacques Becker und Henri Cartier-Bresson beteiligt. Entstanden ist ein sonderbarer, kleiner Film, der im Schatten von Riefenstahls zwei Jahre später fertiggestelltem Olympia-Film oder auch dem russischen Revolutionskino der Zwanziger wohl für alle Zeit dazu verdammt bleiben wird, sein Dasein als halbobskure Fußnote der Geschichte des politischen Kinos zu fristen.
La vie est a nous beginnt mit einer Montage der wirtschaftlichen und kulturellen Erfolge Frankreichs. Der ironische Gestus ist von Anfang an spürbar wie etwa in dem brutalen Eindringen der Bilder einer Stahlfabrik in die zuvor dominierenden Naturaufnahmen. Und tatsächlich stellt sich nach einigen Minuten heraus, dass hier nocht der Film selbst spricht, sondern ein Volksschullehrer, der eine Schulklasse indoktriniert. Letztere wird anschließend auf dem Nachhauseweg, umgeben von halbverfallenen Gebäuden, mit der Differenz zwischen Ideologie und Wirklichkeit konfrontiert.
Immer wieder schaltet der Film Vermittler der unterschiedlichsten Art ein: Politiker und ihre Parolen, die Erinnerungen eines altgedienten Kommunisten etc. Selten spricht der Film direkt zu seinem Publikum, bevorzugt wird meist der spielerische Modus, wie etwa in den großartigen Sequenzen, die Hitlerreden mit Grunzgeräuschen synchronisieren.
Doch dem Spielerischen scheint immer etwas Verzweifeltes anzuhaften. Dem Sozialen in seiner Gesamtheit beikommen zu können, traut sich hier niemand zu. Dabei versucht La vie est a nous in der zweiten Hälfte durchaus, eine Art Bestandaufnahme der gesellschaftlichen Wirklichkeit Frankreichs in der zweiten Hälfte der 30er Jahre zu leisten. Allerdings verbinden sich deren einzelne Elemente nie zu einem gemeinsamen Projekt, als dessen ausführendes Organ die kommunistischen Partei in Frage käme. Der Abstand zwischen den Parolen der Parteispitze und den anrührenden, in Spielfilmform dargebrachten Vignetten aus der Mitte des Leids des Volkes ist und bleibt gewaltig.
Sicherlich ist hierfür in erster Linie die konkrete historische Situation verantwortlich, in welcher der Film entstanden ist, dennoch lassen sich die Zusammenhänge zwischen Fiktion und Realität hier nicht so einfach auf Fragen der Repräsentierbarkeit reduzieren. Die unterschiedlichen Differenzen, zwischen Theorie und Praxis, zwischen Intellektuellen und Volk, zwischen Herrschern und Beherrschten wurden vom russischen Revolutionsfilm in seinen besten Momenten dialektisch transformiert, von Riefenstahl dagegen schlichtweg ausgeblendet zugunsten eines (immersiven?) Aufgehens in orgiastischen Bewegungsbildern. Gemeinsam ist beiden Filmformen jedoch die Auflösung der tradierten Genregrenzen. In La vie est a nous dagegen widersetzt sich der Spiel- dem Dokumentarfilm und umgekehrt. Und beide dadurch dem Propagandafilm.
La vie est a nous beginnt mit einer Montage der wirtschaftlichen und kulturellen Erfolge Frankreichs. Der ironische Gestus ist von Anfang an spürbar wie etwa in dem brutalen Eindringen der Bilder einer Stahlfabrik in die zuvor dominierenden Naturaufnahmen. Und tatsächlich stellt sich nach einigen Minuten heraus, dass hier nocht der Film selbst spricht, sondern ein Volksschullehrer, der eine Schulklasse indoktriniert. Letztere wird anschließend auf dem Nachhauseweg, umgeben von halbverfallenen Gebäuden, mit der Differenz zwischen Ideologie und Wirklichkeit konfrontiert.
Immer wieder schaltet der Film Vermittler der unterschiedlichsten Art ein: Politiker und ihre Parolen, die Erinnerungen eines altgedienten Kommunisten etc. Selten spricht der Film direkt zu seinem Publikum, bevorzugt wird meist der spielerische Modus, wie etwa in den großartigen Sequenzen, die Hitlerreden mit Grunzgeräuschen synchronisieren.
Doch dem Spielerischen scheint immer etwas Verzweifeltes anzuhaften. Dem Sozialen in seiner Gesamtheit beikommen zu können, traut sich hier niemand zu. Dabei versucht La vie est a nous in der zweiten Hälfte durchaus, eine Art Bestandaufnahme der gesellschaftlichen Wirklichkeit Frankreichs in der zweiten Hälfte der 30er Jahre zu leisten. Allerdings verbinden sich deren einzelne Elemente nie zu einem gemeinsamen Projekt, als dessen ausführendes Organ die kommunistischen Partei in Frage käme. Der Abstand zwischen den Parolen der Parteispitze und den anrührenden, in Spielfilmform dargebrachten Vignetten aus der Mitte des Leids des Volkes ist und bleibt gewaltig.
