Friday, January 24, 2020

Nachäffen

Die letzte von doch nicht allzu vielen Filmbulletin-Ausgaben, für die ich mitverantwortlich war, ist ziemlich schön geworden, glaube ich. Zum Tierschwerpunkt habe ich einen Text zu Affenfilmen beigetragen, und erst jetzt fällt mir auf, dass ich da auch etwas über das Verb "nachäffen" hätte schreiben können, denn in gewisser Weise bringt das Wort auf den Punkt, was (oft) passiert, wenn ein Affe bzw ape suit vor der Kamera auftaucht. Das Nachäffen ist eine Wiederholung menschlichen Verhaltens, aber nicht als Kopie, sondern als Parodie und Verächtlichmachung. In der Veraffung wird etwas sichtbar - am Menschen. Das Äffische wird zum Interpretant des Menschlichen und das funktioniert nur, weil es, aller Ähnlichkeit zum Trotz, doch eine Differenz gibt zwischen beidem. Anders ausgedrückt: Im Kino äfft der Affe immer schon den Menschen nach. Der Affe ist also, als gefilmter, eine Kritik am Menschen, aber nicht weil er ein "unvollendeter" Mensch ist (das wäre die rassistische Variante der Affenmotivik, die sich das Kino zum Glück nur selten zu eigen macht), sondern weil er ein überdeutlicher Mensch ist.

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