Monday, December 24, 2012

Unter Geiern, Alfred Vohrer, 1964

Ein bildgewaltiger Abenteuerfilm voller Gewaltbilder wie Reinls Winnetou-Kracher will der Film schon auch sein, in der Wasserfallszene zum Beispiel (wo wurde die gedreht?), viel aber bleibt Routine. Zu sich kommt er eher in den Innenszenen (und die Außenszenen werden zu Innenszenen, weil sich da zum Beispiel alle im Kreis aufstellen und sich so in die Einstellung drängen - der erste Halbkreis mit den Stars im Vorder-, der zweite mit den jugoslawischen Statisten im Hintergrund; sehr deutsch sieht der Film vor allem in diesen außen externalisierten Innenszenen aus). Das schnelle hin und her in den Salons und Farmhäusern, die Aktionen, die sich über mehrere Figuren verteilen, von einer zur anderen wandern, Szenen, in denen sich zwei Gruppen von Menschen gegenseitig belauern, das ist Vohrers Ding mehr als das Western-Pathos.

Auch das mit der Gewalt: Die ist immer eingebunden in Kommunikation, selbst noch im Finale, das aus sehr viel Personenherumgeschiebe besteht und sehr wenig Leidensdruck aufbaut - muss ja auch nicht immer sein. Unter Geiern ist, anders als zumindest die ersten beiden Winnetous von Reinl, kein großer Film, aber doch ein schöner Film über Gewehre und Pistolen. Die sind allgegenwärtig, aber die Waffe ist in Unter Geiern nicht nur Werkzeug, sondern auch - vielleicht: noch mehr - Ausdrucksmittel. Es gibt zwei Typen von Schüssen in dem Film: solche, die einen Zweck haben und solche, die etwas ausdrücken wollen. Ich habe mir sogar eingebildet, dass sich die beide unterschiedlich anhören. Und in jedem Fall interessiert sich Vohrer weit mehr für den zweiten Typ.

Viele eher so nebenbei abgefeuerte Freudenschüsse, einmal wird ohne rechte Motivation eine komplette Bar zerballert, auch gleich mehrere "unwillkürliche" Schüsse, einmal feuert Old Shurehand (Stewart Granger) seine Waffe, als Annie Dillman (Elke Sommer, sie und Granger sind super, ohne die beiden wäre der Film eine Nullnummer) ihn umarmt. Doch Annie lässt sich von dieser unzweideutigen Metapher nicht beeindrucken, sie schießt zurück, später, mehrmals: eine Glocke von der Veranda, einen Hut vom Kopf, zwei weitere Kugeln einem Gangster vor die Füße. Später, in der Wagenburg hantiert sie linkisch, aber begeistert mit einem ihr eigentlich zu großen Gewehr. Wen kümmert da noch, ob sie jemanden killt.

Winnetou hat dagegen nicht viel zu melden. Seine Silberbüchse wacht souverän, aber auch ein wenig autistisch über dem Geschehen, hält den Plot abstrakt in Schach, bekommt einmal sogar eine eigene Subjektive, tritt aber nie ein in das Spiel aus Schuss und Gegenschuss; bzw wenn sie beendet es in dem Moment, in dem sie es doch tut.

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