Sicherlich ist hierfür in erster Linie die konkrete historische Situation verantwortlich, in welcher der Film entstanden ist, dennoch lassen sich die Zusammenhänge zwischen Fiktion und Realität hier nicht so einfach auf Fragen der Repräsentierbarkeit reduzieren. Die unterschiedlichen Differenzen, zwischen Theorie und Praxis, zwischen Intellektuellen und Volk, zwischen Herrschern und Beherrschten wurden vom russischen Revolutionsfilm in seinen besten Momenten dialektisch transformiert, von Riefenstahl dagegen schlichtweg ausgeblendet zugunsten eines (immersiven?) Aufgehens in orgiastischen Bewegungsbildern. Gemeinsam ist beiden Filmformen jedoch die Auflösung der tradierten Genregrenzen. In La vie est a nous dagegen widersetzt sich der Spiel- dem Dokumentarfilm und umgekehrt. Und beide dadurch dem Propagandafilm.
Thursday, September 06, 2007
Berlin Kino 6.9.-12.9.
Hollywoodtechnisch dominiert diese Woche Matt Damons dritter Versuch, es als Jason Bourne Tom Cruise und James Bond gleichzutun. The Bourne Ultimatum ist in den USA überwiegend sehr gut aufgenommen worden, lediglich David Bordwell hat's nicht gefallen. Eckehard Knörer auch nicht und zwar trotz völlig unterschiedlicher Diktion wohl zum großen Teil aus denselben Gründen. Ansonsten startet ein Remake von John Waters erstem nicht mehr ganz so großartigen Film Hairspray, welches Rochus zu empfehlen weiß, das wohl eher mäßige Nina Hoss-Vehikel Hannah und ein Möchtergern-Berlin-Undergroundfilm namens Video Kings. Na ja.
Dann doch lieber weiter zur Renoir-Retro ins Arsenal. Dort laufen heute und morgen die selten zu sehenden La vie est a nous und Nana, letzterer in einer frisch restaurierten Kopie. Am Sonntag sind außerdem parallel die unterhaltsame, wenn auch oft deprimierende japanische Politdoku Campaign und Zanussis mir leider noch unbekanntes Meisterwerk Illuminacja zu sehen.
Im Babylon Mitte sind diesen Samstag zwei rare Eustache-Filme zu sehen (soll heißen: selbst im Vergleich zu anderen Eustaches rar): Le jardin des délices de Jérôme Bosch und Le Cochon. Die sollte man sich keinewfalls entgehen lassen, selbst wenn man, so wie ich, mit Eustache bisher noch nocht ganz so warm geworden ist wie manch anderer. Neu im Babylon ist eine Reihe namens Psychedelic Cinema. Diese zeigt ab nächsten Dienstag in unregelmäßigen Abständen zunächst vier Programme, die jeweils aus zwei Filmen bestehen, wobei eine Hälfte des Double-Features auf Originalton zugunsten von Live-Musik verzichten muss. Ob die beiden Filme auch einzeln frequentiert werden können (in diesem Fall würde mich der nicht durch einen hippen Szene-DJ verunstaltete The Trip (Roger Corman) durchaus reizen), ist mir nicht bekannt. Und zu guter letzt zeigen die Freunde des schrägen Films nächsten Mittwoch den klassischen Exploitationfilm Maniac aus dem Jahr 1934. Wer Reefer Madness und andere Filme dieses Produktionsumfelds kennt, weiss, welches delirante Vergnügen hier im babylonischen Studiokino lauert.
Zu guter letzt läuft im Zeughauskino neben der letzte Woche erwähnten Karl-May Reihe heute abend Werner Herzogsd sehr schöner Grizzly Man.
Dann doch lieber weiter zur Renoir-Retro ins Arsenal. Dort laufen heute und morgen die selten zu sehenden La vie est a nous und Nana, letzterer in einer frisch restaurierten Kopie. Am Sonntag sind außerdem parallel die unterhaltsame, wenn auch oft deprimierende japanische Politdoku Campaign und Zanussis mir leider noch unbekanntes Meisterwerk Illuminacja zu sehen.
Im Babylon Mitte sind diesen Samstag zwei rare Eustache-Filme zu sehen (soll heißen: selbst im Vergleich zu anderen Eustaches rar): Le jardin des délices de Jérôme Bosch und Le Cochon. Die sollte man sich keinewfalls entgehen lassen, selbst wenn man, so wie ich, mit Eustache bisher noch nocht ganz so warm geworden ist wie manch anderer. Neu im Babylon ist eine Reihe namens Psychedelic Cinema. Diese zeigt ab nächsten Dienstag in unregelmäßigen Abständen zunächst vier Programme, die jeweils aus zwei Filmen bestehen, wobei eine Hälfte des Double-Features auf Originalton zugunsten von Live-Musik verzichten muss. Ob die beiden Filme auch einzeln frequentiert werden können (in diesem Fall würde mich der nicht durch einen hippen Szene-DJ verunstaltete The Trip (Roger Corman) durchaus reizen), ist mir nicht bekannt. Und zu guter letzt zeigen die Freunde des schrägen Films nächsten Mittwoch den klassischen Exploitationfilm Maniac aus dem Jahr 1934. Wer Reefer Madness und andere Filme dieses Produktionsumfelds kennt, weiss, welches delirante Vergnügen hier im babylonischen Studiokino lauert.
Zu guter letzt läuft im Zeughauskino neben der letzte Woche erwähnten Karl-May Reihe heute abend Werner Herzogsd sehr schöner Grizzly Man.
Wednesday, September 05, 2007
3 Filmenden
Kardiogramma, Darezhan Omirbayev, 1995
House of Bamboo, Samuel Fuller, 1955
Los Violadores aka Mad Foxes aka Stingray 2, Paul Grau, 1981
House of Bamboo, Samuel Fuller, 1955
Los Violadores aka Mad Foxes aka Stingray 2, Paul Grau, 1981
Tuesday, September 04, 2007
Kardiogramma, Darezhan Omirbayev, 1995
Zhasulan wohnt mit seinen Eltern mitten im Kasachischen Nirgendwo und muss einen Generator anwerfen, wenn er nackte Frauen sehen möchte. Später genügt ihm ein Loch in der Dusche des Krankenhauses. Doch bevor es soweit ist, steht er mit seiner Mutter auf einer Steppe wie einst Cary Grant in North by Northwest. Darezhan blickt zum Horizont und die Kamera blickt in alle möglichen Richtungen. Doch diesmal kommt kein Flugzeug, sondern nur der Bus.
Eine Steppe sieht aus wie die andere. Auch die Gänge und Treppen im Krankenhaus wiederholen sich eher, als dass sie sich von einander unterscheiden würden. Und wohin sie jeweils führen, ist im einzelnen schwer zu sagen. Im Zweifelsfall zu weiteren Gängen oder Treppen, manchmal in die Dusche, in welcher Zhasulan nackte Frauen beobachten kann und manchmal in den Schlafsaal, in welchem er seltsame Dinge träumt. Seltener führen die Treppen und Gänge ins Freie. Wahrscheinlich führen sie überhaupt nirgends hin, sondern sind Teil eines Ortes, der für die meisten mehr Ziel als Weg ist und aus welchem man nur entkommt, wenn man wie Zhasulan am Ende die völlige Dunkelheit und Unsicherheit wählt.
Doch bevor es soweit ist, unterhält sich ein Arzt mit einer Krankenschwester über Fußball. Ob Pele ein besserer Spieler sei oder Maradona. Später, während Zhasulan sein Talent zum Tormann entdeckt, zeigt Kardiogramma dann, wie grausam und brutal Fußball sein kann. Jeder Schuss ein Schnitt.
Doch in Kardiogramma ist nicht nur Fußball potentiell brutal, sondern auch die Filmsprache selbst. Vor allem die Montage (und insbesondere POV): Jeder Schnitt ein Schuss.
Kardiogramma ist jetzt, auf einer DVD mit dem gleichfalls bezaubernden Kairat, im Videodrom entleihbar.
Eine Steppe sieht aus wie die andere. Auch die Gänge und Treppen im Krankenhaus wiederholen sich eher, als dass sie sich von einander unterscheiden würden. Und wohin sie jeweils führen, ist im einzelnen schwer zu sagen. Im Zweifelsfall zu weiteren Gängen oder Treppen, manchmal in die Dusche, in welcher Zhasulan nackte Frauen beobachten kann und manchmal in den Schlafsaal, in welchem er seltsame Dinge träumt. Seltener führen die Treppen und Gänge ins Freie. Wahrscheinlich führen sie überhaupt nirgends hin, sondern sind Teil eines Ortes, der für die meisten mehr Ziel als Weg ist und aus welchem man nur entkommt, wenn man wie Zhasulan am Ende die völlige Dunkelheit und Unsicherheit wählt.
Doch bevor es soweit ist, unterhält sich ein Arzt mit einer Krankenschwester über Fußball. Ob Pele ein besserer Spieler sei oder Maradona. Später, während Zhasulan sein Talent zum Tormann entdeckt, zeigt Kardiogramma dann, wie grausam und brutal Fußball sein kann. Jeder Schuss ein Schnitt.
Doch in Kardiogramma ist nicht nur Fußball potentiell brutal, sondern auch die Filmsprache selbst. Vor allem die Montage (und insbesondere POV): Jeder Schnitt ein Schuss.
Kardiogramma ist jetzt, auf einer DVD mit dem gleichfalls bezaubernden Kairat, im Videodrom entleihbar.
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